Geschichten:Baron von Puleth - Räuber im Walde

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4.Efferd 1032 BF, Burgruine Kaiserforst in der Baronie Puleth

Dramatis Personae:


Die blendenden Strahlen der hellgleißenden Praiosscheibe durchbrachen das Blätterdickicht, das ein Dach über dem ehemaligen Hof inmitten der Burgruine bildete. In verfallenen Gebäudeteilen hatten sich der Raubritter und seine Gefolgsleute mehr schlecht als recht eingerichtet, doch war es besser als gar nichts zu haben und vorerst würde es reichen. Schließlich hatte Geldor von Kallerberg nicht vor hier länger als nötig zu bleiben. Was aber nicht heiß, dass er nicht dennoch langfristig plante und draußen Wachen gingen und andere eine Wehr aus herausgebrochenen Mauersteinen, Baumstämmen und Astwerk in den Mauerlücken errichteten.

Der schwarzhaarige Mann mit dem schmalen Gesicht und dem dünnen Bärtchen ballte die Faust. Vor zwei Monden hatte er noch in Kaiserhain residiert und seine Macht genossen über diesen Pöbel von Bürgern und auch seine ach so edlen Verwandten hatten ihr Knie vor ihm beugen müssen, wollten sie nicht anderntags mit dem Gesicht im Dreck gefunden werden, und nun? Insbesondere sein älterer Bruder Helmar, der ihm so gönnerhaft Kaiserhain überlassen hatte und selbst nach Puleth gezogen war. Mal sehen ob ihm dieser Plan allerdings gut bekäme. Geldor wußte schon, warum ihm ein kleiner Ort wie Kaiserhain lieber gewesen war, als Puleth, denn je größer der Ort, um so mehr Aufmerksamkeit schenkten ihm die Mächtigen. Um so bitterer war nur, dass man ihn jetzt selbst vertrieben hatte. Was würde ihn sein großer Bruder spotten und ihm schwere Vorwürfe machen. Und nun? Im Wald hausen wie ein dreckiger Wegelagerer und Wilderer. Aber er würde es sich zurückholen. Kaiserhain und seinen Familiensitz und dann sich an allen rächen, die jetzt vor dem neuen Baron von Puleth, diesem Schallenberger, buckelten! Ohne die Hilfe seines Bruders! Er spuckte zur Seite und setzt sich auf einen Mauerblock und lehnte sich an die von wilden Wein überwucherte Wand hinter sich, um einen Moment die Augen zu schließen.

"Die Männer sind auf den Posten, wie befohlen, Herr.", weckte ihn eine tiefe und raue Stimme aus seinen Gedanken.
"Hm? Ahja...gutgut."
"Und was machen wir nun, Herr?", fragte der untersetzte Mann, der nichts desto trotz sehr muskulös wirkte, mit dem pockenvernarbten, breiten Gesicht mit den stumpfgrauen Augen, dem blonden Bart und den auf Fingerbreite geschorenen Haarschopf.
"Was wir machen, Rauban? Nun zunächst verhalten wir uns still. Vorräte haben wir ja genug dabei und wir wollen ja nicht unnötig diesen dahergelaufenen Emporkömmling auf uns hier aufmerksam machen. Und wenn er sich anderen Dingen zuwendet, ja dann werden wir wieder aktiv."
"Und für was? Herr." Das 'Herr' kam verspätet und zeugte weniger von echtem Respekt als vielmehr dem Bewußtsein bestraft zu werden, wenn man es wegließe.
"Was was? Natürlich um unsere uns angestammte und zustehende Position wieder zu erlangen! Glaubst doch wohl nicht, dass ich diesem Schallenberger meinen Besitz so einfach überlasse, oder was? Nein, Rauban, das jage ich dem wieder ab. Der wird mich noch verfluchen, das sage ich dir. Mich und den Tag an dem er sich hierher traute." Geldor ballte die Faust erneut und schlug sich in die flache Hand.
"Aber, wie wollen wir das anstellen, Herr? Er hat mehr Leute, mehr Mittel und auch noch die Bürgerlichen auf seiner Seite, weil er sie von euch befr...ich meinte weil uns verjagt hat."
"Nun erst einmal wird er nicht immer soviele Leute haben. Die kosten schließlich Dukaten und so weit ich weiß haben die Schallenberger noch keinen Dukatenscheißer da unten in Rabensbrück stehen. Außerdem muss er, je mehr er von 'seiner' Baronie einnimmt, seine Leute immer weiter verteilen, wenn er Ansprüche erheben will. Und drittens wird er ausser bei uns noch bei anderen auf wenig Gegenliebe stoßen."
"Andere, Herr?"
"Ja andere, du Holzkopf.", ahmte Geldor den einfältig fragenden Tonfall Raubans nach. "Schließlich ist dieser Schallenberger ein Luidorist und hier laufen genug Geismaranhänger rum um den nicht zu mögen. Mit dem Schneck, also dem Staatsrat Schroeckh soll er sich auch nicht so recht verstehen. Damit hätte er die Familien Quintian-Quandt und Stolzenfurt, die beide zu Geismar gehören sowie die Schroeckhs gegen sich." Geldor rieb sich über das Kinn. "Und in Kaiserhain kann ich nicht glauben, dass da unsere 'Lieblinge' wie die Gneisdorp glücklich sind, wenn ihre Schmuggelgeschäfte plötzlich nicht mehr laufen. Ohne geraubte Ware keine Hehlerei."
"Ihr wollt euch also mit allen verbünden und den Schallenberger angreifen?"
"Hat dir der Dämonensultan ins Hirn geschissen? Wenn uns diese Schreckschraube Malvina von Schroeckh oder der achso edel geborene Lechdan von Quintian-Quandt erwischen würden würden die uns ohne Federlesens aufknüpfen. Egal ob wir gegen ihren Gegner agieren würden oder nicht. Nein, wir müssen subtiler vorgehen. Naja mehr oder weniger subtil, denn ich denke an Bocksbert von Stolzenfurt. Der Kerl ist kaum weniger ein Räuber als ich, auch wenn er es besser zu verheimlichen versteht, das gebe ich gerne zu. Nur er gilt zumindest nicht als gesucht und kann Einfluß ausüben und wird einem entsprechenden Angebot sicher nicht abgeneigt bleiben...ja das müsste gehen. Bring mir Tinte, Papier und Feder. Ich werde einen Brief verfassen an unseren lieben Vetter auf Gut Silbersteen."
Während der vierschrötige Leibdiener Rauban davonstapfte um das geforderte aus einem der Transportsäcke hervorzuwühlen grinste Geldor bösartig vor sich hin, bereits in Vorfreude auf seine Rache schwelgend, die er an Felan für den Affront ihn zur Flucht getrieben zu haben zu üben gedachte.



„Jahr muss eine Zahl sein.“ ist keine Zahl.

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Jahr muss eine Zahl sein.
Räuber im Walde

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Autor: Lichtbote