Benutzer:VolkoV/Briefspiel

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Am Sandkasten - Wolfaran

Diese neue Information, diese neue Option, da musste alles nochmal genau durchdacht werden. Sie tat etwas, das sie seit Jahren nicht mehr getan hatte: Sie ließ den alten Sandkasten und die Figuren in ihr Gemach bringen. Dieser mochte zwar für viele auf den ersten Blick nur für die Planung einer Schlacht nützlich sein, aber die alte Veteranin konnte am Sandkasten genauso gut die verschiedenen Figuren und deren Beziehungen im großgaretischen Adel abbilden und verschiedene Intrigen durchspielen. Sie wählte einen Zinnreiter in Schwarz und Silber, der schonmal in einer Schlacht für die Truppen eines Namensvetters herhalten musste und stellte ihn neben einen Weidener Rundhelm...

Wolfaran war glücklich... irgendwie. Iralda schlief neben ihm und er schaute sich durchs Fenster an, wie finstere Wolken vor die Sterne zogen, die noch eben für sie beide geleuchtet hatten. Wolfaran war glücklich... keine Frage, aber er wusste, dass er wie seine Mutter vor ihm das Leben eines Liebhabers führen werden müsste. Iralda hatte gesagt, dass ihr die Familienpolitik egal sei, dass sie ihn heiraten würde, egal was die anderen sagen, aber er wusste es besser. Irgendwann würde auch ihr Leben von jemandem bestimmt. Es ging letztendlich immer um Macht, und solche Entscheidungen trafen nicht die jungen Liebenden, sondern die alten Marionettenspieler in den großen Häusern.

Iralda war vielleicht der letzte Spross der Familie von Bärenau, aber sie war auch eine halbe Stippwitz und sie brauchte Geld – der alte Koscher Fuchs würde sich bald melden, wenn er hört, dass sie noch lebt. Und dann würde die Bevormundung beginnen. Sie konnten nicht fliehen, nicht wirklich, sie hatten Ihr Leben den Pflichten des Adels gewidmet, man rannte nicht einfach davon, wenn es kompliziert würde.

Am Sandkasten - Leobrecht

Sie hustete, viele Jahre würden es nicht mehr werden. Es wurde Zeit dafür zu sorgen, dass alle Kräfte an der richtigen Position waren. Sie schob mit einer zwei Schwerter tragenden Raidri-Figur die rotweiße Figur und den Reichssoldaten enger aneinander, hob sie beide auf...

"Alvar von Krauzung", lächelt ging der Reichsvogt auf den alten Firungeweihten zu, "musst Du nicht für die Königin die Brache hüten?"

Der Angesprochene spuckte ein wenig Mohacca aus, den er gegen die Übelkeit gekaut hatte und lief seinerseits über die Planke auf Leobrecht zu. "Die finsteren Mächte scheinen auch mal Ruhe zu brauchen. Es passiert zu wenig, der garetische Adel hat wieder Zeit, sich gegenseitig zu bekämpfen. Das ist eine feine Feste, mein Kerkermeister".

Leobrecht führte seinen alten Jugendfreund in Richtung seiner Burg. "Kannst Du mich ohne Gefangenge schon Kerkermeister nennen? Die Kaiserin hat mich gebeten, die Burg zum Gefängnis umzubauen, aber sie schickt keine Gefangenen!"

"Vielleicht reserviert sie ja für einen ganz besonderen Gefangenen! Es dürfte doch bald einen Grafen zu viel geben...", Alvar räusperte sich, "wie geht es Deiner 'Frau' und den Kindern?"

Ein Schatten flog durch Leobrechts Gesicht. "Ach wäre sie's doch nur! Sie erwartet Dich in der Feste. Ich muss mich vorerst entschuldigen - da sind wichtige Güter mit den Schiffen gekommen, die Rohaja wohl ungern auf dem Schwarzmarkt wiederfinden möchte."

