Geschichten:Beerdigung eines Patriarchen - Teil 3

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Dotzenburg, Hutt

Der Rittersaal vibrierte vor Wärme, der Kamin prasselte lustig und die Fackeln warfen zuckendes Licht. Es war laut und da die meisten sich hier kannten - und verwandt sind - auch sehr ungezwungen. Man brüllte vor Lachen, riss Possen und Witze und ein jeder - sei es Hartsteener oder Quintian-Quandter, Kaiserin, Selindian Hal oder Jast Gorsam - bekam hier sein Fett weg. Hunde, Winhaller Wolfsjäger, balgten sich unter den Tischen um heruntergefallenes Essen und so manch kläffender Kampf wurde mit Kenneraugen begutachtet. Falk hatte sich eine Laute gepackt und gab abwechselnd traurige Balladen oder derbe Trink- oder Tanzlieder zum Besten. Auf der einen Seite des großen Gevierts an Tischen wurde jauchzend mit Würfeln gespielt und dort erging man sich in Wettkämpfen, wie Armdrücken oder Geschicklichkeitsspielen. Während Praioswin und Praioswald von Steinfelde lauthals die Lieder Falks mitsangen und durch rhythmisches Klopfen mit ihren Humpen auf den Tisch begleiteten, setzte sich Praiodan zu den anderen Herrschaften, die etwas abseits Platz genommen hatten.

Auch hier wurde nicht mit dem Bier gespart, Thalacker trank heftig und viel. So manches Gespräch bahnte sich trinkselig an: Thalacker, schon leicht betrunken: “Ja, die Feidewald-Fehde, ich weiß das Ihr es nicht gerne hören werdet, Anselm, aber die von Gneppeldotz waren mit den von Ruthbergs verwandt und wir haben den guten Sitten und der Gesetze nach das Recht eine Entschädigung für die geraubten Schätze Ruthbergs zu fordern. Ich werde mich an alle beteiligten Familien, Schwingenfels, Katterquell, Helmenstein, Hirschenrode und die Eurige wenden und im Namen meiner Familie mein Recht fordern! Versteht mich nicht falsch, meine Familie und ich sind geehrt und euch zu Dank verpflichtet, dass ihr meinen Großvater mit eurer Anwesenheit bei deinem Begräbnis beehrt, doch Ehre ist Ehre und Recht ist Recht. Ich werde nicht von der Forderung lassen und erwarte alle Beteiligten auf einem Schiedstag anzutreffen.“

Anselm lehnte sich vor, schlug seinen Bierkrug gegen den des Gneppeldotzer und antwortete ruhig: "Ich fürchte, das wird noch etwas warten müssen. Derzeit ist die Lage nicht so, dass ein Schiedstag zustande kommen wird. Aber ich werde Graf Geismar Eure Wünsche berichten, als Familienoberhaupt steht ihm da das letzte Wort zu. Als Euer Baron werde ich allerdings natürlich mein Gewicht in die Waagschale werfen, dass Euch Gerechtigkeit widerfährt."

Der Gneppeldotzer strich sich etwas Bierschaum aus dem Gesicht und blickte den Quintian-Quandter betrunken an: “Ich danke Euch, Anselm, für euer Versprechen. Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass die Grafen Familien Harsteens vergessen haben, wer das Salz dieses Landes ist, wem auch sie alles zu verdanken haben: den Rittern!”

Nach genügend Bier und so manchem Hoch auf die Kaiserin, konnte auch Politisches kaum fehlen, wieder war es der Gastgeber der das Thema anschnitt und wütend seinen Krug auf den Tisch sauste, das es nur so spritzte vor Schaum und Bier:

"...Und dann Puleth. Da sieht man doch wie sie in Gareth über uns denken, für die sind wir doch nur Weidener Kuhhirten! Wie kann es sein, dass Hartsteener Blut für Puleth vergossen würde und diese Ratte sich nun im Glanze von Ruhm und Belobigung suhlen kann? Ich sage euch, werte Herren, wenn wir dagegen nicht vorgehen...weiß der Dämon was als nächstes kommt...Praios verzeih! Wir sollten uns ihn schnappen!"

Auch Praiodan hatte so einiges getrunken und pflichtete mit lockerer Zunge bei: „Da muss ich Euch zustimmen, Thalacker. Der Schleimscheißer von Schroeckh gehört zurechtgestutzt. Aber was schwebt Euch denn vor? Immerhin ist er ja von höchster Stelle beglaubigt. Wir können doch nicht einfach hingehen und ihm die Saufeder in den Leib rammen. Obwohl … man könnte ihn ja zu einer Jagd einladen.“ Praiodan grinste bei der Vorstellung.

Thalacker entging die Anspielung nicht: “Das wäre die einzig richtige Art. Und wenn er auch von höchster Stelle entlastet wurde: eine Ratte bleibt auch im güldenen Gewand nichts anderes als eine Ratte! Was sagt Ihr dazu, Schallenberg und Ihr, Anselm? Unsere Fehden hin oder her, ein Verräter hat seine Strafe zu bekommen und wenn Gareth nicht dazu in der Lage ist … Hutt ist es umso mehr!”

