Geschichten:Fuchs und Mantikor - Stürmischer Falke

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Markgrafschaft Perricum, Baronie Brendiltal, Dorf Feshaven (Fez'hava), Taverne „Zum Feldherren“, Mitte Rondra 1034BF, Kurz nach der Rückkehr des Edlen Al’Arik han Kur’barun von der Jagd auf das Untier vom Darpat


Dramatis Personae

Al’Arik han Kur’barun, Edler von Feshaven
Al’Lahandoo, Kapitän des „Passagier- und Handelsschiffs“ Stürmischer Falke
Ghjerba Shir'saWe'l, Wirt der Taverne „Zum Feldherren“
Andere Gäste des „Feldherren“



Al’Arik war kaum wieder in Feshaven angelangt, als ihm nach all den Anstrengungen des letzten Praios Mondes, mal wieder nach mehr nebachotischer Gesellschaft war. Diese ganzen raulschen Querulanten waren ihm wirklich zu Kopf gestiegen und hatten seine Nerven extrem strapperziert. Auch wenn er, wie er in einem Gespräch mit dem immer noch stark mitgenommenem Rash’ijd, auf dem Rückweg gen Feshaven, zähneknirschend eingestehen musste, dass er diese raulsche Baroness von Brendiltal doch unterschätzt hatte. Doch viel ändern an seiner Meinung vermochte dies aber nicht, dann war diese Raulsche Frau eben eine Ausnahme, aber die meisten von ihnen waren schwach und redeten lieber als für ihre Ehre einzustehen. Was sollte es…“Weibsbilder, pah.“, dachte sich der zornige Nebachote als er den Weg zur Taverne „Zum Feldherren“ ansteuerte um sich dort ein wenig Zerstreuung bei Wein und Spiel zu verschaffen. Denn sein Empfang hier in Feshaven fiel nicht sehr fröhlich aus. Zwar hatten seine Krieger der Tar’aratan bei seiner und Rash’ijds Wiederkehr ordentlich jubiliert und auch Ri’djeto, den er in Perricum-Stadt zurück lassen musste, war nach Feshaven zurück gekehrt, aber sein Fernbleiben hatte zu leichten Rüchgängen seiner „Geschäfte“ geführt, da seine Zöllner schlurig waren und sie erst einmal auf das Härteste zurechtweisen musste. Zude, fiel der Empfang in seiner Burg weniger erfreulich aus. Seine Frau Da’lyah hatte sich wohl während seiner Abwesenheit wieder aus ihrem „Altar“-Zimmer heraus gewagt und war ihm als er Heim kam direkt über den Weg gelaufen und hatte verschreckt reagiert, was an sich nichts Neues gewesen wäre, aber dieses mal war ihr Schreck außergewöhnlich heftig ausgefallen. „Vermeintlich, aufgrund des Zustandes meines Gesichts.“, dachte sich Al’Arik und lächelte finster. So war seine rechte Gesichtshälfte, von Jochbein bis zum Kinn, nun völlig zerstört und es klaffte ein noch recht großes Loch darin, dass wohl selbst wenn es vollständig verheilt sein würde, sich wohl nie ganz schließen würde. Hinzu kam noch, dass er auf dem rechten Auge nur noch eine stark eingeschränkte Sicht hatte und sein Auge seltsam getrübt war. Alles in allem musste sein neues Gesicht seiner Gattin einen üblen Schrecken eingejagt haben. „Ha, was solls, als würde sie es oft zu Gesicht bekommen in ihrer Kammer“, lachte Al’Arik innerlich. So hatte er seine hysterische Frau gleich wieder dort hingeschickt und auch seinen Sohn Tar mal wieder nicht zu ihr gelassen, sollte sie doch an ihrer Schwäche ersticken. So marschierte er also, beinahe fröhlich, geradewegs auf den „Feldherren“, das tatsächlich ein ausgedientes Feldherrenzelt war, zu, trat ein und wurde durch den heimischen Lärm begrüßt.

Zu aller erst wurde er von den Gästen dort ordentlich empfangen, gesellte er sich an die Theke um mit Ghjerba, dem Wirt, zu reden und sich von ihm ordentlich mit Wein bewirten zu lassen, frei Haus natürlich. Ghjerba war ein zuverlässiger Mann für Informationen in und um Feshaven, deswegen hatte Al’Arik damals auch das alte Feldherrenzelt und den Ausbau seiner Taverne ermöglicht, so konnte er sicher sein, dass dieser ihm wohlgesonnen war. Dieser erzählte ihm von den Ereignissen des letzten Mondes, nicht viel Aufregendes, aber alles nützlich. Vorallem zwei Sachen aber waren interessant. Ersteres war dass es wohl hiess sein Sohn hätte ein Auge auf die Tochter seines früheren Mentors Irian geworfen, so erzählte man sich. Zweiteres war, dass sich seid einigen Tagen Mann namens Al’Lahandoo, seines Zeichens zwielichtiger Schiffsapitän aus dem Süden mit uturischen Wurzeln, im Dorf herumtrieb, der hier mit seinem Schiff vor Anker lag und eine Partie „Boltan“ nach der nächsten gewann und der auch während ihres Gesprächs, an einem Tisch am Rande der Schankstube, diesem „Handwerk“ nachging. Al’Arik lächelte: „Ghjerba spendiere dem Kapitän doch mal einen großen Becher Wein von mir, einen sehr großen, mir ist nach einer Partie Boltan.“ Und Ghjerba verstand, denn er kannte die Taktik des Edlen wenn er Gewinnen wollte.

