Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Auf ein Bier

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Breitenau

Grenzreiterlager in der Baronie Donfanger

Mitte Ingerimm 1033 BF

Sie gingen weiter im Lager umher. Hier und da entdeckten Ardo und Urion noch Kleinigkeiten, die abgestellt werden mussten. Nach einer Weile kam der Bannerträger Fähnrich von Ährenfeld auf die Gruppe zu, grüßte und meldete dass die Unterkünfte der Herrschaften jetzt hergerichtet seien. Er führte sie zu drei abseitsstehenden Zelten. Urion wies Ardo das linke Zelt zu: „So hier ist deine bequeme Bettstatt für die nächsten zwei Nächte. Du Mechthild schläfst zusammen mit Praiolin im mittleren Zelt. Rondrian und ich teilen uns das andere. Er schlug die Zeltbahn zum mittleren Zelt auf und Mechthild konnte exakt die gleichen Feldbetten entdecken, die sie schon in den Soldatenzelten gesehen hatte. „Du begleitest jetzt den Fähnrich. Er gibt dir dann die Decken für uns fünf.“

Nachdem Mechthild verschwunden war, zog Urion zwei Holzschemel heran bot Ardo einen an und goss Bier aus einem bereitstehenden Krug in zwei hölzerne Humpen. „Zum Wohle Ardo, es schmeckt nicht so wie unser zwergisches, aber die Soldaten sollen ja auch nicht sofort betrunken sein. Essen gibt es heute erst nach der Befehlsausgabe an die Führer. Ich hoffe, du magst ein einfaches Gericht aus Wildbret und Waldpilzen?“

„Zum Wohl.“ Ardo hob den Becher und trank einen durstigen Schluck. „Wenn es jetzt noch Biersuppe gäbe, würde ich mich fühlen wie zu Hause. Etwas anderes als Wildbret und Waldkräuter gibt es bei uns in Kressenburg auch kaum auf den Tisch.“

„Sag mal du erwähntest eine eigene schwere Reiterei. Was hat es denn damit auf sich?“

„Ja, meine Ritter. Ich habe sie die Kressenburger Lanze getauft.“ Ein Hauch von Stolz schwang in Ardos Stimme mit. „Die Idee dazu kam mir, als ich nach meiner Amtsübernahme mit den größer werdenden Problem der Räuber aus der Wildermark konfrontiert wurde. Wie ich schon erwähnt habe, beziehen wir unser Kupfer für die Bronze aus Schnayttach. Früher gab es in Kressenburg eigene Kupferminen, aber die sind schon vor Generationen versiegt. Auf jeden Fall müssen diese Erztransporte durch Eslamsroden. Zudem verkaufen wir einen guten Teil unserer Schmiedeerzeugnisse in der Reichsstadt. Leider ist es um die Sicherheit der Wege gen Wildermark eben nicht mehr so gut bestellt. Generell wollte ich einen Beitrag zur Sicherheit der Mark leisten, nicht nur zu meinem eigenen Nutzen. Da ich keine Söldlinge anwerben mochte, habe ich stattdessen aus den landlosen Rittern meiner Baronie eine Einheit gebildet.“

„Zur Zeit sind es vier Ritter.“ Der Kressenburger hob die rechte Hand und zählte sie an den Fingern auf. „Mein Vater, Mechthilds Vater und ihr Onkel sowie der junge Ritter von Korbronn. Dazu noch der Knappe und der Page meines Vaters. Theoretisch wäre da auch noch mein Vetter Unswin, den ich bei meinem Besuch am Sturmfels mit einem Rittergut belehnt habe. Aber er dient ja im Zornesorden in Perricum, deswegen hat da die Rondra-Kirche die Hand drüber. Das ist natürlich noch keine Lanze in Sollstärke. Im Kriegsfall sieht das schon anders aus. Dann kommen noch einmal so viele Ritter dazu, mich selbst eingeschlossen. So viele Hausritter könnte ich natürlich gar nicht dauerhaft bezahlen. Ein oder zwei mehr, das wäre nicht schlecht. Aber da muss ich wohl warten bis Mechthild ihren Ritterschlag erhalten hat.“