***

Korhilda betrat den mit Delphin-Ornamenten geschmückten großen Saal, "Leobrecht, wir müssen reden!" Leobrecht schluckte zu schnell an dem von Alvar mitgebrachten Torbelsteiner Brand und musste husten. Er kannte Korhilda zu lange. Sie hatte sich was in den Kopf gesetzt, dass ihm nicht gefallen würde.

"Ich habe mich letzte Woche lange mit Alvar besprochen. Er hat mir die Augen geöffnet: Du bist mit hoher Wahrscheinlichkeit das nächste Oberhaupt des Hauses Ochs. Und sehr wahrscheinlich wird Golgari sich mit Giselda nicht mehr allzuviel Zeit lassen. Also warum lässt Du Dich von Ihr in diese Ehe zwingen?"

"Korhilda, die Diskussion hatten wir so oft. Ich wäre kein Ochs, wenn ich nicht auch dieses Joch tragen würde. Ich schulde dem Haus Treue!", Korhilda wollte ansetzen, aber Leobrecht fuhr schnell fort, "Und wir haben doch noch immer den Kampf gegen den Giganten. Ich glaube an Dich, Du kannst das schaffen."

Tränen füllten Korhildas Augen "Du must Dich entscheiden, wem Deine Treue gehört: Mir oder Deiner Tante! Ich will bevor vielleicht sterben sollte, vor den Göttern besiegeln, was uns Rahja und Tsa geschenkt haben. Denk auch mal an die Kinder. Sie sollen einen richtigen Namen tragen dürfen."

Leobrecht starrte auf das leere Glas. Korhilda war wie verändert, sie hatten das alles schon diskutiert und entschieden. Irgend etwas stimmte nicht auf diesem Schlachtfeld, das sagte ihm sein Bauchgefühl. Wahrscheinlich war es nur Korhildas Angst vor dem möglichen Tod, aber...

"Alvar hat zugestimmt, uns noch während seines Aufenthaltes hier zu vermählen... ansonsten nehme ich das Angebot Deiner Tante an führe die Schlunder Truppen auf dem Arvepass - in den sicheren Tod."

Leobrechts Herz krampfte sich zusammen. Er konnte das nicht zulassen - und sie wusste das auch. Verdammt nochmal, sie hatte ihn in der Hand - er hasste das. In letzter Zeit war er der Spielball zwischen diesen beiden Frauen, nur leider spielten sie nicht das gleiche Spiel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Giselda reagieren und denn Ball wieder in eine völlig andere Richtung werfen würde. Wie der Brendiltaler ob der geplatzten Werbung um Chaliba reagieren würde, war auch noch völlig offen. Er würde es nicht leicht haben in der Markgrafschaft.

Korhilda schaute ihn fragend an "Und?"

Leobrecht warf alle seine Bedenken in den Wind und traf sich selbst betreffend wohl seine erste eigenmächtige Entscheidung - es fühlte sich gut an. Um Sicherheit bemüht, griff er auf altes Erlerntes vom Wandlether Grafenhof zurück. Er riss eine Rose aus dem Topf an der Fensterbank - irgendeine Eslamsgrunder Züchtung mit martialischenm Namen, von diesem verrückten alten eslamsgrunder Oberst zu Leobrechts Ernennung geschenkt - ging auf Korhilda zu und fiel aufs Knie. "Hohe Dame Korhilda von Hartwalden-Sturmfels, ich kniee demütig vor Euch als einfacher Diener unserer Kaiserin ohne erbliche Lande. Würdet Ihr mir die Erlaubnis erteilen, den Grafen um eine Verbindung der Häuser Sturmfels und Ochs zu bitten, so wie es Brauch und Sitte ist?"

Korhilda musste lächeln "Heißt das ja? Willst Du mich heiraten?" Leobrecht nickte, und auch Korhilda folgte dem alten Protokoll. "Dann will ich Euch, Hochgeboren Leobrecht von Ochs, diese Erlaubnis erteilen."

Am Sandkasten - Korhilda

...und ließ die rotweiße Figur fallen.

Der Herr auf Ochs

(momentan ausgeblendete Fragmente)