Geschichten:Der Weg des Kriegers Teil 3

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Der Weg des Kriegers – Teil 3


Puleth, 27. Peraine 34 Hal: In den ersten Stunden des Morgens war am nördlichen Horizont ein kleiner Punkt zu erkennen gewesen, der nach und nach größer wurde. Die in Puleth lagernden Ritter und Soldaten arbeiteten fieberhaft daran, die Stadt und auch die Pfalz und vor allem die Tempelbaustelle in verteidigungsbereiten Zustand zu versetzen. Die Häuser der Stadt wurden ausgeräumt und mit den Möbeln Barrikaden errichtet, Geschütze, soweit vorhanden, wurden positioniert, Brandpfeile vorbereitet, Gräben ausgehoben, ein jeder erhielt seinen Platz zugewiesen. Man war bereit, den Gegner zu empfangen, obwohl alles dagegen sprach, dass es möglich sein könnte, die fliegende Feste aufzuhalten. Doch die Verteidiger der zwölfgöttlichen Ordnung waren fest entschlossen, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Als die Festung nur noch weniger als zwei Meilen entfernt war, konnte man ausmachen, dass sie von etlichen kleineren und größeren Punkten umschwirrt wurde, unsere Magier warnten uns bereits vor Flugdämonen, Karakilim und Irrhalken waren häufig gehörte Bezeichnungen.

Im Schatten der Feste marschierte ein Heerwurm von Untoten, das Sonnenlicht des Praios schien ihnen nichts anhaben zu können. So mancher fragte sich, ob die Barrikaden und Wehranlagen ausreichen könnten, um sie aufzuhalten. Unsicherheit machte sich breit. Panik brach in den Reihen der Landwehren aus. Viele desertierten bereit bevor der Feind überhaupt herangekommen war. Den Rittern schien es unmöglich, die Stellungen mit den wenigen Streitern zu halten und doch wollte man sich nicht kampflos ergeben.

Nimmgalf von Hirschfurten und die anderen Pfortenritter hatten sich allesamt hoch zu Ross um den Grafen Danos versammelt. Der Plan war, einen gezielten Flankenangriff gegen die Untoten Horden durchzuführen, um die Horden aufzusprengen und in Einzelgefechten zu dezimieren. Auch andere Adlige und Ritter so auch der Vogt Hal von Ehrenstein hatten sich ihnen angeschlossen. Im Mittelteil der Barrikadenwälle hatten sich die Pulethaner unter Yendor von Gallstein und ihre Sympathisanten positioniert, so auch der Baron von Höllenwall. Ihr Plan war, die Untoten daran zu hindern, die Barrikaden zu überwinden. Am östlichen Teil hatte der Junker vom Dragenfels ein paar Bogner und Armbruster ausgerichtet. Sie waren bereit, die Feinde mit einem Pfeil und Bolzenhagel zu empfangen.

„Sie kommen!“ war der knappe Kommentar des Barons zu Syrrenholt an Nimmgalfs Seite. Kurz darauf brachen die ersten Pfeilschauer los. Nicht nur die mit den Untoten ziehenden lebenden Söldner, auch einige der Skelettkrieger hielten mit ihren Pfeilen in unseren Reihen Ernte, während unsere Bolzen den untoten Feinden wenig zusetzen konnte. Von der Festung lösten sich finstere Gestalten, Söldner, die mit ledernen Schwingen zu Boden glitten, Karakile die tödliche Brandgeschosse abwarfen, Irrhalken, die ihre Opfer zu Tode hetzen und Gargylen, die wehrlose Opfer in die Lüfte entführten.

Irgendwann gab Graf Danos den Schwadronen der Pfortenritter das Zeichen zum Angriff. Ihre Streitrösser schlugen einen Keil in die Horden der Untoten, ihre Lanzen und Reitersäbel hielten reiche Ernte. Doch die Zahl der Toten war immens, und auch mit den Söldnern des Feindes lieferten sich die Ritter heftige Gefechte. Groß war das Entsetzen, als der Baron von Schwarztannen von einem Bolzen durch den Helm ins Auge getroffen wurde und tot von seinem Schlachtross fiel. Auch der Ehrensteiner kam recht schnell in Schwierigkeiten, man merkte ihm schnell seine mangelnde Kampferfahrung an.

Inmitten des Schlachtgetümmels gelang es dem Junker von Dragenfels, obwohl er bereits große Teile seiner Einheit eingebüßt hatte, ein Banner der Untoten zu erobern, und sicher hinter die eigenen Linien zu bringen. Daraufhin standen die Untoten in der Nähe für eine Weile orientierungslos herum. Dies gab den Verteidiger, darunter der Gallsteiner und sein Hauptmann Wulfhart von Streitzig sowie dem Baron von Höllenwall die Gelegenheit, die Untoten stark zu dezimieren. Doch bald schon hatten sie sich neu formiert und bedrängten erneut die Barrikaden.

Derweil waren die ersten fliegenden Söldner im Tempel gelandet. Ein rascher Gegenangriff unserer Soldaten konnte jedoch vorerst größere Schäden verhindern. Nimmgalf focht tapfer an der Seite von Graf Danos hoch zu Ross und hatte schon den fünften Untoten zerstückelt, da geschah das Unfassbare: Als der Schatten der fliegenden Feste sich endgültig über die Verteidiger schob, sieben unheilig glotzende Augen aus unglaublicher Höhe herabstarrten, und im selben Moment dem Baron Praiodan von Quintian-Quant zu Puleth durch einen Karakil der Kopf von den Schultern gerissen wurde, da brach der stolze Erste Ritter Garetiens wie wahnsinnig zusammen und stürzte von seinem Pferd.

Nimmgalf reagierte sofort: „Erlan, Hal, schützt meinen Rücken.“

Der Ehrensteiner und einige Getreue richteten sich schützend um den gefallenen Grafen aus, während Nimmgalf von Finstermähne sprang und zu ihm eilte. Er schien vor Angst fast wahnsinnig zu sein.

„Danos! Komm zu dir! Wir müssen hier fort!“ Doch der Graf reagierte nicht und stammelte nur wirres Zeug. Schnell erkannte der Leihenbutter, dass er mit Worten hier nicht weiterkam. Er wuchtete ihn kurzerhand auf sein schwarzes Streitross und rief den anderen zu: “Es sind einfach zu viele! Rückzug!“

Eine heftige Abwehrschlacht entbrannte noch. Auf dem Weg am Tempel vorbei rief er den letzten Verteidigern zu: „Wir müssen Graf Danos in Sicherheit bringen! Ich werde nach Luring reiten. Erlan, Du und die anderen reiten gen Gareth! Ihr müsst die Hauptstadt warnen.“

Ein paar andere Offiziere, darunter auch der doch eigentlich mit den Pfortenrittern verfeindete Baron zu Gallstein begleiten Nimmgalf zu seiner und des Grafen Sicherheit, während sich die wenigen Verbliebenen Streiter gen Gareth zurückzogen.

Als sich die letzten Verteidiger des Tempels zerstreuten, sahen sie noch, wie Teile des monumentalen Bauwerkes zusammenbrachen.


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