Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 34

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Am 14. Rondra des Jahres 1032 BF war die Baronie Leihenbutt endlich wieder frei. Zwar hatte der Heerzug wider die Finsternis fürchterliche Verluste zu beklagen gehabt, jedoch war es schließlich mit eisernem Willen und dem Mut der Verzweiflung gelungen, Simionas Kult des Namenlosen zu zerschlagen, und die Frevler angemessen zu bestrafen. Die Kämpfe im Burghof und den angrenzenden Gebäuden waren schließlich zum Erliegen gekommen, die letzten von Simionas Söldnern wurden entweder gefangen genommen oder getötet. Aber auch die Verbündeten hatten noch einige Verluste zu beklagen, bevor die Burg endlich komplett in Händen der Streiter Nimmgalfs war. Im Folgenden soll kurz noch erzählt werden, wie es den einzelnen Charakteren ergangen ist (in Reihenfolge des Auftauchens in der Geschichte).


Nimmgalf von Hirschfurten: Der Baron zu Hirschfurten und Heerführer des Feldzuges hatte die Ereignisse mehr tot als lebendig überstanden. Nur durch die Hilfe seiner Adjutantin Tsaiane von Talbach und des wackeren Magus des Zornesordens Serafin Feuerblitz hatte er es wieder zurück durch den Sphärentunnel nach Burg Leihenbutt geschafft. Sie durchschritten das Portal kurz bevor der Tunnel kollabierte. Jedoch konnten sie nicht lange dort verweilen, denn überladen durch kosmische Energien detonierte das Sphärenportal anschließend, und riss einen guten Teil des Bergfriedes mit sich. Auch dies hätte beinahe das Ende des mutigen Barons bedeutet, jedoch schienen die Götter an diesem Tag auf seiner Seite zu stehen, so dass er auch dies noch überlebte. In der Folgezeit gab es für ihn viel zu tun. Gemeinsam mit Wulf von Streitzig kümmerte er sich darum, dass die Hinterbliebenen der Ritter und Streiter, die während des Heerzuges ihr Leben lassen mussten angemessen entschädigt wurden. Viele der Toten, die noch geborgen und identifiziert werden konnten, wurden in die heimatlichen Gefilde überbracht. Nimmgalf war fest entschlossen, jegliches verderbte Gedankengut in den Köpfen der Menschen Leihenbutts auszumerzen. So übertrug er dem Zornesorden unter Adran Bredenhag von Aarenstein ein Edlengut in der Nähe von Leihenbutt, auf dass die Rückführung der Seelen Leihenbutts in die 12göttliche Gemeinde erfolgreich vonstatten gehen könne. Aber noch viele andere Ereignisse sollten den Baron in näherer Zeit in Beschlag nehmen: zwar wurde die Reichsforster Liga nach den schlimmen Verlusten bei Wegfeld aufgelöst, aber seine Ernennung zum Reichsforster Obristen durch Graf Danos und die damit verbundenen Wiederaufbaubestrebungen des Reichsforster Grafenbannes ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Und schließlich war da noch eine Hochzeit zu feiern, für die noch einiges an Vorbereitungen getroffen werden musste. So wundert es nicht, dass man auch in Zukunft noch einiges von Nimmgalf zu hören bekam.


Wulf von Streitzig: Glücklich darüber, dass nun endlich die namenlose Bedrohung im Norden seiner Baronie beseitigt worden war, stand er seinem Freund Nimmgalf auch in der Folgezeit bei als es darum ging, die angerichteten Schäden zu beseitigen und bemühte sich eifrig darum, die Verluste des Waldsteiner Grafenbannes und bei den Waldsteiner Wölfen wieder auszugleichen. Ein Angebot Nimmgalfs den Pfortenrittern beizutreten, schlug er allerdings (vielleicht in weiser Voraussicht?) aus.