„Gästattät, main Na’me iszt Al’Arik han Kur’barun a Fez’hava, und irr said Al’Lahandoo wie ich hörtä.“, sprach Al’Arik bestimmt als er nach Beendigung des Gesprächs mit Ghjerba an den Tisch des Südländers trat. „Ihr liegt richtig und ihr seid dann sicherlich der der mir schon 3 Becher Wein spentiertet und mit Sicherheit nicht einfach so, ihr wollt wohl eine Partie wagen, aber lasst euch gesagt sein, dass mich hier noch niemand besiegen konnte.“, erwiderte der dunkelhäutige Seefahrer. „Abär nun ha’bt ihr kainä Fi’shär und Bauärn als Gägnär, sondärn mich.“, kam von Al’Arik die schnelle Antwort und er setzte sich und prompt lag die Aufmerksamkeit bei dem Tisch an dem sie saßen. Denn auch der Edle des Dorfes galt als sehr guter Spieler und vorallem als verschlagen. Und so war seine erste Handlung am Tish noch jeweils einen Wein für sich und seinen Kontrahenten zu ordern bevor die beiden begannen und den Umherstehenden ein gutes Schauspiel liefern würden.

„Daas iss nun schon der…(nachdenkender Blick)…xte Wein auff eure Kosten, eueer Edelge..boren, mir scheint ihr wolllt mich betrunken machen, aber wie ihr seht nütz euch das nicht viel, denn..n ich bin standhaft wie Stier, ha. Und ihrr haabt, bis auf die 1-2 Partien zu Aanfang des Abends alle Spiele ver-loren. Und kriegt immer noch nich genug, ihr wisst wohl nicht wann ihr euren Meister gefun-den habt,was?“, blubberte der kraushaarige Kapitän, mit dem eigentümlichen Schnurrbart, denn dieser hatte die Spielart seines adligen Gegners nach nur wenigen Partien durchschaut und hatte seitdem immer leichteres Spiel mit ihm, obwohl er dem Nebachoten schon einiges an Können anrechnete, konnte dieser einfach keine Partie mehr gegen ihn punkten. Außerdem musste dem Feshavener der Wein wohl auch langsam zu Kopfe steigen machte er doch immer öfter Fehler. Al’Lahandoo grinste, denn es lag schon ein beträchtlicher Haufen Goldstücke vor ihm, dieser Mann vor ihm wusste wohl tatsächlich nicht wann Schluss war. „Abeer wenn ihr noch eins wo-llt, hier ist mein Einsatz, die Hälfte meiner bisherigen Gewinne. Könnt ihrr da noch mithalten, nicht dasss ihr mir nachher nooch euer ganzes Dorf ver-pfändeet.“
Al’Arik gab erzürnt zur Antwort: „Ihr – bä’laidigt mich in main’näm aigänän Haim, wir wärdän sähän wär hier där Dummä ist, ich gähe mit.“ Und mit einem Wink rief er seinen mittlerweile eingetroffenen Bruder Kor’hama zu sich und trug ihm auf: „Holl mir noch ätwas Gold aus där Burgh, dasz wärä douch gä’lacht.“ Und nahm noch einen kräftigen Schluck Wein, der in seiner Wunde brannte und ihm an dieser Stelle zum Teil auch wieder hinaus in den dortigen Verband lief und diesen rötlicher färbte. Dann bestellte er noch zwei Wein. „Was für ein Narr.“, dachte sich Al’Lahandoo, aber gut sollte er sein Spiel bekommen und so mischte er die Karten erneut, diesmal ganz ohne kleine Tricks, hatte er sie nun ohnehin nicht mehr nötig. Dann legte er die erste Karte. Einige Runden später grinste Al’Arik den Kapitän, von dem er mittlerweile wusste, dass er dieser sich als Händel- und Passagierschiffer bezeichnete, aber letztendlich doch nur ein gewöhnlicher Schmuggler war, an. Denn so eben legte er seine letzte Karte. „Da habbt ihrsz, ich hattä wohl nur ainä Pächsträhnä. Gä’wonnän.“ Dabei zog Al’Arik die beiden Haufen Münzen zu sich herüber, so das sein Stapel Gold, das erste Mal am ganzen Abend höher war als der des Schmugglers. „Ainä Rundä Wain auf miech, Ghjerba.“ Und der Wein wanderte durch die Taverne und landete auch schließlich in den Bechern von Al’Arik und Al’Lahandoo.