„Was ich jetzt habe reicht aus, um die Transporte gen Eslamsroden zu schützen. Zudem bin ich dadurch in der glücklichen Lage Fürst Blasius Unterstützung zukommen zu lassen, obgleich ich selbst verhindert sein werde. Als Ritter der Zweiundvierzig hätte ich mich geschämt seinem Aufruf nach Unterstützung nicht nachzukommen. Vor allem weil es ja auch die Sicherheit der Mark betrifft.“

„Ich dachte Mechthild erbt auch ein Gut, so dass sie dir als Hausritter auch abgehen dürfte, zumindest solange du keinen Truppe für den Heerbann stellst? Sie wäre ja lehenspflichtig und nicht bei dir als Hausritterin in Lohn und Brot. Übrigens gefällt mir die zurückhaltende Art des Mädchens. Du hast eine sehr gute Wahl getroffen. Ab und zu muss sie noch mehr aus sich herauskommen, aber es ist auch wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu kennen. Wenn ich da an den Novizen Timokles denke, wie er dich für den Prinzen Edelbrecht gehalten hat. Ich wäre beinahe geplatzt vor Lachen.“

Ardo dachte grinsend und kopfschüttelnd an die Szene im Kaminzimmer der Markgräflichen Residenz. „Ja, wer hätte gedacht, dass ein angehender Boroni für solche Erheiterung sorgen könnte.“

„Und Mechthild verdanke ich meinem Schwertvater, der mich gebeten hat mich seiner Großnichte anzunehmen, damit sie einmal wenigstens ein Auskommen hat. Damals war sie noch nicht die Erste in der Erbreihe ihrer Familie. Sie wird nun aber tatsächlich einmal ein Gut erben, zumindest ist das sehr wahrscheinlich geworden. Ihr älterer Onkel ist Junker zu Kieselbronn, hat aber durch den Tod seines Sohnes im letzten Sommer keinen Erben mehr. Wenn Frau Tsa sich Balduin und seiner Frau gegenüber nicht noch einmal gütig zeigt, wird meine Knappin das Lehen übernehmen. Aber wenn der Junker nach seiner Mutter kommt, sind ihm noch mindestens zwanzig Götterläufe vergönnt und solange kann Mechthild dann mit ihrem Vater zusammen in meiner Lanze dienen. Bis sie dann Junkerin wird habe ich sicherlich Ersatz für sie gefunden. Ihr jüngerer Onkel hat zum Beispiel gerade erst geheiratet, und gerüchteweise soll sich Tsas Segen bei dessen Frau bereits eingestellt haben. Und vielleicht bleibt auch einmal eins der Nachgeborenen der Praiostanns in Kressenburg und wird nicht direkt nach Auraleth geschickt. Ich verstehe ja, dass die Praios-Kirche bei Wehrheim schwer mit den Nachwirkungen der Schlacht zu kämpfen hat, aber wir in der Mark haben auch genug Probleme bei denen ein paar Schwertarme mehr nicht schaden können. Meine Schwester könnte ich später vielleicht noch aufnehmen, denn bevor sie das Rittergut meines Großvaters übernehmen kann, steht erst einmal mein Vater in der Reihenfolge.“

„Wo wir gerade bei der Reiterei waren, während meiner Zeit als Rittmeister der Dritten Schwadron, damals noch kaiserlicher Grenzreiter, hatte ich mal für kurze Zeit eine von Keilholtz als Leutnant. Ich bin mir sicher dass du mit ihr verwandt bist, aber die Frage ist, ob du sie näher kennst? Der Vorname, ach, den habe ich nicht mehr parat. Meistens hat man sich ja auch nur mit Dienstgrad und Namen angesprochen.“

