Geschichten:Grauen am Darpat - Herzklopfen

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

Leomaras Schritte führten sie direkt zu Kor’wins Kammer. Auf dem Weg dorthin traf sie auf Kain. „Hast du Kor’win schon gesprochen?“ „Nain, är schläft noch!“ Leomara musterte ihn. Doch da sein Blick ohne Argwohn war, ging sie davon aus, dass er von der nächtlichen Tortur bislang nichts wusste.

„Danke, dann werde ich ihn wohl wecken. Greif ruhig ordentlich zu beim Frühstück, du siehst schwach aus. Selinde ist auch schon dort.“ Fügte sie dann noch mit einem Augenzwinkern hinzu. 


„Wär?“ Fragte er, während er sie musterte. „Ach ja…. Richtig.“ Ein süffisantes, herausforderndes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Und wänn ich nun auf däm Weg dahin umkippä? Ich glaubä ich brauchä jemanden der mich stitzt.“

„Natürlich, gar keine Frage, ich werde gleich jemanden holen, der euch hilft.“ Leomara ging ein paar rasche Schritte in eine Richtung aus der Gerumpel zu hören war, dass offensichtlich von dem Tun eines Dienstboten herrührte. Dann drehte sie sich noch einmal um und zog fragend eine Augenbraue nach oben.

„Oh, sind wir wiedär bei dem eich? Ich duachte wir wären uns schon värtrauter.“ Antwortete Kain spitzfindig ungeachtet dessen, dass Leomara anscheinend andere Dinge als seine Späße im Kopf hatte. „Und wuenn Eurää Wunden so schlimm sind, duass Ihr mir nicht helfen kennt, wärde ich dän Weg schon alleine finden.“ Das ‚Eure‘ und ‚Ihr‘ hatte er dabei besonders betont.

Was war er denn so empfindlich was die Anrede anging? Sie grübelte nach, ob sie sich tatsächlich das „Du“ angeboten hatten, oder ob er es einfach so angenommen hatte. Der weil hatte er schon munter weiter gesprochen und Leomara hatte die scheinbare Spitze in seiner Rede gar nicht bemerkt. Irritiert schaute sie ihm nach. Wieso hatte er sie dann gefragt, wenn er auch alleine gehen konnte? Sie schüttelte noch einmal den Kopf, bevor sie sich wieder dem eigentlichen Grund ihres Aufenthaltes in diesem Gang zuwandte.

Als sie den jungen Mann hinter sich gelassen hatte erhöhte sie wieder ihre Aufmerksamkeit. Immerhin hatte sie noch nicht heraus gefunden wo Quanion abgeblieben war. Er schien wie vom Erdboden verschluckt.

Energisch klopfte sie gegen die Tür des alten Jägers. „Ich bin es Kor’win, seid ihr wach?“


***


,Der Kel´zen Tell war wieder dort. Um ihn her saßen die gefallenen Freunde, Verwandten, Schutzbefohlenen zu hunderten in ihrem Blute und zeigten ihm stumm ihre Verletzungen . In der Ferne kam der endlose Heerwurm näher. Er schrie seine Kameraden an. Untot oder nicht, kämpft für unser Volk. Da antwortete eine bekannte Stimme. Ich bin es. Seid Ihr wach?´

Marnion kam wieder zu sich. Er erinnerte sich vage im Gebet eingeschlafen zu sein, doch lag er nicht mehr auf den Knien, sondern in einer Ecke des Zimmers, sein Schwert immer noch verkrampft in der Hand haltend. Seine Bettstatt war verwüstet. Federn lagen umher. Sowohl Kissen als auch Zudecke waren aufgeschlitzt. Da segelte eine Feder von Marnions Klinge und der Junker begriff, das er wieder so weit war. Nicht auszudenken was hätte passieren können, wäre Leomara bei ihm geblieben. Das durfte nicht noch einmal geschehen. Leomara. Sie hatte gerade gerufen. Marnion ließ sein Schwert fallen, als wäre es sein Feind und machte sich noch voller Federn auf nach draußen auf den Gang, wo Leomara gerade an Kor´wins Tür rüttelte.

