Geschichten:Der Salzenforst 4
Raim fluchte. Firun war ihm heute nicht hold. Zwar fand er immer wieder Spuren im Schnee, doch stets waren sie schon Stunden alt. Zudem schien er heute so laut durch das Unterholz zu brechen, dass jegliches jagbares Getier schon weit außerhalb seiner Schussweite die Flucht ergriff. Raim schüttelte den Kopf. Es schien tatsächlich so, als würde er eine laute Glocke um den Hals tragen oder wie ein Wolf stinken. Wütend schlug er gegen einen Baumstamm. Schnee fiel von oben herab. Er verzog das Gesicht, heute blieb ihm auch nichts erspart.
Er kratzte den Schnee heraus, der ihm in den Kragen gerutscht war. Plötzlich hielt er inne. Irgendwo am Rande seines Gesichtsfeldes hatte sich etwas bewegt. Seinen Arm, der noch immer erhoben war um den Schnee zu entfernen, hielt er möglichst ruhig. Seinen Kopf drehte er langsam in die Richtung, aus der er die Bewegung wahrgenommen hatte. Seine Augen wurden groß. Einen solch riesigen Hirsch hatte er noch nicht gesehen. Das Tier hatte den Kopf gesenkt und schien Futter zu suchen. Raim nutzte die Gelegenheit, senkte den Arm und presste sich enger an einen nahestehenden Baum. Der Hirsch sollte ihn nun nicht entdecken können. Vorsichtig schielte er am Stamm vorbei. Das Tier hatte seinen Kopf erhoben und schaute in den Wald. Raim versuchte die Enden des Geweihs zu zählen, doch ehe er fertig war senkte der Hirsch seinen Kopf wieder. Raim lies den Rucksack von seiner Schulter gleiten. Für einen perfekten Schuss störte er nur. Als der Rucksack den Boden berührte, hob der Hirsch den Kopf, schaute kurz in Raims Richtung und ging beinahe gemütlich davon.
Raim warf den Rucksack hinter einen Busch und lief los. Als er die Spur des Hirschen gefunden hatte, hielt er kurz inne um die Sehne auf den Bogen zu spannen. Dann lief er weiter. Das Tier schien es nicht eilig zu haben. Immer wieder sah Raim es zwischen den Bäumen stehen. Doch stets so, dass Raim kein freies Schussfeld hatte. Hatte er sich mühsam in eine gute Position geschlichen, sprang der Hirsch davon. Mehr als einmal unterdrückte Raim einen Fluch. Doch dann besann er sich. Dies war der Tag der Jagd und Firun prüfte ihn. So gesehen war dies eine gute Jagd. Raim zwang sich zu lächeln als das Tier einmal mehr davonsprang. Endlich, Raim hatte sich auf Schussweite an das Tier herangeschlichen. Vorsichtig richtete er sich hinter einem Baum auf und legte den Pfeil auf die Sehne. Langsam hob er den Bogen und zielte. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, sah das braune Fell des Tieres, das sich ebenfalls langsam hob und senkte. Ruhig... noch einen Moment, dann die Finger von der Sehne lösen...was blinkte da?
Raim versuchte seine Konzentration zu halten, doch am Rande seines Gesichtsfeldes wackelte und blinkte etwas. Er hielt den Bogen ruhig und gestattete sich einen Blick. Am Geweih des Hirsches hing etwas. Auch wenn das Tier nun schon etliche Augenblicke ruhig stand, baumelte das Teil und blinkte im Sonnenlicht. Raim versuchte zu erkennen, was der Hirsch sich da mit dem Geweih eingefangen hatte. Es sah aus wie ...