Welfert von Mersingen: Der Heermeister der Rabenmark und neu gekürte Schwertmeister zu Waldstein hatte während des Heerzuges seinem Namen alle Ehre gemacht. Nicht nur der Sieg über den schrecklichen viergehörnten Shruuf ging auf seine Rechnung, sondern auch die Rettung von Nimmgalfs beiden Kindern aus den Händen eines ruchlosen Schergen Simioans. Dies festigte die Freundschaft zwischen ihm und Nimmgalf, so dass schon bald beschlossen wurde, Nimmgalfs Sohn in Kürze in Welferts Obhut in Pagenschaft zu geben. Doch zunächst wandten sich die Schritte des Heermeisters gen Hartsteen, wo eine Verlobungsfeier seiner Cousine mit dem umstrittenen Grafen Geismar anstand, zu welcher sein Freund Nimmgalf ihn gerne begleitete.


Adran Bredenhag von Aarenstein: Der Großmeister des Zornesordens war stolz auf die Leistung seiner Ritter. Zwar hatten viele – zu viele – von ihnen einen hohen Preis gezahlt, darunter sein Freund Devos di Angosteda, doch hatte sie ihr Leben für eine gute Sache gegeben: dem ewigen Kampf wider die Feinde der Zwölfe. Das neue Edlengut in Leihenbutt sollte schon bald ein neues Ordenshaus beheimaten. Dieses aufzubauen und einzurichten übertrug er eine zeitlang seinem Mündel Anjun von Igrams Fels, der erneut die Gelegenheit bekommen sollte sich für den Orden zu beweisen.


Corena und Adran von Eychgras kehrten traurig nach Hause zurück, um Treumunde vom Schicksal Lechdans zu berichten. Wenigstens hatte ihr Verwandter schließlich seinen Frieden gefunden.


Tsaiane von Talbach: Nimmgalfs Lehnsfrau hatte als einzige seiner Offiziere überlebt. Ihre kleine Affäre mit Nimmgalf, die nach den dramatischen Ereignissen zwischen den beiden entflammt war, war aber nur von kurzer Dauer und blieb glücklicherweise ohne Folgen. Durch Nimmgalfs Einfluss erhielt sie rasch einen hohen Rang im Reichsforster Grafenbann und kümmerte sich in der Folgezeit wieder um das Ausbilden neuer Kavalleristen in Samlor.


Ederlinde von Luring brauchte lange, um sich von den aufwühlenden Ereignissen von Leihenbutt zu erholen. Als der tiefsitzende Schock schließlich überwunden war, machte sie sich mit Feuereifer an die Hochzeitsvorbereitungen. Als Ausrichtungsort einigte man sich schließlich auf Pfalz Goldenstein in der Baronie Retogau, mit freundlicher Genehmigung ihrer Majestät persönlich.


Balrik von Keres: War mit den Leistungen seiner Tauristar zufrieden, doch bevor er zu seinen Gütern in der Kaisermark zurückkehren konnte, zog er auf kaiserlichem Geheiß im Gefolge der Kaiserin gen Albernia, wo die abtrünnige Königin Invher ni Bennain sich der Gnade der Kaiserin auslieferte. In der Folgezeit wollte er sich jedoch mehr der Familienhistorie widmen, als neuen Heldentaten auf dem Schlachtfeld.


Thara von Bodiak hatte für ihren Verrat schließlich mit dem Leben bezahlt. Ihre Leiche konnte allerdings nie gefunden werden. Nimmgalf ließ die Sache letztlich auf sich beruhen.


Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl und Ardo von Keilholtz hatten sich wacker geschlagen. Die beiden Greifenfurter kehrten in die Heimat zurück, mit dem guten Gefühl Garetien gerettet zu haben – wieder einmal!


Serafin Feuerblitz: Der Magier des Zornesordnens hatte viel erlebt – vielleicht ein wenig zu viel in kürzester Zeit. Dennoch war er der einzige, der die großen Zusammenhänge wenigstens ansatzweise begreifen konnte, und ahnte daher, an welcher Katastrophe Aventurien nur haarscharf vorbeigeschrammt war. In der nächsten Zeit wollte er sich verstärkt Limbusphänomenen widmen – vor allem das Äonengefängnis des trollischen Hohepriesters faszinierte ihn mehr und mehr. Jedenfalls konnte er sich das Dingfestmachen eines der gefährlichsten Schwarzmagier Garetiens auf die Fahne schreiben. Ein durchaus beachtenswerter Erfolg für den Zornesorden.


