Geschichten:Sertis nach dem Turnier von Gareth

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Kaiserlich Sertis, 19. Peraine 34 Hal.

Hilbert stand vor seiner Burg. Ein großer, häßlicher, alter, verwitterter, schiefer Brocken, zu dem er seit jeher eher Abscheu empfunden hatte, als das Gefühl von Heimat. Waldstein... das wäre ja noch zu ertragen gewesen. Aber diese fürchterliche Burg. Nein.

Mürrisch stieg er vom Pferd ab. Beim Turnier hatte er nicht einmal die erste Runde überstanden, lustlos hatte er seine Lanze geführt und den Namen seines Widersachers schon längst vergessen. Er übergab einem Stallburschen, er nannte ihn immer der Einfachheit halber Alrik, weil er den eigentlichen Namen nicht wußte und er ihn auch nicht interessierte, das Pferd, mahnte: "Kümmere Dich gut um das Tier, Alrik!" und stapfte in das Hauptgebäude der Burg.

Wieder der erste Eindruck: Dunkelheit. Obgleich überall Kerzenleuchter und Öllampen flackerten, wurde das Licht von den schwarz-verrusten Wänden gierig gefressen. Unter dem jahrhunderte alten Dreck erkannte er manchmal Gesichter von Schnitzfiguren oder ein Waldrelief, allein er hatte seit langem aufgehört sich die Wände seiner Heimat anzusehen.

Alena, seine Gemahlin und der einzige Lichtblick in diesem Kerker, begrüßte ihn liebevoll und zärtlich, erkundigte sich, offensichtlich nur oberflächlich und uninteressiert, nach seinem Turniererfolg (er hob nur zuckend die Achseln) und legte ihm eine Depesche aus Uslenried vor.

"Was der Streitzig wohl wieder will?" fragte er erstaunt. Und noch erstaunter war sein Blick, als er knapp aufgefordert wurde, die kaiserlichen Truppe zu stärken.

"Ist das die einzige Depesche, die gekommen ist?", wandte er sich an seine Frau, die ihr kleines Schoßkätzchen neckisch unter dem Kinn streichelte.

"Nun, sonst kam nichts besonderes. Der Tulamide hat sich, wie immer, um alles gekümmert."

"Na, da wird vielleicht ein Brief nicht angekommen sein. Denn umsonst werden wir ja wohl nicht den Heerbann ausheben müssen."

Das Ehepaar begab sich zum Abendmahl, welches kräftig und üppig war. Der Anblick der Wildschenkel und der Wachtelflügel ließen Hilbert das Wasser im Mund zusammenlaufen. Hungrig griff er zu und auch sein trautes Weib bediente sich.

Ein kurzes und trockenes Klopfen unterbrach das Essen und kündigte den schweigsamen Tulamiden an, der seit längerem schon die Amtsgeschäfte Hilberts auf Sertis übernommen hatte. Hilbert winkte den mageren Medicus zu sich und lud ihn ein, an der Tafel Platz zu nehmen.

"Der Herr hat ein Brief aus Hutt bekommen."

Zuckend drehte Hilbert sich zu seinem Vogt um: "Was schreibt die Eule?"

"Er sagt: Hilbert soll nach Elenvina gehen. Die Söldner soll Hilbert dem Streitzig überlassen."

"Weiter nichts?"

"Er sagt: Hilbert soll die Belange der Familie in Elenvina vertreten. Luidor wird nicht nach Elenvina reisen, also muss der Herr Hilbert für Hartsteen sprechen."

"Weiter?"

"Er schreibt: Hilbert soll Trauer anlegen um seine Tante Alwene. Hilbert soll seinem Vetter Luidor Hilfe in den Schlund zukommen lassen."

Bleich schaute der Reichsvogt seinen Vertrauten an: "Luidor ist im Schlund? Tante Alwene ist tot?"

"Er schreibt: Unterstütze den Reichserzkanzler auf dem Konvent. Was gut für Nordmarken ist, ist gut für das Reich."

Matt seufzte Hilbert: "War das alles?"

"Er sagt: die Untoten kommen aus der Warunkei. Hartsteen muss gechützt werden."



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