Perricum:Junkertum Echternberg
Das Junkerntum Echternberg breitet sich entlang des Barun-Ulah, der geographisch-politischen Grenze zwischen Aranien und dem Raulschen Reich, in Form eines langen Streifens aus. Von weit oberhalb der rahjawärts gelegenen Quelle des Flusses bis wenige Meilen vor den Flecken Rash Lamashu gehören die sanften, meist bewaldeten Ausläufer des Raschtulwalls, aber auch dessen karge, schroffe Gebirgszüge zum Lehen der Lamashus. Die firunwärtige Grenze zu den Lehen Rash Lamashu, die aus wenig mehr als der Ortschaft selbst und einigen dutzend Rechtsmeilen des sehr fruchtbaren Ackerbodens besteht und Barunseck, welche das übrige Gebiet der Baronie auf sich vereint, ist nicht geographischer Natur sondern verläuft willkürlich durch das Hügelland. Ursprünglich umfasste das Lehen auch die Ortschaft Rash Lamashu und nahm damit den gesamten Bogen entlang des Barun-Uhla ein. Die Teilung erfolgte aus einer Erbschaftsstreitigkeit zwischen Zwillingen her, die beide nach alten Recht auf ihren Anspruch pochten.
Aus dieser Lage heraus ist Echternberg die Grenzprovinz innerhalb der Grenzbaronie Weißbarun. Scharmützel mit marodierenden Ferkinasippen sind hier an der Tagesordnung.
Die tulamidischen Wehrdörfer haben als vorherrschende Siedlungsform deshalb auch bis zum heutigen Tage überdauert. Diese liegen zumeist in den Tälern zwischen den zahlreichen Hängen, Hügeln und Bergen des Raschtulwalls. Im Tal werden Weizen, bisweilen auch nur Roggen, Tomaten, Paprika und Arangen angebaut, an den Hängen weidet meist Vieh, sofern nicht Terrassen als weitere Anbauflächen angelegt wurden. Traditionell werden Ziegen oder Schafe bevorzugt; das Rind bleibt eher den weiten Ebenen vorbehalten. Pferde werden in erster Linie für den Bedarf der Edlen gehalten. Sogar Wein, der sich in seiner Güte aber weder mit dem liebfelder noch mit dem almadanischen Tropfen messen kann, wird von den Bauern Echternbergs eingebracht. Typisch gerade für die Niederungen entlang des Barun-Ulah sind die Aprikosenbäume, vereinzelt und eher im äußersten Praios auch Pfirsichbäume. Wiederum zahlreicher und auch in Tälern und Hängen zu finden sind Apfelbäume verschiedenster regionaler Sorten. Man sagt, jedes Tal habe eine eigene Sorte kultiviert. Auch der Olivenbaum darf als Kulturpflanze nicht unerwähnt bleiben.
Je weiter es im Lehnen efferdwärts geht, desto schwieriger wird es, dem Boden Früchte ab-zutrotzen. Der Schlag von Holz erfolgt zwar, stellt aber im Gegensatz zum Junkerntum Ba-runseck keinen nennenswerten Wirtschaftszweig dar, denn der Barun-Ulah ist weder breit noch tief genug, um das Holz wegzuschaffen. Deshalb wird das im Echternbergischen geschlagene Holz zumeist auch nur im Lehen selbst verbaut. Dies gilt in gleicher Weise für Baugestein.
Die deshalb recht ausgedehnten Bergwaldflächen, in erster Linie mit Pinien und Plantanen und Buchen bestanden, werden von Bauern dieser Landstriche eher dazu benutzt das Vieh im Schatten weiden zu lassen und das Laub und die Früchte zur Mast einzusetzten. Bei dem Segen den Mutter Peraine so reichlich über dieser Region ausgebracht hat, lässt es kaum Wunder, dass die sanfte Göttin fast in jeder menschlichen Ansiedlung einen Schrein hat und ihr in den allermeisten Sippendörfern der zentrale Tempel geweiht ist. Die Handwerkskunst erstreckt sich allerdings auf jene Dinge, die in den Sippendörfern oder den einzelnen Gehöften hergestellt werden können und dies oft nur für den Bedarf vor Ort, eventuell einmal eine Auftragsarbeit aus einem der benachbarten Siedlungsflecken. Überschüsse fallen in diesem Bereich, im Gegensatz zur Landwirtschaft, kaum an. Oftmals muss die Reise in den Marktflecken Rash Lamashu angetreten werden, da der örtliche Grobschmied oder die eigene Schneiderkunst zu kurz greift.
Die alleinige Ausnahme hiervon stellt das Gut Echternberg dar. Einerseits ist es nahezu die einzige Siedlung nach mittelreichischem Vorbild und zum anderen sind hier auch einige echte Handwerker zu finden, sowie der einzige Rondratempel des Lehens. Im Gegensatz zu den übrigen Siedlungen wurde der Wehrbau auf einem Hügel errichtet und dies aus dem harten Fels der Region. Grau, fest und wuchtig nimmt sich der Bau aus, obschon er eigentlich nicht allzu groß ist. Die drei Hauptgebäude umfassende Anlage ist aus wuchtigem, dunklen Bruchstein errichtet und teilweise mit Mauern aus ebensolchem Stein verbunden. Der nahezu quadratische Grundriss hat eine Kantenlänge von knapp zwei dutzend Schritt. Die einzige echte Erweiterung der letzten Jahrhunderte fällt in die Zeit Rohals, des Weisen. Damals wurde dem Haupthaus und dem Gesindehaus über das bisherige zweite Geschoss ein drittes in Fachwerkbauweise hinzugefügt. Seither bieten die weißgekalkten Flächen einen weniger grimmigen Eindruck des Gebäudes.
Einer ernsthaften Belagerung würde das Gut nicht trotzen können, schreckt aber die Ferkinas zumindest soweit ab, dass die Überfälle nie in Sichtweite des heutigen Stammsitzes der Lamashus stattfinden. Der Lehensname rührt, so will es die Legende, auch von der Bauweise der Anlage her. Die Bosperaner Okkupatoren sahen sich nicht nur mit den unbeugsamen Nebachoten sondern auch mit den räuberischen Ferkinas konfrontiert. Deshalb beschloss man einen „echten Berg“ auf dem Hügel zu errichten. Diese Namensgebung darf, schon allein mit Hinblick auf die Tatsache, dass Bosperano damals Reichssprache war, getrost als nette Anekdote gesehen werden. Richtig ist jedoch, dass mit dem Fall Bosperans einerseits eine Umverteilung der Lehen und auch teilweise eine Umbenennung einherging. Es kann also durchaus sein, dass dem „Reichskommisar für die Neuordnung der südlichen Lande“ durchaus der Satz vom „echten Berg“ auf dem Hügel entfuhr. Die Lamashus haben mit ihrem Eintritt für das spätere Raulsche Reich in der zweiten Dämonenschlacht ihr Lehen aufgrund eigener Verdienste zurück erhalten.