Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 16

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Heerzug wider die Finsternis – Report in der Nacht

Dramatis personae:

Dorf Wegfeld, in der Nacht zum 13. Rondra 1032 BF


"Lass Seine Hochwohlgeboren durch, du elender Tölpel!"

Der derart angezischte Soldat, obwohl er nur seine Pflicht getan und den Befehl seines Herren ausgeführt hatte (der Hochgeborene Herr Nimmgalf hatte gesagt: Lass niemanden rein, Bardo!), taumelte wie benommen zur Seite. Er wusste nicht, was er mehr fürchten sollte: den Zorn seines Herren (entweder weil er seinem Befehl nicht gefolgt war oder weil er zu sehr gefolgt war) oder die blut- und dreckverschmierte Gruppe von Kämpfern, angeführt von einem grimmig ausschauendem Mann, dessen Wunde im Gesicht nur leidlich verbunden war.

Hilbert von Hartsteen und Trautmann von Hoxforst betraten das einfache Häuschen, welches sich Nimmgalf als Quartier für sich und seine Offiziere ausgewählt hatte. Sofort verstummten die über eine aufgerollte Karte gebeugten Edelleute und schauten die beiden Ankömmlinge überrascht an.

"Hilbert, den Göttern sei gedankt", ging Nimmgalf einen Schritt auf seinen Bundesgenossen zu und reichte ihm die Hand zum Kriegergruß. „Ich hatte seit dem Ausgang der Schlacht nichts mehr von dir gehört und schon das Schlimmste befürchtet, da ich ja wusste dass du bei der Nachhut warst, als diese ruchlose Varena in unserem Rücken angriff!“ Der Pfalzgraf zu Sertis ergriff die ausgestreckte Hand und drückte sie fest. „Auch ich freue mich, dich weitgehend unverletzt zu sehen, Nimmgalf. Meine Leute und ich waren noch mit der Verfolgung von Flüchtlingen unter Varenas Truppen beschäftigt.“ „Diese Varena hat uns ganz schön kalt erwischt! Ständig frage ich mich: Woher wusste sie nur wo sie uns am empfindlichsten treffen konnte? War es Zufall?“ Hilbert schüttelte den Kopf: "Von Zufall kann keine Rede sein! Wir sind verraten worden."

"Verraten? Von wem?" Fragend blickte Nimmgalf seinen Bundesgenossen in die Augen.

"Der Angriff war eine Falle. Jemand hat dem Feind über unsere Truppenbewegungen auf dem Laufenden gehalten und es gezielt auf die Nachhut abgesehen. Während die Söldner deiner Gattin..."

"Ehemalige Gattin! Dieses verfluchte Dämonenstück!" Nimmgalfs Augen funkelten voller Hass.

"... deiner ehemaligen Gattin hier die Schlacht gesucht haben, wie du es ja bereits in Uslenried vorhergesehen hattest, griffen sie von hinten die Geweihten an. Simiona ahnte wohl schon, dass Du die Geweihten nicht der Gefahr einer Schlacht aussetzen wolltest und ihre Kräfte für die finale Auseinandersetzung mit deiner Gattin..."

Nimmgalf räusperte sich scharf.

"... deiner ehemaligen Gattin als Trumpf aufbewahren wolltest. Ist das hier Wein?", griff Hilbert zu einem mit dunkler Flüssigkeit gefüllten Kelch.

"Nur zu, bediene dich! Aber wie konnte sie es nur wissen?" fragte Nimmgalf etwas irritiert.

"Sie hat ihre Leute scheinbar überall. Während wir nach vorne absicherten, damit keine versprengten Söldner die Geweihten angreifen konnten, sah ich den Vogt von Tannwirk..."

"Etwa diesen Tabuin von Tsha?"

"Richtig, so hieß er. Sah ich von Tsha ein seltsam geformtes Horn unter seinem Mantel hervorholen und zum Waldrand schleichen. Ich maß dem keine weitere Bedeutung zu, ich dachte er würde sich vor dem Kampf noch mit einem Schluck Feuer stärken, als auch schon dieses durchdringende Geräusch ertönte. Wenige Augenblicke später kam dieses Geräusch von schlagenden Schwingen und aus dem Reichsforst krachte der Drache mit der Mersingerin und etlichen ihrer Schergen. Wenn der andere von Mersingen nicht gekommen wäre, dann hätte es wohl ein regelrechtes Blutbad gegeben."

„Möglich!“ Nimmgalf nickte. Besorgt schaute er sich im Zimmer um. Überall sah er vertraute Gesichter, altgediente Freunde und Kameraden, denen er jederzeit sein Leben anvertrauen würde. Aber wenn Simiona ihre Klauen überall hatte, vielleicht sogar in diesem Raum... Nein, ausgeschlossen. Diese tiefe Angst würde bald vorbei sein. Bald, schon sehr bald, würde sie nur noch eine Episode seiner Vergangenheit sein, und ihr Schrecken wäre eine Geschichte, die alte Muhmen am knisternden Kaminfeuer ängstlichen Buben und Maiden erzählen würden. Zumindest hofften sie das alle. „Habt ihr wenigstens den Verräter erwischt?“ Abermals schüttelte Hilbert den Kopf. „Leider nein. Als die Mersingerin wieder im Wald verschwand muss sich auch der falsche Vogt verdrückt haben. Ich habe noch einige Leute ausgesandt, die nach ihm suchen sollten, jedoch scheint er wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht hat ihn ja auch der Wald geholt. Wär ja nicht schade um ihn.“ „Sei es drum. Der wird schon wieder auftauchen. Wenn ich ihn in die Finger kriegen sollte, dann gnaden ihm die Götter.“ Grimmig stimmten die anderen Nimmgalf zu. Dieser Kerl hatte keine weitere Chance verdient. Nachdem sich Hilbert schließlich verabschiedet hatte, wandten sich die Offiziere wieder den weiteren Planungen des Heerzuges zu.


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