Geschichten:Unter Kampfgefährten

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Der kleine Reitertrupp näherte sich Burg Knoppsberg über die Straße von Rommilys her. Die Spitze nahmen nebeneinander ein Ritter und eine junge Geweihte ein, die sich von der Farbe ihrer Wappenröcke wie Tag und Nacht voneinander abhoben. Hinter beiden folgten weitere Bewaffnete und Knechte mit Packpferden. An jener Stelle, an der vor Jahren ein Gefecht gegen Schwarztobrische Kämpfer geschlagen wurde, hielt man kurz an und der Anführer der Gruppe erklärte mit weit ausholenden Bewegungen, was hier geschehen war. Auf ihr Wort hin stiegen alle ab und knieten sich mitten auf der Straße zu einem Gebet. Einige Bauern hielten mit ihrem Waagen in respektvoller Entfernung an, bis die Herrschaften geruhten, den Weg wieder frei zu geben. Schließlich stieg man wieder auf die Rücken der Pferde und setzte den Weg fort.

Ein einzelner Reiter traf zuerst am Tor Burg Knoppsbergs ein. Sein Wappenrock wies ihn als Gefolgsmann des Hauses Firunslicht aus. Auf den Zuruf der Wachen nach Woher udn Wohin hub er an: "Mein Herr, der Landvogt vom Arvepass Aldron von Firunslicht, und ihre Gnaden Yandrade Ancragar von Perricum sind nah hinter mir und wünschen in Travias Namen Gastung in dieser Burg."

Die Burgwache schickte sogleich einen Laufburschen, um dem Vogt Taradir die Nachricht zu überbringen. Der wies gleich die gesamte Wache an, Landvogt Aldron von Firunslicht und Ihre Gnaden Yandrade Ancragar von Perricum gebührend und mit den ihnen zustehenden Ehren zu empfangen.

Sogleich begann eifriges Gewirbel in der Knoppsburg, denn die Stallburschen mussten bereit stehen und eine Tafel sollte hergerichtet werden, auf dass sich der Besuch und seine Getreuen stärken könnten.

Sobald die Wache Aufstellung genommen hatte und die Reiter sichtbar waren öffnete man die Tore und Taradir von Bügenhobel erwartete Aldron auf dem Burghof. Auch das Wetter meinte es gut an diesem Tag im Ingerimm 1032 BF, die Praiosscheibe stand zu dieser späten Morgenstunde hoch am Himmel, den Wachen und auch Taradir selbst lief schon der Schweiß von der Stirn.

Als Aldron und Yandrade abgestiegen waren und ihre Pferde den Stallburschen überantwortet hatten, begrüßte Taradir seine Gäste aufs herzlichste: "Werter Aldron, Euer Gnaden Yandrade, wie schön Euch zu sehen, Travia mit Euch. Bitte, tretet näher und seid Gast in Knoppsberg. Es wurden Räume hergerichtet, in denen Ihr Euch erfrischen könnt. Alsdann, riecht Ihr es schon? Das Mittagessen ist gleich fertig. Willkommen." - "In Travias Namen seid bedankt, Hochgeboren. Eine Wohltat, die Gastfreundschaft eurer Burg wieder genießen zu können." Aldron begrüßte seinen Kampfgefährten auf für seine Verhältnisse recht herzliche Art und stellte noch die Frau im Ornat der Leuinkirche als seine Tochter vor, die auf dem Weg sei zur Löwenburg.

Persönlich geleitete Taradir nach er Begrüßung seine Gäste in die Burg, wo sie von Bediensteten weiter geführt wurden. Kurz danach ließ Taradir zum Mittagessen bitten. Während des Essens selber konzentrierte man sich traviagefällig auf die gereichten Speisen. Zwischen den Gängen berichtete Aldron von einigen unerhörten Vorgängen im Greifenfurtschen. Der gesamte Kaisertross sei dorten von einem unheimlichen Ritual aus grauer Vorzeit in einem Zeitenriß gefangen gewesen und man habe sich nur mit MÜhe aus der Vergangenheit befreien können. Yandrade indes, die diese in knappen Fakten referierte Geschichte schon zu kennen schien, war eher an Neuigkeiten des jüngsten Schwertzuges der Kirche interessiert. Beide Gäste schienen überrascht, als Taradir eröffnete, man habe sich wohl in Perricum eingeschifft, um nach Beilunk zu fahren und Gerüchten zufolge dann weiter nach Warunk zu ziehen.

