Geschichten:Aidaloê - Teil 31

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[ Im Landhaus des Edlen von Weißenhain ]


„Bitte...“, kam Trautmann ohne Umschweife zur Sache. „... ich muss mich bewegen. Führe Er mich umher, damit ich bei meiner Schwäche eine Stütze habe.“

Der Diener, der wohl schon lange in den Diensten der Edlen von Weißenhain stand nickte und trat an das Bett, um Trautmann in seiner körperlichen Schwäche zu stützen. Der Diener – seines Zeichens der Hofmeister Halman Wiederkehr, also kein einfacher Dienstbote – führte Trautmann aus dem Haus an die frische Luft, auf des Ritters eigenen Geheiß'..

Während der Hofmeister dem verletzten Gast einiges über die Geschichte des Gutes Weißenhain und seines Landsitzes erzählte – war Hofmeister Wiederkehr doch schon in vierter Generation seiner Familie Hofmeister der Edlen – stapften sie über den sauber gepflegten Hof des Edlen von Weißenhain. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, Trautmann musste einen ganzen halben Tag verschlafen haben! Der Ritter schirmte sich gegen die aufkommende Mittagssonne ab und lauschte den Worten des Hofmeister – irgendwie wirkten sie gekünstelt, steif. Oder war Trautmann einfach nur überempfindlich?

Unauffällig sah sich der Ritter um, lobte hier den ordentlichen Stall und dort das sauber gedeckte Dach, nur um sich einen Überblick zu verschaffen. Da! Im Schein des Praiosauges sah er plötzlich etwas aufblinken. Ein schwacher Widerschein im Sonnenlicht, verborgen unter den Blättern einer Hecke.

„Bitte, Hofmeister. Könntet Ihr mich zu jenem Baum geleiten, dort drüben?“

Der Ritter hielt inne in seinem Gang und zog den Hofmeister in die gewünschte Richtung.

„Ich möchte mich dort ein wenig ausruhen.“

Hofmeister Wiederkehr führte den Ritter nun zum Plätzchen im Schatten und noch während der Ritter sich hinsetzte, bat er den Hofmeister, ihm vielleicht ein Kelch Wasser zu besorgen – er fühle sich etwas unwohl. Mit einem freundlichem Nicken entfernte sich Hofmeister Wiederkehr und Trautmann setzte sich in den Schatten.

Als Hofmeister Wiederkehr sich außer Sicht befand und auch andere Dienstboten mit neugierigen Augen und Ohren nicht in der Nähe weilten, stand Trautmann wieder auf und sah sich um. Zuerst suchte er unter der Hecke nach dem Ursprung des Spiegelscheins. Und da zog er eine Waffe hervor, ein Kurzschwert, grob geschmiedet, an der schartigen Klinge getrocknetes Blut, der Griff unordentlich mit Fell und Leder umwickelt. Das, was den Widerschein hervorgerufen hatte, war eine silberne Einlegearbeit, die man bei solch einer Waffe nicht vermuten würde.

Verwundert sah Trautmann die Waffe an, schob sie dann aber zurück unter die Hecke. Mitnehmen konnte er sie nicht, hatte er doch am Körper keine Möglichkeit, sie zu verbergen. Doch da fiel ihm wie Schuppen von den Augen, dass die Räuber zwar dreckige und nach dem Kampf auch blutige Waffen besaßen – aber ansonsten waren es gute Schwerter, saubere Verarbeitung und mit einem unauffälligem Zeichen, Initialen, am Knauf. Waffen, wie sie die Banditen sonst nur aus Raubzügen erwerben konnten. Die Herrin Aidaloê wollte den Schmied ausfindig machen, möglicherweise war sie erfolgreich.


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