Geschichten:Spottdrosseln - Teil 1: Die feine Gesellschaft

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Dramatis Personae:

ERZÄHLER

KAUFMANN (DER STIER)

ADLIGE (DER FASAN)

DER FAUN

DER GEWEIHTE


ERZÄHLER(charismatische, mitreißende Stimme):

„Es ist Abend, schwül, heiß liegt die Luft im Tal am Darpat, die Gnitzen stechen, die Lustknaben im Korallengarten(Pause)…nicht, haben sie doch ihre liebe Not ihren Dienst zu tun, da jeder sich nach Abkühlung sehnt- jeder? …Bis auf eine!"

(gestenreiche Untermalung einer rahjagefälligen Gestalt) "Jung, schön und unzufrieden taucht sie spät am Abend im Hause eines reichen hiesigen Pfeffersackes auf, der es sich leisten kann das alte Blut, dass scheints eher Geld als Brot frisst auszuhalten. Ein Maskenball nimmt seinen Lauf, wie er wohl schon zur Sitte geworden ist hier…:"

Auftritt der Protagonisten(allesamt mehr aus als angezogen bis auf den Geweihten, und in obskuren Verkleidungen, Gesichter grell überzogen geschminkt)

KAUFMANN(stotternd/derweil er sich scheinbar darum bemüht nicht ins Dekolleté des Fasan Kostümes -bestehend aus wenig Stoff und zahlreichen Federn- zu starren; er selbst ist als STIER verkleidet):

„Oh wie es mich freut Wohlgeboren wieder einmal in meinem bescheidenen Hause zu Gast zu haben…(Handkuss, der ungebührlich körperlich ausfällt) Ich dachte nachdem ich nichts von Euch hörte, ihr wäret am heutigen Abend anderweitig beschäftigt!“

ADLIGE(spröde/arrogant):

„Nun, leider wurde eine andere Festivität abgesagt, sodass ich einmal wieder die Gelegenheit wahr nahm hierher zu kommen. Mein Gemahl zieht den Prickel des Lebens auf dem Ansitz vor- Firuns Wohlgefallen möge ihm zuteilwerden, bevor er sich seine Kronjuwelen abfriert.“

DER GEWEIHTE(aufgerissene Augen bei ihren Worten und gemessenen Schrittes und huldvoll schreitend im näher kommen begriffen- manche würden meinen er schleicht sich an)

ADLIGE(gelangweilt):

„Wie mir scheint, sehe ich keine neuen Gesichter hier…(leichtes Gähnen wird durch eine schlanke Hand verdeckt).

KAUFMANN(stotternd):

„…durchaus. Seht ihr dort drüben der Faun? Ich wette, dieses Vergnügen ist euch noch nicht zuteil geworden. Er ist überaus …beliebt als Gesellschafter.“

ADLIGE(lüsterne Blicke in Richtung des Fauns werfend und sich dabei sinnlich über die Lippen streichend)

DER GEWEIHTE(polternd und das ‚r‘ rollend von hinten dazu kommend während er den Faun von der Ferne mustert):

„Praios zum Gruße Wohlgeboren.“

ADLIGE(ernüchtert und aufgesetzt erfreut):

„Die Götter zum Gruße Euer Gnaden, Praios voran. Welch…(räuspern) ehem freudige Überraschung Euch hier zu sehen!“

DER GEWEIHTE(tadelnd Blicke in Richtung des Fauns werfend):

„Nun, die Diener des Götterfürsten haben überall ihre Augen…“

KAUFMANN(in resignierendem Tonfall):

„Ja das hat meine Tochter auch schon erzählt…!“

DER GEWEIHTE (donnernd) :

„WIE meint er das?“

ADLIGE(darum bemüht den Geweihten los zu werden):

„Unser guter Kaufmann hier meinte nur, dass wir uns eures behütenden Auges jederzeit gewiss sind.“

DER GEWEIHTE:

„Ach so…nunja ganz wie es unsere Pflicht von uns verlangt…gerade die jungen Schafe einer Herde brauchen besonderen Geleit.“

DER FAUN(macht unauffällig im Hintergrund leichte Bewegungen mit der Hüfte beim Wort Geleit)

