Geschichten:Neulich in Erlenstamm zum Tempel
Neulich in Erlenstamm
Die Praiosscheibe geht gen Efferd hinter den Freudhügeln nieder und taucht die Burg Freudenstein in leicht rötliches Licht. Die Baronin Thalionmel von Erlenstamm steht leicht fröstelnd am offenen Fenster und beobachtet den Sonnenuntergang, während sie dem Bericht ihres treuen Secretarius Dr. Baldus zu hört, welcher mit einem geschwollenen Auge und einer tiefen Narbe auf der Wange in einer schattigen Ecke des Raumes steht und getreulich berichtet, was sich zu Dergelstein zugetragen. Nachdem er geendet hat, dreht sich die Baronin zu Baldus um:
"Es ist kaum zu glauben, was Ihr da erzählt. Es scheint sich wahrhaft grosses zugetragen zu haben ... und Ihr, mein lieber Baldus, wurdet augenscheinlich schwer in Mitleidenschaft gezogen", ein spöttischen Lächeln umspielt die Lippen der Baronin, die alsdann fortfährt: "Aber ich habe Euch ja wieder, nicht wahr? Nun, was den Siegestempel angeht, werden wir eine angemessene Spende in Geld der Niesche der Peraine spenden. Ihr werdet den angemessenen Betrag ermitteln und dem Staatsrat darüber Mitteilung machen. Und dann werden wir 20 zwergische Handwerker, d.h. Fronarbeiter schicken. Mag sie Luring behalten, mit ihnen seine Scheiterhaufen anfeuern oder zum Kanalbau schicken. Das schreibt natürlich nicht, aber macht klar, dass sie ganz und gar zu seiner Verfügung sind."
"Sehr wohl, Hochgeboren. Es wird sogleich erledigt." Baldus steht unentschlossen da, als ob er noch etwas sagen möchte aber nicht weiss, ob es sinnvoll ist.
Die Baronin, die das letzte Glühn der Praiosscheibe betrachtet, bemerkt es: "Nun, Baldus, was steht noch an."
"Hochgeboren, es begab sich am Konvent zu Dergelstein, dass ich einem äusserst liebreizenden Ritter begegnete."
"Aber Baldus!" fährt ihn die Baronin plötzlich an, indem sie sich zu ihm umdreht. Ich wusste gar nicht, dass Ihr! ..."
"Nein nein", entgegnet der Secratarius schnell, "Der Edle Herr Gerion Sturmfels vom Orden vom Zorn Rondras wäre sicher ein angemessener Gast in diesem Hause, das so selten Gäste sieht."
Wieder zeichnet sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Baronin ab, doch der Secretarius weiss es nicht zu deuten. "Nun gut", fährt die Baronin fort, "ladet ihn ein, und mit ihm eine beliebige Anzahl seiner Ordensbrüder. Wir werden für sie bald ein Fest geben. Setzt das Datum möglichst bald an und seid denn auch für die Organisation besorgt. Ihr seid mir ein wahrhaft treuer Diener, Baldus."
"Sehr wohl Hochgeboren."
"Nun aber fort und setzt sofort die beiden Schreiben auf, eines an den Staatsrat, das anderen an den Edlen Herrn ... wie war gleich sein Name? Egal! Hauptsache, er versteht es, sein Schwert Rrrrr....ondragefällig zu führen."
"Sehr wohl Hochgeboren."
Mit diesen Worten zieht sich Baldus zurück und setzt unverzüglich die genannten Schreiben an den Staatsrat sowie an Gerion Sturmfels auf.
Autor: B. Hoffmann