Noch einiges an Bier und nun auch Wein später, verlor der neue Herr der Dotzenburg wohl so manche gute Vorsicht und beugte sich nach vorne und flüsterte fast: "Zumal soll es bald losgehen, wir wollen uns bald rüsten und dann...nach Osten - über den Dergel, gen Dobirach. Einigen Darpatiern unser Silber aus den Taschen schütteln und wenn uns ein verdammter Schwarzknecht über den Weg läuft, umso besser, dessen Kopf wird meinen Sattel schon zieren. Ist einer von euch dabei? Wir schatzen ein wenig die Mark und holen uns nur das zurück, was uns gehört und ohnehin bald an den Feind fallen würde. Das sage ich euch!"

Der Steinfelde kniff die Augen zusammen und horchte auf: „Nach Dobirach? Wie wollt Ihr ungesehen über den Dergel kommen und Grassing umgehen?“ Trotz seines Einwandes war Praiodan anzumerken, dass er interessiert klang.

“Nichts einfacher als das.” Thalacker lachte kurz auf und schlug Praiodan freundschaftlich auf die Schulter. “Erst nach Firun, dann über den Dergel bei der Furt bei den drei Eichen, dann weiter firunwärts zum Ochsenheimer Forst, über die Strasse drüber, die nach Grassing und Dobirach führt, wieder in den Wald und dann erst wieder gen Praios. Ich kenn die Gegend wie die Schösse meiner Mägde, dort hat es immer noch reiche Güter und die werden wir…..”

Es war schon tiefste Nacht und das Fest wurde lauter und hitziger, Thalacker von Gneppeldotz war gerade bei den Städtern angelangt: “Die Städter, die Verdammten. Sie ziehen uns das Geld aus den Taschen, so schnell kann man es nicht verdienen. Dieses Bürgerpack, die haben doch keine Ehre und über uns Adligen lachen die. Wenn wir nicht aufpassen, kaufen sie unsere Burgen und wir werden ihre Diener. Seht euch Gareth an … ich kenne einige unserer adligen Brüder dort in der Kaisermark, die sich mit den verdammten Städtern herumschlagen müssen, den sind die Kehlen schon zugedrückt, die Dolche an ihren Herzen….”

Als man einem lauten Pochen an das Tor der Dotzenburg gewahr wurde: "Heho, öffnet die Tore! Seine Hochwohlgeboren Hilbert von Hartsteen zu Sertis begehrt Einlass!"

Der Pfalzgraf mit einem kleinen Gefolge von zwei Rittern und drei Bediensteten, schaute sehr mürrisch den erschreckten Wachsoldaten nicht an. Aus seiner Kutsche heraus gab er Anweisungen, die Pferde zu versorgen und den Burgherren zu holen.

Thalacker eilte nun schnell hinunter und begrüßte den Hartsteener ehrerbietig und Hilbert von Hartsteen antwortete: "Im Namen des Schweigenden Herren Boron überbringe ich Euch die Segenswünsche des Hauses Hartsteen. Wir vergelten Treue mit Treue, und so ist es uns eine besondere Pflicht einen so hervorragenden Vasallen, wie Euer Großvater es gewesen ist, zu ehren und seiner Grablegung beizuwohnen. Als Zeichen des Bundes überbringe ich Euch von Seiner Hochwohlgeboren Luidor von Hartsteen diesen Brief und diesen Beutel mit Goldmünzen, um Euch und Eurer Familie in den Tagen dieser Trauer zu helfen."

Der Burgherr bedankte sich sehr, schaute gierig auf die selbst hier im Dunkeln blitzenden Golddukaten und fragte dann doch, warum der hohe Herr so spät gekommen war.

"Ihr müsst wissen, dass auf dem Weg, einige Meilen vor Duchro, ein unerfreulicher Vorfall stattfand. Ein Achsenbruch Unserer Kutsche erzwang einen Halt, den ein paar Strauchdiebe für ihre Zwecke zu nutzen glaubten. Sie haben dafür teuer bezahlt, ihre Körper findet ihr am Wegesrand aufgeknüpft. Ah, da vorne sehe ich diese hinterhältige Zecke, Anselm von Quintian-Quandt! Ich vermute, dass es seine Begrüßung war!"

“Diebe und Räuber hat es hier mehr als Bauern, das Land versinkt in Chaos und Unruhe”, sprach der Gneppeldotzer vor sich hin und klang dabei keineswegs, als ob ihm das etwas ausmachen würde.

Hilbert schloss sich nun bald nach einem Kleidungswechsel der Gesellschaft an, sprach leise und abseits der anderen mit dem Schallenberger und ließ sich zu mancher Spitze gegenüber dem Quintian-Quandter hinreißen. Die Feier selbst dauerte bis noch in die Morgenstunden, so mancher war auf Tisch oder Bank eingeschlafen, irgendein Hund vergriff sich am umgefallenen Bier und so kehrte bald Ruhe ein.

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