Perricum:Bruder Abt

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“Wuohl wo är imma zsu findän isdt! In däm Burgvärlies von Bre’shey‘nok”
– ein Nebachote auf die Frage, wo den der Herr dieser schwarzen Feste zu finden sei


Um die Vergangenheit des Abtes vom Kloster Krähenwacht wissen, selbst nur eine Hand voll Ordensmitglieder bescheid. Der Rest ergibt sich aus Gerüchten und Halbwahrheiten.

Man meint, einen leichten, kaum mehr wahrnehmbaren darpatischen Dialekt in der kalten Stimme des alten Mannes zu hören. Doch mehr will der Abt nicht preisgeben. Auch sein Name scheint nur wenigen bekannt zu sein. Angesprochen wird er von jedem mit “Bruder Abt”. Öffentlich tritt er so gut wie nie auf.

Bedenkt man die letzten stürmischen Jahre und seine Kriege, die die letzten Spuren der Jugend aus dem emotionslosen Antlitz des Ritters getilgt haben, so könnte man den Abt auf ungefähr 60 Götterläufe schätzen. Seine schlohweißen Haare hat er seit seiner Knappenzeit in Punin nicht mehr geschnitten. Man könnte meinen, der alte Priester hätte mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Doch ein wohlgestutzter Vollbart und stechend blaue Augen zeichnen ein anderes Bild. Der “Bruder Abt” nimmt immer noch rege am politschen Leben des Ordens teil und auch Perricum beobachtet er mit einem scharfen Auge. Wegen der ständigen Abwesenheit des Komturs auf Krähenwacht widmet er sich immer weniger der Ausbildung der jungen Novizen und dafür mehr seinen eigenen, ehrgeizigen Plänen. Doch immer wieder schickt er seinen Emissär zu Eslam von Brendiltal, dem Komtur Garetiens Lüdegast von Quintian-Quandt, mit dem er persönlich nicht verkehrt, und dem Großkomtur der Rabenmark Gernot von Mersingen. Auch mit dem Abt zu Garrensand Calamun ya Sfardas de Ysarti pflegt er ausgebildete rhetonische Fehde. Er fürchtet die Macht des persönlichen Wortes. Es könnte Dinge aussprechen, die besser im Dunkeln verbleiben sollten.

Auch seine Kampffähigkeiten wollen nicht weichen. Er weiß den Rabenschnabel immer noch besser zu führen als so mancher anderer Ritter. Krieg war sein Leben und nun ficht er mit der Lex Boronia in der Hand und bekämpft so manchen übermütigen Novizen mit Federkiel und Gebet. Er lehrt die Inhalte des Ordens mit verbissener Härte. Wo ein Puniner Hochgeweither noch Milde walten lässt, versteht es der Abt mit klarer Stimme, seine Auslegung der Lex Boronia zu vermitteln. Er weicht nicht im Wort und erst recht nicht in der Tat. Sein Glaube ist unerschütterlich, und man munkelt das der Totengott ein Auge auf den alten Mann geworfen habe. Bei den Novizen fürchtet man seine drakonischen Strafen, bei den Rittern seine Kaltblütigkeit. Nur die Großmeisterin scheint der alte Mann zu respektieren, und ihr gilt seine eherne Treue.


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