Geschichten:Endlich Frieden in der Markgrafschaft Perricum

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Nachdem die Lage in der Markgrafschaft zunächst weiter eskalierte (vgl. Aventurischer Bote 121) und manche Beobachter gar von einer bevorstehenden Selbstzerfleischung sprachen, scheinen nun – zumindest vordergründig – wieder Ruhe und Ordnung in der Provinz Einzug gehalten zu haben, was nicht zuletzt der Kirche der Himmlischen Leuin geschuldet sein soll.

Diese Entspannung der Situation war zunächst nicht unbedingt zu erwarten. Der bisher noch recht unblutige Konflikt zwischen Neu- und Alt-Perricumern, welcher sich das erste Mal auf der Handelsmesse im Städtchen Wasserburg entladen hatte, eskalierte – allen gegenteiligen Aufrufen des Adels zum trotz – weiter.

Damit einher ging auch eine allmähliche Verschiebung der Fronten, weg vom Herkunftsort der einzelnen Fehdenden. So konnte man nun Bündnisse von Nebachoten, mittelreichischen Alt-Perricumern und einstmals süddarpatischen Neu-Perricumern beobachten, die sich mit Angehörigen der gleichen Gruppen befehdeten. Durch den Aufruf seiner Erlaucht Rondrigan Paligan zu Ruhe und Einigkeit hatte sich nämlich der Adel in zwei neue Lager aufgespalten, diejenigen, die ihm und der Idee der neuen Markgrafschaft zugetan sind und denjenigen, die auch weiterhin im Darpat eher eine – nicht nur politische – Grenze sehen.

Aus anfänglichen gegenseitigen Schmähungen wurden handfeste Fehden, die vielerorts in der Provinz Tod und Verwüstung hinterließen. Die Kirche der Herrin Rondra, die in Perricum ihren Sitz hat, forderte die Fehdenden daraufhin unmissverständlich dazu auf, wieder Frieden zu schließen; man habe schließlich im Osten des Reiches schon genug Sorgen und der Adel möge sein Mütchen etwa in der Wildermark kühlen, wo er dann auch gleich ein den Zwölfen wohlgefälliges Werk vollbringen könne. Da der Aufruf wenig bis gar keine Wirkung zeitigte, sprachen Emissäre der Kirche schließlich bei Ihrer kaiserlichen Majestät höchstselbst vor, welche äußerst ungehalten auf die Vorgänge im Südosten ihres Reiches reagierte. Auf Vorschlag des Schwertbundes, der sich als Mittler und Schlichter in diesem Konflikt anbot, forderte die Monarchin die fehdenden Adligen ultimativ auf, ihren Zwist alsbald beizulegen, anderenfalls werde man aus ihren Lehen Ländereien herauslösen. Diese würden dann der Kirche der Himmelsleuin überantwortet, von denen aus sie dann für Frieden unter den Vasallen der Kaiserin sorgen werde.

Dieses Machtwort von allerhöchster Stelle schien seine Wirkung nicht zu verfehlen: Nur wenige Wochen später kamen die betreffenden Adligen in einem kleinen Dorf am Darpat zusammen, berieten sich einige Tage und ließen dann durch eine Gesandtschaft in Perricum sowohl dem Markgrafen als auch einem Gesandten des Schwertes der Schwerter (heilig!) feierlich erklären, dass man sich darauf geeinigt habe, Zwist und Hader mit sofortiger Wirkung beizulegen und ferner, als Zeichen der Reue und des guten Willens gleichermaßen, der Kirche freiwillig Land in den Lehen der bisher verfehdeten Adligen zu überantworten.

Es scheint also, dass in der neuen Provinz nun endlich Ruhe und Ordnung eingekehrt seien.


Meisterinformationen (markieren zum Anzeigen):

