Geschichten:Schriftstück aus Hartsteen

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Schriftstück aus Hartsteen (aufgefunden bei einem Boten - tot)


An Seine Exzellenz, Hartuwal vom Großen Fluss, Erzkanzler des Reiches

Betr.: Lagebericht aus Hartsteen


Eure Exzellenz,

nun ist dies bereits das dritte Schreiben, das ich in den letzten beiden Götternamen an euch verfasse. Da ich bisher keinerlei Replik von Euch erhielt, mag es mir scheinen, dass die von mir auf den Weg gesandten Boten Ihr Ziel nimmer erreichten oder aber Eure Antwort aus mir unbekannten Gründen bisher nicht den Weg hierher fand.

Darob so bleibet aber die innigste Hoffnung, dass Ihr, trotz der Verlagerung der politischen Geschicke des Reiches in östlichere Provinzen, uns hier gewisslich nicht vergessen haben möget, seit Wehrheim verheert und auch Gareth offenkundig unter großen Verwüstungen gelitten.

Die Lage hier in Hartsteen deucht prekär. Unsicher im besten Fall, katastrophal im schlimmsten. War doch die Reichsstadt einstmals ein beschauliches, ruhiges Fleckchen, so hat sich nun dies Bild aufs Grundlegendste geändert. Noch immer erreichen uns Überlebende aus dem Osten, Flüchtlinge ohne Hab und Gut, die, wenn sie hier von der Lage in der Hauptstadt erfahren, gar gänzlich den Kopf hängen lassen und den Mut verlieren. Söldnervolk und zwielichtiges Gesindel tummelt sich allenthalben, obschon ich dem Rat - und damit den ansässigen Händlern und Handwerksmeistern hier - es hoch anrechne, ihr eigenes Vermögen zum Schutze der Stadt in bewaffnete Briganden zu investieren, statt die eigene Habe in Sicherheit bringen zu wollen. Und dennoch - oder gerade drum- die Preise steigen täglich.

Doch Sicherheit... welch trügerisches Wort! Sicherheit scheint hier weit entfernt zu sein. Gar nirgendwo im Osten zu erspähen und letztlich auch in Gareth nicht, will man den wenigen Reisenden aus jener Richtung Glauben schenken. Und so verharrt die kleine Stadt umgeben von Gefahren. Noch immer nämlich schwelt der Krieg der Grafen und die gesamte Grafschaft gleichet einem Fass Hylailer Feuer. Graf Luidor, aus der Familie derer von Hartsteen, residiert hier auf Burg Natterndorn, spricht den Bürgern und den Menschen des Umlandes Mut zu und erfreuet sich hier inzwischen recht großer Beliebtheit. Wie eine Spinne in ihrem Netze aber lauert Graf Geismar von Quintian-Quandt auf der Feste Feidewald, sich der Loyalität einiger Rittergeschlechter versichernd durch allerlei Versprechungen und wohl auch Intrigen. Nahe gräflich Feidewalds soll es bereits einen ernsthaften Zusammenstoß zwischen der Familie von Hartsteen treuen Rittern und einigen Gefolgsgängern der Quintian-Quandts gekommen sein. Von einem üblen Gemetzel ist hier gar die Rede. Die so entstandene Rechtsunsicherheit der Grafenwürde ob dieser Situation erschärft die Lage in der Grafschaft selbstredend noch mehr, denn allenthalben beginnt man von Überfallen seitens einiger Raubritter zu hören, die sich, weder dem einen Grafen noch dem anderen beugend, am Hab und Gut der Bauern des Umlandes gütlich tun, Gehöfte brennen und Lebensnotwendiges stehlen.

Sicher allein scheint die Meile um die Stadt zu sein, die vom Rat vor einiger Zeit dem stadtgebiet zugeschlagen wurde. Hier patrouillieren auch die Söldner des Rates, hier werden Palisaden errichtet, hier finden sich eilig errichtete Wachtürme zum Schutze des Umlandes, in dem sich auch etliche Flüchtlinge niedergelassen haben, bereit sich im Schutze der Stadt eine neue Existenz aufzubauen mit dem Wenigen, was sie noch haben.

Doch auch die Gefahr versprengter Wesen aus den Gefolgen der finsteren Gegner des Ostens ist noch nicht gebannt, denn immer noch hört man, dass diese leblosen Kreaturen und Schlimmeres des nachts die die Gegend verheeren.

Ihr seht, Eure Exzellenz, wie wichtig hier vor allem eines ist: Hoffnung. Die Hoffnung vor allem nämlich, dass wir hier nicht vergessen wurden von all den Hohen und Edlen, die sich nun in Elenvina tummeln!

Ohne Hoffnung, ohne Recht und ohne Gesetz regiert Verzweifelung und Willkür, und so ersehenen wir den Tag, an dem wir wieder Weisung von den Hohen des Reiches erhalten.

Im Sinne dieser Hoffnung verbleibe ich Euer ergebener


"Fänger",

Zuträger-Zeichen: HT-63-e


(J. Hegel)