„Kor’win?!“ Als sich die Tür zu Marnions Kammer öffnete hielt Leomara inne. „Oh es tut mir leid Wohlge...bo...ren.“ Mit gerunzelter Stirne sah sie ihn an. „Ist alles in Ordnung mit Euch?“

„Verzeiht meinen Aufzug, Euer Wohlgeboren.”

Sie zeigte mit deutlicher Verwirrung auf die Federn, die nun an ihm herab segelten. Auch seine Kleidung sah merkwürdig zerknautscht aus, als hätte er darin geschlafen. Da sie ihn jedoch nicht schon wieder in einen desolaten Zustand bringen wollte mit ihrer unnachahmlichen Fähigkeit genau die wunden Punkte zu treffen, beeilte sie sich von ihrer Verwirrtheit abzulenken. „Mein Bruder Quanion, er ist mit seinen Männern verschwunden. Ich komme eben von der Burg, Kor’win ist nicht dort gewesen.“

„Lailát! Verflucht! Wenn er Ihnen etwas antut, dann wird das Folgen haben. Die geringsten wären, das unsere Sippen zur Blutrache verpflichtet wären und mit Euerer Familie in Fehde lägen. Was auch immer passiert ist, wir werden zu spät kommen. Ich hoffe Sie sind ihnen entkommen, wo würde Euer Bruder Gefangene verstecken?”

„Blutrache?“ Leomara strich sich verzweifelt einige Strähnen aus dem Gesicht, als sich die Tür Kor’wins mit einem mal öffnete. „Was soll diesäs Geschräi? Kann isch nischt ainmal in Ruhä schlafän?“

Verblüfft schaute Leomara zwischen den beiden Nebachoten hin und her. Völlig ungeniert kratzte sich Kor’win an einer Stelle, die sie dazu bewegte weg zu schauen, bevor er dann auch noch herzhaft gähnte.

„Kommt rain. Brauch ja nischt das ganze Haus zusammän laufän.“ Leomara bedeutete dem Kelsensteiner vorzugehen, auch überließ sie es ihm Kor’win die notwendigen Informationen zu entlocken. Derweil sie in Gedanken ihres Bruders Gewohnheiten durch ging.

„Lailát! Verflucht! Ich hätte besser weiter geschlafen.” Missmutig stapfte Marnion Leomara voraus, sich im gehen die Federn abstreifend und weiter brummelnd.

„Fehlt nur noch das Pech, Federn haabe ich schon genug.” Als die Tür hinter ihnen wieder geschlossen wurde wandte er sich an Kor´win

„Der Morgen bringe Euch Freude Brüder. Oh Kor´win verzeiht, aber ich hörte das Ta´ira nicht bei der Baronin angekommen ist und fürchtete schon Euch sei etwas zugestoßen, da dieser Wurm Quanion mit seinen Waffenknechten ausgerückt ist und bisher nicht wieder kam. Was ist denn passiert?”

Kor’win ging zur Waschschüssel rüber und wusch sich zunächst den Schlaf aus dem Gesicht und trocknete sich mit einem kleinen Leinentuch ab. Über das Tuch hinweg musterte er den Junker, behielt aber die Frage, ob dieser daher bereits seine Wut an seiner Schlafstädte ausgelassen habe, für sich.

„Äs ist nischts passiert. Als ich zurück kam bin isch aber über die Mauer. Das Pfärd habän sie gefundän, isch hatte es ans Tor gebundän. Isch habe sie noch von weitäm gesähen, laut wie ein ganzes Häär sind sie gerittän. Die Frau ist in Sichärheit.“

Mit einem kühlen Blick bedachte er Leomara. Zuerst wusste sie nicht, was er damit meinte. Doch schließlich dämmerte es ihr. Sie nickte nur unglücklich.

„Ich muss es nicht wissen. Es reicht, wenn ihr Herr bescheid weiß.“ Damit drehte sie sich um. Bittere Galle stieg in ihr hoch. Es schmerzte, wenn sie in einen Topf mit ihrem missratenen Bruder gesteckt wurde, doch sie konnte den alten Jäger verstehen. Im gehen meinte sie daher nur.

