Geschichten:Maulwurf in Not - Teil 2

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Grafschaft Waldstein, Baronie Leihenbutt


Unauffällig bewegte sich Bernwart durch die engen verwinkelten Gassen der kleinen Stadt Leihenbutt. Seinen Mantel hatte er eng um die Schultern geschlungen und gelegentlich warf er einen gehetzten Blick über die Schulter, weil er das Gefühl nicht loswurde, dass ihm jemand folgte.

Am Ende der Herzogsgasse angelangt blickte er sich aufmerksam um. Weit und breit war kein Licht entzündet, doch das Antlitz des Herrn Praios war erst vor kurzem hinter dem Horizont versunken.

Das Wasserrad der Mühle, die der Informant zum Treffpunkt auserkoren hatte, drehte sich langsam aber stetig. Ein Knarren und Plätschern ertönte unentwegt. Bernwart sah sich aufmerksam um, aber noch war niemand zu erkennen. Er hoffte, dass sein letzter Informant ihn nicht betrogen hatte, denn er hatte ihm jemand Besonderes versprochen.

Hinter der Mühle trat auf einmal eine einsame Gestalt, ebenfalls in einen wallenden Mantel gekleidet und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

Bernwart räusperte sich und trat dem Neuankömmling entgegen.

„Phex zum Gruße, guter Herr“, sagte er leise und blieb in sicherer Entfernung vor seinem Gegenüber stehen.

Die Gestalt lüftete ihre Kapuze nicht, hielt aber ebenfalls inne.

„Man sagte mir, dass Ihr einige interessante Informationen besitzt und wie der listige Herr Phex es nun mal will, habe ich genügend Geld bei mir“, begann Bernwart.

„Daran kann es keinen Zweifel geben“, flüsterte die Gestalt ihm gegenüber. „I’r seid ganz schön neugierig, mein ’err.“ Es war die Stimme einer Frau, da war Bernwart sich nun sicher.

„Nun,“ er lächelte selbstgefällig und stemmte die Hände in die Hüften. „das mag sicherlich sein, aber das sollte nicht Euer Belang sein.“

„Sischer?“ fragte die Frau süffisant und kam vorsichtig und leichtfüßig einen Schritt näher. Bernward ließ sich nicht beirren: „Was könnt Ihr mir berichten? Habt Ihr Beweise, ganz so wie es mein Freund sagte?“

Die Frau hielt inne und kicherte. „Natürlisch ’abe isch Beweise. Man könnte sogar sagen, isch weiß alles über die Comtessa. Um die ge’t es Eusch doch, nischt wa’r?“

Langsam wurde es Bernwart unheimlich. Irgend etwas stimmte mit dieser Frau nicht.

„Ich glaube, Ihr wollt mich bloß zum Narren halten! Einen angenehmen Abend noch.“ Er drehte sich um und tastete nach dem langen Messer in seinem Gürtel, als er schnellen Schrittes von der Mühle fort schritt. Ein Blick zurück bestätigte ihm, dass die Gestalt noch dort stand, wo er sie verlassen hatte. Er beschleunigte seine Schritte, doch bevor er die nächste Ecke eines windschiefen Fachwerkhauses erreicht hatte, spürte er bereits einen stechenden Schmerz in seinem Rücken. Keuchend ging er in die Knie, seine Finger gruben sich in den morastigen Boden. Hustend versuchte er ein Stück weiter zu kriechen, doch seine Kraft verließ ihn. Der Schmerz pochte heftig und drohte ihm die Sinne zu rauben. „Wer ’at disch geschickt, mon ami?“ hörte er plötzlich die leise feminine Stimme neben seinem Ohr.

„Sag es mir, und isch schone dein Leben. Verschprochen.“

„Lasst… lasst mich am Leben,“ keuchte Bernwart, der fürchtete, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Er reckte den Kopf nach oben und sank dann doch wieder zurück, bis sein Gesicht im kalten Dreck ruhte.

Die Frau neigte sich herab, um den Worten des Spitzels zu lauschen.

Unter einem wilden Schrei, gemischt aus Wut und Schmerz, bäumte der Mann sich auf und schlug nach der Angreiferin. Sein Messer durchtrennte den schweren Mantel, doch dann wurde Bernwart von seiner Pein übermannt und fiel erneut zu Boden.

Ein bösartiges Zischen erklang von der Frau, als sie zurück wich. „Dafür wirst Du bitter za`len, Du widerlischer Kretin“, flüsterte sie gefährlich, richtete ihre Waffe auf den Kopf Bernwarts und drückte ab. Boron umfing ihn schnell und während Golgari seine Seele von dannen trug, fluchte Simiona und betastete die Stelle an ihrem linken Arm, wo das Messer des Spions sie erwischt hatte. Blut rann über ihre behandschuhten Finger und ihr Unterarm pulsierte vor Schmerz. Der Schnitt war nicht groß, aber dafür sehr tief.

Verärgert sah sie sich um und zerrte die Leiche dann zu der nahe gelegenen Mühle. Ein kräftiger Stoß und der leblose Körper fiel ins kalte Wasser. Mit einem dumpfen Aufschlag traf das Wasserrad auf den Leib des Toten und zog ihn unter die Wasseroberfläche.

Das würde zwar nur kurzfristig vorhalten, aber für etwas anderes war keine Zeit. Ihr Arm schmerzte niederhöllisch und sie wollte so schnell wie möglich zurück zur Burg, um den Medicus aufzusuchen. Nimmgalf würde sie eine nette erfundene Geschichte erzählen, um ihn zu beruhigen.


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