Dieser konnte es nicht fassen die ganze Partie über sah es gut für ihn aus, nur zwischendrin schien es so als könnte der Nebachote Boden gut machen, aber nach ein, zwei (f)linken Zügen seinerseits war sein Sieg nicht mehr in Gefahr gewesen und jetzt hatte dieser Raubeiner ihm die Hälfte seines ganzen Tages“verdienstes“ abgenommen. Er nahm noch einen tiefen Schluck. Langsam merkte auch er etwas von dem Wein, aber sein gegenüber brachte kaum noch gerade Sätze raus, sofern er betrunkenes Kauderwelsch von dem der Nebachoten unterscheiden konnte. Dieser Kerl war doch sturzbebetrunken und hatte eben wahrscheinlich nur das Glück eines Betrunkenen gehabt.

„Ich will eine Revanschä,du hattestt nu-n einmal Glück, eueer E-delgeboren, was is dein Einsatz, Wüstensohn.“, brachte er dann letztlich nach langem überlegen etwas undeutlich hervor. „Al’Arik setzte ein schiefes Grinsen auf. „Alläs.“ Er schob seinen gesammten Münzhaufen vor. „Und das hier.“ Und nahm einen weiteren recht fetten Beutel von seinem , auf ihn auf Nechotisch einredenden, Bruder entgegen, winkte diesen aber zurückweisend ab. „Ich dänkä ich habä jetzt ainä Strähnä.“ Innerlich versetzte es Al’Lahandoo einen Stich. Soviel Geld, dieser Kerl musste wahnsinnig oder wirklich sehr betrunken sein, oder beides. Dabei hatte dieser Al‘Arik doch nur Glück gehabt. Oder doch nicht? – Nein, er hatte ihn ganz genau beobachtet, er war zweifelsohne gut und trickste auch gern, aber war dennoch durchschaubar und definitiv nicht besser als er. Aber dieses nervige Kauderwelsch, dass jetzt immer mehr zunahm, trieb ihn in den Wahnsinn. Und er vermeinte einige der Männer um sie herum dämlich grinsen sehen, aber konnte er das in der großen Runde nicht mehr so recht ausmachen. Was sollte er tun, er hatte gerade viel Geld wieder verloren und seine Ehre stand auf dem Spiel, also schob auch er seinen Haufen in die Tischmitte und zog noch einen kleinen Beutel hinzu. „Meehr habe ich nicht.“ „Aach, dasz isszt kain Pro’bläm, Sämann, wänn ihr fär’lierth, schuldet ihr mir ainfach zwai, drai Fahrtän mit äuräm Schi-ff.“, Al’Arik zwinkerte ihm zu.

„Dass i-st…doch unerhört, wass maasst du dir a-a. Und wenn iiich gewinne gewährt ihr mir einen halben Götterlauf freie Anliegerschaffft, ha.“, platzte es aus dem zornigen Südländer heraus und ehe er selbst realisierte was er da gerade gesagt hatte entgegnete Al’Arik ihm: „Ihr said ain würdigär Gägnär, Al’Lahandoo, also dasz är’höht dän Ainsatz natürlich nochainmal ungämain. Abär guth, abgämacht.“
Dann ergänzte der Edle erstaunlich klar:“Abär laszt unsz doch szuärst noch ainän Wain gäniessän.“
„Ghjerba, noch zwai Bächär, wir habän durst.“
Dann wieder an den Schmuggler gerichtet:“ Und übrigäns, die äntsprächendä Anrädä für mich ist „Euer Edelgeboren“, bästär Al’Lahandoo, abär erszählt mir doch noch ainmal von äuräm Schiff. Dem wind’igen Bussard.“ Al’Lahandoo schäumte vor Wut über sich selbst und diesen Bastard. „Ess heisst stürmischeer Falke und iss eins deer schschnellsten u-und wendigsten Sch-Schiffe seiner Klasse.“ Dann mischte er die Karten erneut, diesmal bot er seine besten Tricks dabei auf und klatschte die Karten danach nur so auf den Tisch.

