Geschichten:Frühlingssturm - Der letzte Ritt des Bannstrahlers

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Dankward hatte den mächtigen Stoß des Bannstrahlers in der Vorrunde bereits selbst im Sattel befindlich mit angesehen. Dieser Burcanon Hellrain war ein starker Kämpfer, der jeden Kampf voller Innbrunst anging und ganz offensichtlich Erfahrung hatte in dem, was er tat, sehr zum Unglück seiner ersten Gegnerin. Aber der Mann schien sehr selbstbewusst zu sein, zu viel auf die Offensive zu setzen. Vielleicht gelang es dem Fuchsbacher ja, das zum Vorteil zu nutzen.

Nun standen sich die beiden Kämpen in den Schranken gegenüber und warteten vor den Augen der Gesellschaft unter dem Baldachin auf das Zeichen des Herolds. Als das Signal gegeben wurde, drückte der Ritter seinem Braunen die Sporen in die Weichen und das Tier schnellte vorwärts. Wie im ersten Kampf pulste in ihm das Gefühl unendlicher Leichtigkeit auf, als er seinem Gegner entgegen galoppierte. Er sah, wie sich Hellrains Lanze senkte und tat desgleichen. Dann krachten die beiden Kämpfer gegeneinander. Dankward sah den anderen vom Pferd gleiten, begleitet von einem Gefühl, als würde ihm der Schildarm von der Schulter abgerissen. Der Fuchsbacher versuchte verzweifelt, im Sattel zu bleiben, doch vergeblich. Zum zweiten Mal an diesem Tage landete er unsanft in der Schranke. Ächzend kam er wieder hoch und zog das Schwert, als er sah, dass sich der Ritter vom Bannstrahl ebenfalls erhob. Innerlich verwünschte er sich, dass er den Stoß nicht doch ausgesessen sondern dem Schmerz nachgegeben hatte. Aber dafür war jetzt keine Zeit mehr, denn der andere holte zum ersten Schlag aus. Dankward merkte schnell, dass Hellrain auch zu Fuß ein guter Kämpfer war und sich kaum Blößen gab. Und so beschränkte er sich zunächst darauf, die wohl gezielten Hiebe zu parieren oder ihnen auszuweichen, was sich in der schweren Rüstung als zunehmend schwieriger erwies. Stattdessen verlegte er sich auf kleinere Entlastungsangriffe, aber sein Gegner hatte dies wohl erwartet, hatte offenbar Dankwards ersten Kampf gegen den Ritter vom Zornesorden verfolgt. Die Deckung des Bannstrahlers war schier nicht zu durchbrechen und Dankward merkte, wie er schneller zu atmen und zu schwitzen begann. Der Kampf wogte lange unentschieden hin und her. Doch die ungewohnte Rüstung forderte ihren Tribut. Aber auch die Bewegungen seines Gegenübers wurden zum Glück etwas langsamer, die Streiche kamen nicht mehr so präzise wie am Anfang. Schließlich hatte der Fuchsbacher dennoch alle Ausweichmanöver aufgegeben und es galt lediglich noch, den Arm zu heben und den Schlag des anderen an der eigenen Klinge abgleiten zu lassen oder selber einen Hieb anzusetzen. Müdigkeit erfasste ihn und eine Reihe von Streichen prasselte auf ihn ein, von denen einige trafen. Er wollte schon die Hand des Eingeständnisses der Niederlage heben. Doch der erneut aufkommende Schmerz wie von Feuer ließ Dankward wieder hellwach werden, als der Gegner ihn an der linken Schulter traf. Mit aller verbliebenen Kraft warf er sich dem Ritter vom Bannstrahl entgegen und trieb ihn mit einem Hagel von unplatzierten Hieben zurück, bis der mit dem Rücken gegen die Schranke stieß. Hellrain versuchte nun seinerseits auszubrechen, und zum Gegenangriff überzugehen, doch im Versuch entblößte er seine Verteidigung und der Ritter von Fuchsbach schlug ein letztes Mal zu. Der andere stürzte zu Boden und auch Dankward sank unter dem bedenklichen Quietschen seiner zerbeulten Rüstung schwer keuchend auf die Knie.

Das ungewöhnlich lange und zähe Ringen mit dem Ritter vom Bannstrahl hatte Dankward arg mitgenommen. Der Sieg war ihm nur um Haaresbreite zugefallen und schien alle verbliebene Kraft an diesem Morgen aus ihm heraus gesogen zu haben. Die Schulter seines Schildarms pochte in dumpfem Schmerz, der alle anderen Blessuren zu überdecken schien. Nur am Rande nahm er wahr, dass Fredemar mit Feuereifer in den Augen um ihn herumwuselte und ihn mit einem Redeschwall bestürmte, als er sich langsam zu dem ihm zugewiesenen Zelt am Ende des Turnierfeldes begab. „Jetzt nicht, ich muss erstmal aus dieser Rüstung raus und etwas trinken.“ Wehrte der Ritter alle Versuche seines Knappen, über den Kampf zu reden, ab.

„Oheim, soll ich einen Heiler rufen?“ Besorgt betrachtete der Junge den riesigen blutunterlaufenen Fleck, der sich an der linken Schulter und am Arm des Ritters gebildet hatte, als er die Schulterstücke entfernt und die Ärmel des wattierten Rockes losgenestelt hatte. „Der wird hier nicht viel machen können, außer vielleicht etwas Schnee oder Eis zur Kühlung drauf zu legen. Das kannst du genauso gut erledigen.“ Fredemar nickte und verließ das Zelt, während sich Dankward ächzend auf den Stuhl fallen ließ und die Augen schloss.


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