Bartholomäus Sinistron: Der Schwarzmagier sollte für seine Untaten vor ein Gildentribunal gestellt werden, was für ihn wohl letztlich den Feuertod bedeutet hätte. Doch so weit kam es nicht: ein Meuchlerdoch in seinen Rippen beendete das Leben des Unholds. Gerüchte, das dieser aus Hartsteen stammte, konnten jedoch nicht belegt werden.

Praiadne von Greif: Die Kampfmaga von den Pfeilen des Lichtes hatte die Dämonenattacke durch das Eigreifen Magister Serafins ohne nachhaltige Folgen überstanden. Sie fühlte sich nach Bartholomäus „feigem“ Ableben um ihre Beute gebracht, und schwor, den Täter zur Strecke zu bringen. Ein kleiner Trost war ihr, dass es ihr gelungen war, das vor einem Jahr geraubte Exemplar von „Tore in den Äther“ der Garether Akademie der Magischen Rüstung zurückbringen zu können.


Alrik Herdan von Prailind und die Schwarzpfeile hatte sich nach dem Sieg über Simiona etwas mehr erhofft als nur ein herzliches Dankeschön und das Ersetzen der Unkosten durch Baron Nimmgalf. So ganz wollte er sich damit nicht abfinden und wandte sich in der nächsten Zeit mehr und mehr den Pulethanern zu. Vielleicht hätten die ihm ja mehr zu bieten als bloßen Ruhm, für den man sich nichts kaufen konnte.


Von Burgolf von Alrichsbaum, dem Edlen aus dem Kosch hörte man nichts mehr. Ob er beim Massaker von Leihenbutt gefallen war, oder schließlich in den Kosch zurückkehren konnte, blieb offen.


Varena von Mersingen hatte eine herbe Niederlage bei Wegfeld zu verkraften. Sie musste sich zurückziehen und ihre Wunden lecken. Wenn Leihenbutt schon befreit worden war, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die restliche Wildermark mit wehenden Bannern zurückerobert würde. Jedenfalls wollte sie darauf vorbereitet sein.

Hadrumir von Schwingenfels und Tanira von Natzungen kehrten mit den restlichen Schwingenfelsern nach Hartsteen zurück, denn schon bald brannten dort die Häuser. Sie hatten noch eine Fehde auszufechten, und jetzt hatten sie bei Nimmgalf etwas gut, was sich in Zukunft noch als nützlich erweisen könnte. Erst auf dem Heimweg verriet Tanira ihrem Gemahl, dass sie schwanger sei, was Hadrumir erst wütend – schließlich hätte sie sich nicht dermaßen leichtfertig in Gefahr bringen dürfen – dann aber glücklich werden ließ. Für die beiden gab also noch einiges zu tun.

Auch der Junker zu Leustein und sein Anhang kehrten nach Linara zurück. Sie hatten einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, dass das schöne Waldstein wieder sicher war. Jetzt galt es wieder stärker ins politische Rampenlicht zu treten, schließlich hatte er hehre Ziele. Noch war das letzte Wort über die Baronswürde Linaras nicht gesprochen.

Pfalzgraf Hilbert von Hartsteen kehrte frohen Mutes zurück. Als die Nachricht von Bartholomäus überraschendem Tod bekannt wurde, sah man Erleichterung in den Zügen Hilberts. Doch schon kurze Zeit später traf seine Hochwohlgeboren ein furchtbarer Schicksalsschlag, als seine gesamte Familie dahin gemeuchelt wurde, und er selbst auch nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Dies und die dramatischen Ereignisse von Leihenbutt brachten ihn zum Nachdenken und härteten ihn charakterlich ab. Schon bald sollte man wieder von Hilbert hören.

Simiona di Silastide-Marvinko, Comtessa zu Silas, selbsternannte Baronin von Leihenbutt und Hohepriesterin des Namenlosen Gottes war kurz vor dem Erreichen des letzten und größten ihrer Ziele gescheitert. Der wahre Name des Namenlosen blieb weiterhin unausgesprochen und Kerbhold der Ketzer fiel zurück in seinen Äonenschlaf. Vielleicht würde es eines Tages einem anderen gelingen, den äonenalten Bann Kerbholds zu brechen, doch dies soll dann an anderer Stelle berichtet werden.


ENDE (diesmal wirklich)