Geschichten:Ein Syrrenholter Schreiben zur Grafenhochzeit zu Eslamsgrund

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Burg Zankenblatt, Baronie Syrrenholt.

Mehrere, teils bereits recht weit abgebrannte, Kerzen erhellen das kleine Kabinett im Palais der Burg. Durch das leicht geöffnete Fenster dringt sanftes Mondlicht hinein.

Erlan von Zankenblatt sitzt in einem schweren Lehnsessel, gebeugt über ein aufgeschlagenes Kontor-Buch, und notiert einige Zahlen und Vermerke. Ein leises Klopfen lässt ihn kurz aufschrecken, eher er seinen Kopf in Richtung Türe wendet, wo sein altgedienter Sekretär nach Aufforderung eintritt.

"Setze er sich zum Diktat, Travian!" Der Geheißene nimmt in gewohnter Manier an einem kleinen Pult Aufstellung, wo er erwartungsvoll seine Kiele anspitzt. Es ist, wie all die vergangenen male. Eine vertraute Stille senkt sich über den Raum, ehe der Baron nach einer kurzen Pause zu sprechen anhebt:

"Wir beabsichtigen ein Grußwort an Graf Siegeshart von Ehrenstein ä.H. zu Eslamsgrund zu verfassen, in dem Wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen wollen, nicht selbst an der anstehenden Hochzeit teilnehmen zu können ..."

"Wir reisen nicht nach Reinherz?", ein Aufschrei der Enttäuschung entweicht dem ansonsten stets ruhigen Schreiber, ehe er sich wieder in gebührender Weise dem scribieren widmet. Er hat bislang seinen Herrn stets auf seinen Reisen begleitet und sich insgeheim schon auf die anstehende Brautfahrt gefreut.

Stirnrunzelnd ob dieses kurzen und ungewohnten Ausbruchs setzt der Baron sein Diktat fort: "Schreibe er, Uns plagen erneut die weiland auf dem Turniere zu Greifenfurt erlittenen Leiden, insbesondere das steife Bein setze Uns arg zu!"

"Aber Herr, es ist doch allgemein bekannt, dass Euer Hochgeboren keinerlei bleibenden Gebrechen davongetragen haben ...", entweicht es dem noch immer enttäuschten Schreiber.

"Was erlaubt er sich? Halte er seine Zunge im Zaum!", aufbrausend erhebt sich der Baron zu Syrrenholt. "Wir werden es nicht dulden, dass er in solcher Art und Weise mit Uns diskutiert!" Wutschnaubend, aber insgeheim bereits wieder versöhnt mit seinem alten Weggefährten, lässt er seinen Schreiber ein paar Augenblicke Zeit des Bedauerns.

"So, also, Alle guten Wünsche, pipapo, gezeichnet und Tsas Segen, etc. - er weiß schon, wie gehabt! Und sende er beiliegend eine kleine Aufmerksamkeit, vielleicht einen Zinnpokal mit dem Wappen der Pfortenritter, oder eine kleine Stickerei mit ebensolchem Wappen! Hauptsache, es verdeutlicht unser Intersse an dem Hause Ehrenstein im Rahmen der Bruderschaft - und kostet nichts!"

Erlan von Zankenblatt nimmt erneut Platz in seinem gewohnten Ledersessel, wo er sich ein Glas Wein einschenkt, während das Kratzen von Feder auf Pergament die Stille erfüllt.

"Danach werden Wir Uns mit der Erweiterung der Mühlenverordnung beschäftigen, welche itzo dem gemeinen Müller erlaubet, neben Korn- und Gerstenbrände fortan auch diverse Obstbrände zu veräußern. Wir erwägen im Zuge dieser Erweiterung Unsere Schanklizenz zu überarbeiten und anzupassen. Wir haben bereits eine überschlägliche Schätzung der Mehreinnahmen erarbeitet, welche er nun im Detail ausarbeiten werde!"


(J. Jeub)

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