"Dann ist es soweit. Schlußendlich wird zum Sturm auf die schwarzen Lande geblasen. Leodane schrieb mir nach Rommilys, dass der Graf von Eslamsgrund in meiner Abwesenheit mit einem Heer über den Arvepass gezogen sei." Aldron wirkte nachdenklich. "Bedauerlich, dass meine Reise an den Hof mich dies versäumen ließ." - "Grämt euch nicht", warf die Geweihte knapp ein, obwohl sie das Gefühl ihres Vaters teilte. Dieser nickte knapp und erklärte: "Mein Anliegen war nicht von weniger Bedarf. Taradir, darob wollte ich ohnehin mit euch sprechen. Ich habe von seiner Erlaucht das Wohlwollen zugesprochen bekommen für eine Idee, die ich und der Baronet von Brendiltal schon einige Zeit hegen..." - "Eine Idee?", hakte Taradir nach, während die Reste der gereichten Nachspeise aus den ersten frischen Beeren des Jahres abgeräumt wurden.

Aldron wartete, bis die Herrschaften wieder unter sich waren und fuhr erst dann fort. "Wir wünschen einen Bund von Adeligen zu gründen, der sich der Einheit der Markgrafschaft weiht und dessen Mitglieder sich in gegenseitiger Unterstützung als eine Klammer zwischen Nord und Süd erweisen mögen."

"Einen Bund von Adligen?", erkundigt sich Taradir neugierig nachfragend. "Natürlich sollte ein jeder Adelige für die Einheit der Markgrafschaft eintreten, aber wir kennen ja die Ressentiments, sowohl aus dem Süden als auch dem Norden ...", sinnierte er, "eine recht gute Idee scheint mir das, welche Aktionen sollte sich dieser Bund vornehmen, gibt es schon ein genaueres Konzept? Und habt ihr schon weitere Mitstreiter aufgetan? Und letztlich stellt sich noch die Frage, wie sich Perricum zu diesem Bund stellen mag."

"Die Stadt ist mir einerlei, wir haben das Wohlwollen des Markgrafen. Ich komme gerade vom Kaiserhof, wo ich ihn sprach. Ihr seid der Erste, den ich anspreche, aber ich habe noch vor, eure Nachbarin anzusprechen und weitere Adlige der Mark. Bislang habe ich die Unterstützung des Baronets von Brendiltal sowie die Retos von Binsböckel. Von Niederriet wird die Führung der Reiterschwadron übernehmen, die gebildet werden soll aus Freiwilligen." Im weiteren erläuterte Aldron in recht knappen Zügen die Ziele, die mit dem Bündnis verfolgt werden sollten. Man wollte sich gegenseitig beistehen und mit gutem Beispiel voran gehen in der geeinigten und doch geteilten Markgrafschaft. Gemeinsam wolle man gegen Bedrohungen streiten wider die Lande am Darpatmund aber auch gegen jene, die sich gegen die Verbündeten stellten. Das Ganze solle nicht nur mit dem Schwert sondern auch dem Wort geschehen und mit einem feierlichen Eid vor den Brüdern und Schwestern bekräftigt werden und in regelmäßigen Gedenktagen gefestigt werden.

Als Aldron geendet hatte leuchteten die alten Augen Taradirs vor Tatendurst, so wie in guten alten darpatischen Zeiten. "Werter Aldron, eine sinnvolle und praiosgefällige Sache habt ihr euch da einfallen lassen. Sagt, was soll als erstes getan werden und wie genau kann ich dabei unterstützen?"

Am nächsten Morgen verließ die Gruppe die Burg Taradirs wieder, nachdem man den vorherigen Tag in langen und fruchtbaren Gesprächen verbracht hatte. Aldron war zufrieden, sein Vorhaben hatte die ersten Schritte zurückgelegt.


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