„Ich bin frühstücken.“

„Wartet!“

Kor’win kramte etwas aus einer seiner Taschen heraus und warf es Leomara zu.

„Hiär, ich brauchä ihn nicht mähr.“ Als die Ritterin die Hand öffnete, um zu sehen, was sie gerade gefangen hatte, hielt sie den Siegelring in ihren Händen. Wortlos nickte sie dem Jäger zu und verließ den Raum.

***

Marnion sah ihr nach, als sie hinausging. Als sich ihre Schritte entfernten meinte er.

„Es ist gut das Du einen besseren Platz für sie gefunden hast. Dieser Verrückte hätte doch keine Ruhe gegeben und wir wissen, wohin das hätte führen können. Wohin hast Du sie gebracht? Und habt ihr bei den Gefangenen etwas in Erfahrung gebracht? Ich will meinen Schwur erfüllen, bevor die Fährte kalt ist.“

„Isch bin noch nicht langä wiedär da, lass dir von Kain berichtän, was für ain Schauspiel wir den beidän geboten habän.“

Er grinste hämisch bei dem Gedanken an die Schreie Kains.

„Sie habän gesungän wie die Drosseln am Morgän, ich mußte den einen nicht einmal anfassen. Ta’ira musste in den Peraine Tempel in Rashia’ Hal. Man waiß auch, dass sie gesucht wird. Eine gute Bekannte, die Tochtär maines Marbens hat ein Auge auf sie. Leomara kennt sie auch, wenn sie darüber nachdenkt wird ihr das sichär noch einfallän. Solange sie ihräm Bruder gegenübär schweigt ist äs gut.“

Im Raum hingen nun seine unausgesprochenen Fragen nach der Loyalität der Schwester. Sollte man sie überhaupt weiter ins Verrauen ziehen? Was für ein Bruder war der Junker, der solche Spielchen trieb?

„Leomara ist ganz und gar nicht so wie Ihr Bruder.” stellte Marnion klar. „Sie verabscheut ihn und ich glaube auch das sie Angst vor ihm hat. Wir können ihr Vertrauen, doch ist sie nicht in der Lage etwas gegen ihren Bruder zu unternehmen.“

Kor’win zuckte bei dieser Aussage nur mit den Schultern. Blut ist oftmals dicker als Wasser, doch schwieg er und hörte dem Junker weiter zu.

„Was Quanion angeht, denke ich das einzig Gute an ihm ist, das sein Kot die Erde düngt, wie es die Maraskaner sagen. Manchmal ist das nicht genug. Ta´ira könnte noch von Nutzen sein um diesen Umstand zu beenden. Ich werde sie persönlich ausbilden und rechtzeitig aus der Sippe ausschließen. Wir können zur Zeit nicht noch mehr Fehden zwischen Nebachoten und Raulschen gebrauchen.”

Und erneut zuckte der alte Jäger mit den Schultern. Ihm war es egal, was Marnion tat oder nicht tat. Eslam von Brendiltal, sein Stammesoberhaupt war dafür bekannt mit dem Streitwagen über das diplomatische Parkett zu reiten. Er kümmerte sich wenig um das Morgen, sondern mehr um das jetzt und hier. Die Kelsensteiner waren da anscheinend anders. Zuviel fremdes Blut in der Sippe, dachte er sich.

Geschwind wusch sich Kor’win zu Ende und kleidete sich an. Als er fertig war, musterte er erneut Marnion und seine zerknautschte Kleidung. „Wollän wir wuas ässen gehen?“

„Das rechte Wort zur rechten Zeit. Entschuldigt mich einen Moment, ich mache mich noch schnell salonfähig.” Der höfische Ausdruck, stand wahrlich in argen Kontrast zur jetzigen Erscheinung dieses Mannes.



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Texte der Hauptreihe:
2. Rah 1032 BF
Herzklopfen
Katerstimmung


Kapitel 66

Letzte Absprachen
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.