Ein Schmunzeln legte sich auf Ardos Lippen. „Näher verwandt bin ich ganz sicher mit ihr, immerhin war sie eine von Keilholtz. Aber ich denke du meinst meine Tante Dramina. Sie war die jüngere Schwester meines Vaters und starb zusammen mit meinem Großonkel Boronian vor Wehrheim.“ Der junge Keilholtzer schaute einen Moment versonnen in seinen Bierhumpen. „Ich weiß noch, als ich damals von ihrem Tod erfuhr, zusammen mit der Nachricht von der vernichtenden Niederlage. Ich hatte damals gerade die Hälfte meiner Knappenzeit hinter mir und wollte sie unbedingt rächen. Ich wollte für die Mark streiten und kämpfen. Mein Schwertvater hat mich damals eine Woche lang in meine Kammer gesperrt, damit ich ihm nicht nach Greifenfurt weglaufe um mich zur Armee zu melden.“

Ob der betrüblichen Neuigkeiten neigte Urion sein Haupt in stillem Gedenken an die Gefallene. Während Ardo weiter sprach kamen die Erinnerungen an die Schlacht vor Wehrheim zurück, die er glücklicherweise und beinahe unversehrt überstanden hatte.

„Auf jeden Fall hat es meinen Vater noch schwerer getroffen als mich selbst. Erst drei Götterläufe zuvor starb meine Mutter, jetzt auf einen Schlag seine Schwester und sein Onkel. Ich habe Boronian nicht gut gekannt, aber soweit ich weiß hat er seiner Witwe in der Sichelwacht in Weiden ein halbes Dutzend Waisen hinterlassen. Es hat meinen Vater sehr niedergeschlagen, dass er nie etwas tun konnte, um diesem Teil der Familie zu helfen. Wir hatten nach dem Jahr des Feuers ja selbst kaum genug zu essen.“

„Du hast mir doch erzählt, du und Greifwin würden versuchen die Familie wieder zu vereinen. Dann forsche doch mal nach, was aus dem Weidener Zweig geworden ist. Ich könnte sicherlich auch einen Knappen gebrauchen, und wenn er aus dem Keilholtz geschnitzt ist, weiß ich ja was mich erwartet. Soll ich mal mit Gerbald reden, ob er noch ein Rittergut zu vergeben hat. Da du ja in deiner Lanze landlose Ritter hast, gehe ich davon aus, dass du derzeit nichts zu vergeben hast?“

„Richtig. Das letzte Rittergut, das ich an meinen Vetter Unswin vergeben habe, musste ich auch erst einmal neu schaffen. Mehr barönliches Eigenland kann ich aber nicht belehnen, schließlich muss ich meine eigenen Kosten decken können und nun natürlich auch die Lanze finanzieren. Mit den Sichelwachtern kann ich gerne einmal Kontakt aufnehmen. Ich weiß, dass Großtante Irlgunde immer bemüht ist, ihre Kleinen unterzukriegen. Wenn du oder Gerbald bereit wäret, eines der Kinder aufzunehmen, wäre ihr sicherlich geholfen. Zum Belehnen sind sie sicherlich noch zu jung, aber als Pagen oder Knappen haben sie das recht Alter.“

„Na ja, es haftet der Makel an mir, dass ich nicht die Knappenzeit durchlaufen habe, sondern von der Greifin auf Grund meiner Leistungen im Felde und der Übernahme der Pflichten auf dem Marstall zum „Ritter der Greifin“ geschlagen wurde. Rein rechtlich dürfte ich zwar einen Knappen oder Pagen haben, aber ihm würde auch stets der Makel anhaften, dass sein Schwertvater kein „echter“ Ritter war. Deshalb hast du mich auch noch auf keinem Turnier gesehen. Zum einen würde man mich sowieso nur naserümpfend akzeptieren und zum anderen übe ich mich halt lieber im Lanzen- und Waffengang auf dem Marstall, beim Biwak mit meinen Soldaten oder gegen den Schwarzpelz. Wie versprochen werde ich natürlich auf deine Hochzeitsturnei kommen und die Farben der Mark vertreten. Als „Ritter der Greifin“ reite ich dann für den Ruhm der Mark und nicht der Familie. Gerbald wird sicherlich einen Knappen und oder einen Pagen gebrauchen können.“

„So soll es sein. Wenn ich zurück bin werde ich an Irlgunde schreiben und den Vorschlag unterbreiten.“ Der Kressenburger nickte abschließend und nahm einen Schluck vom Bier bevor er mit seiner Geschichte fortfuhr.