Einige Runden später, die Umstehenden waren schon völlig verstummt vor Spannung angesichts der Partie die die beiden Kontrahenten ausfochten, legte Al’Lahandoo seine letzte Karte, mit einem äußerst selbstzufriedenen Gesichtsausdruck. „Dassssss, main Beeeeeeester, Edelgebroch…boreeen, k-könnt du, ihr, nicht schlagen, außer…“
„Außer…“, sagte auch Al’Arik und legte sein Blatt. „Dass iiiist doch B-Betrug.“, schrie der der Halbuturier und stieß mit seinem abrupten Aufsprung, den Stuhl hinter sich um, der mit einem Knall zu Boden fiel. Al’Arik hatte wieder gewonnen. Sofort rückten einige in dunklen Rüstungen gekleidete Männer in die Runde vor und blickten finster zu Al’Lahando herüber.

„Iszt schon guth, Männär. Där Kapitän wolltä sich gäradä wiedär setzän. Und dän Vorwurf däs Bätrugs, wird är sicherlich glaich szurücknähmän, andärnfalls wäre dasz ainä hartä Anschuldigung gägän dän Ädlän diesäs Dorfäs, nicht wahr? Szumal mir schien, als hättä där Kapitän sälbär eher nach Feqzischen Rägäln gäspielt und so wird är doch wohl nicht auch noch solch ain Ährvärgähän begähän. Habe ich nicht Rächt, gutär Al’Lahandoo, ihr wollt doch sichärlich äurer Fählverhaltän ainem Adligän gägänüber, wieder guth machän, odär? Szumal ihr doch auch bästimmt aine Durch’suchung auf äurem Schiff äntgähän wollt?!“, beschwichtigte Al’Arik seine seine Blutgarde und schob dem Schmuggler beinahe versöhnlich einen weiteren Becher Wein rüber. Dieser, deutlich eingeschüchtert, taumelte leicht beim Versuch seinen Stuhl wieder aufzuheben und sich zu setzen. Wie sollte er dieser Situation wieder entkommen, er hatte gut gespielt, alle Tricks ausgepackt die er kannte und doch verloren und dieser Nebachote war so gut gewesen. Verdammt. Da kam er nicht mehr raus. Er konnte es sich nicht leisten dem Edlen hier ein paar Monde zu Diensten zu stellen, zumal er dann seine Mannschaft nicht mehr richtigen bezahlen könnte. Er müsste jetzt einfach einen klaren Kopf behalten, keinen Wein mehr, und dem Adligen erst kommen lassen um dann zuzuschlagen. Nun, gut, er schluckte. „Natürlich, will ich das, was verlangt ihr, Euer Edelgeboren.“ Und schob den Weinbecher bei Seite. „Ein Wasser, Wirt.“ „Guth, Kap‘itän, alläs odär nichtsz. Mein gesammtän Gewinn und äurä Schuldän szuzüglich dem hier (dabei zog er seine Ringe von seiner rechten Hand) gägän äuär Schiff.“, gab der allenfalls angetrunkene Al’Arik als Antwort. Der Südländer wollte gerade aufspringen und protestieren, als ihm die vielen Nebachoten um ihn herum gewahr wurde und ihm seine missliche Lage schmerzlich bewusst wurde und so stimmte er zu, nahm einige große Schluck Wasser und konzentrierte sich auf die Karten die er mischte. Alles oder nichts. Jetzt würde sein ganzes Können gefragt sein.

Doch auch dieses nutzte ihm nichts und so sprang er wütend und lautfluchend in der Taverne umher, als er erneut verlor. Dann zog er vor blinder Wut seinen Säbel und stolperte ob seines, trotz des Wasser, stark betrunkenen Zustandes. Daraufhin überwältigten ihn die Wachen und ein Mann, der die ganze Zeit hinter ihm gestanden haben musste grinste ihn an, er erkannte diesen nicht mehr. Denn dann traf ihn etwas hart in der Magengegend und ihm wurde schlagartig übel. „Werft ihn raus, bevor er uns hier noch alles dreckig macht. Und steckt ihm noch ein paar Münzen zu, damit er seine Mannschaft ausbezahlen kann, wir wollen ja nicht dass der hier aufgeknüpft wird, das wäre nur ärgerlich. Dann begebt euch runter zu den Anlegern und sucht diesen „Stürmischen Falken“ und bewacht es gut, der Mannschaft sagt ihr, sie könne ab Morgen Mittag bei mir vorstellig werden, wie sie weiter beschäftigt werden will. Das war ein guter Abend.“, scherzte Al’Arik auf Nebachotisch, was den Raum zum Lachen brachte und sprach dann weiter: „Ghjerba, noch einen Becher Wein, aber diesmal mit weniger Wasser.“

Am nächsten Tag, stand Al’Arik vor seinem Gewinn. Was für ein fürchterlich aussehendes Ding und das sollte, eines der schnellsten und wendigsten Schiffe seiner Klasse sein? Naja, wenigstens war die Bewaffnung recht gut. Der Schmuggler hingegen war, ohne seine Männer und Frauen ausbezahlt zu haben, aus Feshaven verschwunden.