ADLIGE(versucht ein Grinsen zu unterdrücken und bemüht sich dabei einen beifälligen Ton anzuschlagen):

„Ich hörte, dass euch dort in der Gruppe um den Magister jemand gesucht hat, der unbedingt eine Spende übergeben wollte…“

DER GEWEIHTE(dreht abrupt den Kopf und schaut wer gemeint ist):

„Da will ich denjenigen nicht länger warten lassen, der begreift, dass neben all dem lasterhaften Tun in dieser Stadt der Götterfürst sträflich vernachlässigt wird. Busse ist der erste Weg zur Besserung meine Kinder, vergesst das nicht. Gehabt euch wohl.“

ADLIGE und KAUFMANN warten bis der GEWEIHTE weg ist.

ADLIGE(empört schnaubend):

„Jetzt hat er es doch geschafft, dass ich ihn völlig aus den Augen verloren habe…!“

KAUFMANN(nach einer angemessenen Pause, süffisant fragend):

"…soll ich euch vielleicht einander vorstellen? Er hat sich zurück gezogen, nachdem er euch einige sehnsuchtsvolle Blicke zugeworfen hatte, derweil ihr mit dem Geweihten parliert habt…?“

ADLIGE(abschätzende Blicke in Richtung des Kaufmannes):

„Woher plötzlich eure Freundlichkeit Krämer? Wir kennen uns inzwischen lange genug…“

KAUFMANN(stotternd):

Ich geleite euch Wohlgeborene Dame, der Faun wartet nicht gerne. Wir werden sehen wie ihr euch erkenntlich zeigen könnt.

Der Erzähler tritt hervor und bringt zwei Stühle auf die Bühne, die er und ein anderer besteigen. Ein dünnes Tuch wird von ihnen gehalten, zwei Frauen mit Fackeln erhellen von hinten die Szenerie, wo nun deutlich gegen das Licht sich die Umrisse zweier Körper ausmachen lassen die sich einander nähern. Faun und Fasan…

DER GEWEIHTE(kniend auf dem Boden vor dem Tuch):

„Ich sollte nicht stets vorschnell urteilen über andere oh mein Herr- ich sollte mehr die Demut an den Tag legen, die ich anderen predige. Wie Wohlgeboren mir in ihrer selbstlosen Art bereitwillig kundt tat, gab es auf diesem ungeliebten Feste auch einen wohlmeinenden Gönner, der uns ermöglicht hat den güldenen Leuchter zu erstehen."

DIE SCHATTEN(DER Faun umarmt erst DIE ADLIGE, setzt sie sich dann auf die Knie und umkost ihren Hals. Sie wirft sich in rahjanischer Wollust in seinen Armen hin und her.

DER GEWEIHTE(die Stirne auf den Boden gepresst):

"Ich will in Zukunft auch die Bürgerlichen mit mehr Respekt bedenken, sind sie es doch, die mit ihrem Fleiß und ihren Fähigkeiten so manchem Herrn von Stand aus der finanziellen Not heraus helfen und uns treu ergeben sind."

DIE SCHATTEN( DER FAUN erhebt sich und zeigt DER ADLIGEN, dass sie sich mit dem Rücken zu ihm hin stellen soll, was sie tut und sich erwartungsvoll positioniert.)

DER GEWEIHTE(die Arme gen Alveran erhoben):

"Gib mir Demut…"

DIE SCHATTEN(Hinter dem Faun tritt der Kaufmann hervor(DER STIER)

DER GEWEIHTE(die Arme gen Alveran erhoben):

"Gib mir Respekt…"

DIE SCHATTEN(DER STIER tritt von hinten an DIE ADLIGE und packt sie in der Hüfte)

DER GEWEIHTE(die Arme gen Alveran gereckt):

"Lass mich wieder daran glauben an… das Gute im Menschen."

DIE SCHATTEN(DER STIER vergeht sich an DER ADLIGEN, derweil der Schatten des FAUN zu einem immer größer werdenden Schatten wird, der seine Arme in einer verschlingenden Geste ausbreitet die Fackeln erlöschen abrupt).


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