Ganz so einfach wie in dem Artikel geschildert lief die Entwicklung nicht ab. Markgraf Rondrigans Aufruf verkomplizierte den Konflikt zunächst nur, da er nicht voraussehen konnte, dass er damit mehr polarisierte als einte: Während die eine Hälfte des Adels seiner Aufforderung Folge leistete und sich so letztlich auf seine Seite stellte (wenn auch oftmals aus eigensüchtigen Motiven heraus), pochte die andere nun nur umso stärker auf ihre Eigenständigkeit(en), was letztlich die Lage noch weiter eskalieren ließ, zumal die (Il-)Loyalitäten beider Seiten oftmals nur vorgeschoben waren, um eine Rechtfertigung für diverse Fehdeerklärungen gegeneinander zu haben. Ihre Helden können nun – aus welchen Gründen auch immer (ein Freund oder Verwandter lebte in einem Gehöft, das dem Zwist zum Opfer fiel; ein fehdender Adliger hält die Charaktere für Parteigänger seiner Gegner etc.) – in diesen Konflikt hineingezogen werden, der im Wesentlichen auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgetragen wird. Vielleicht lassen sie sich aber auch von einer Partei für ihre Sache anwerben oder aber der Markgraf beauftragt sie (entsprechende Reputation vorausgesetzt, ansonsten werden sie von einem seiner Vertrauten angeworben) damit, die Lage für ihn zu erkunden, ihm dann Bericht zu erstatten und letztlich als seine Gesandten den Adligen beider Seiten das Ultimatum der Kaiserin zu überbringen. Vielleicht sind es auch ihre Helden, die bei der abschließenden Zusammenkunft der Fehdenden zwischen diesen vermitteln und das im Artikel genannte Ergebnis dann auf deren Wunsch hin dem Markgrafen überbringen.

Ansonsten wird man sich auch so rasch einigen, da niemand gewillt ist, der Rondra-Kirche größere Ländereien abzutreten (die letztlich angebotenen sind denn auch eher von geringem Wert und ihr Verlust daher leicht verschmerzbar). Die beiden Parteien und ihre Führer sind:

Die „Alttreuen“ (welche die neue Markgrafschaft ablehnen)

  • Wallbrord von Löwenhaupt-Berg j.H.: Der Baron zu Vellberg und ebenso hochdekorierte wie -geschätzte einstige kaiserliche Marschall ist ein hochgebildeter mürrischer Mann um die Vierzig, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht (und ob seines Mangels an Diplomatie schon früher öfters aneckte). Er ist dem Reiche zwar treu ergeben, vom Markgrafen und der neuen Provinz hält er hingegen überhaupt nichts („ein Waschlappen“ bzw. „ein Fehlkonstrukt“). Wenn die Helden an sein Pflichtgefühl appellieren und klar machen, dass die Markgrafschaft und ihr Herrscher das Reich eher stärken denn schwächen, können sie ihn zu einem Umdenken bzw. Einlenken bewegen.
  • Zehta Elenar von Wasserburg; eine in der Halschen Lehensreform in den Adelsstand gespülte Mittvierzigerin, die sich sowieso schon bei den Nachbarn unbeliebt gemacht hat. Da der Streit in ihrem Land stattfand, war sie Ziel besonders vieler Fehdeerklärungen. Ist Perricum loyal, will aber von den Nordperricumern nichts wissen. Wie so oft ist jemand, der eigentlich nicht dazugehört, besonders beflissen, seine Stellung zu behaupten.

Die „Perricumer“ (Befürworter der Provinz)

  • Bendan von Zillingen, Baron zu Gerbenwald, Obrist des kaiserlichen Heeres und Festungskommandant der „Sieben Waisen“: befehlsgewohnt (zu geben wie zu empfangen), politisch ganz an den Markgrafen gebunden, militärisch und strategisch besteht für ihn keine Wahl, als Einigkeit, zumal wenn man die Rondra-Kirche nicht in die weltliche Kriegsführung und Hierarchie hineinreden lasasen möchte.
  • Efferdane von Eberstamm-Ehrenstein, Die Herrin des Lehens Bergthann und einstige Gouverneurin der Stadt des Lichts ist, wenig überraschend, eine strenggläubige Anhängerin des Götterfürsten und hat auch dessen niedere Weihen empfangen. Die gestrenge Mittsiebzigerin betrachtet die Schaffung der Markgrafschaft als legitime Entscheidung der von Praios gesegneten Kaiserin. Daran zu rütteln, hieße an den Grundfesten des Reiches zu hämmern. Somit ist sie eine entschiedene Befürworterin der Provinz und berachtet die 'Alttreuen' fast schon als Reichsverräter. Die Helden können sie zu einem Kompromiß mit der anderen Seite bewegen, indem sie ihr klar machen, dass es weder im Sinn der Praios-Kirche noch in dem der Kaiserin ist, wenn sich der Adel der Region in diesen schweren Zeiten selbst zerfleischt.

(M. Friedrich)

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