Benutzer:Lichtbote/Briefspiel

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Familienplanung

nach Bärenauer Vorbild:

  • Rondrik Ulfried (*1033 BF)
  • Emer Hesine (*1034 BF)
  • Rainmund Nadrian (*1035 BF)
  • Tsatalia Jalga (*1036 BF)
  • Phexiane Ardare (*1037 BF)
  • Halwin Praiodan (*1039 BF, Efferd)
  • Geldar Perainian (*1041 BF, Hesinde)
  • Geron Angward (*1043 BF, Ingerimm)

Rondras Weg

Verbindung zum mystischen unter Burg Sturmwacht schaffen.


Hesindes Weg

Hesindes Weg - Kätzchen

Es war ein lauer Sommerabend im Rondra des Jahres 1036 nach Bosparans Fall und den Tag über schon sehr warm gewesen, so dass Felan nun die Kühle des Abends nutzte seine Zeit mit der Familie zu verbringen. Seine Frau war schon wieder hochschwanger und er saß neben ihr und sah dabei zu, wie sie Rainmund Nadrian in ihrem Armen wog, der friedlich in ihrem Armen schlummerte, während ihnen zu Füßen Rondrik Ulfried und Emer Hesine herumkrabbelten. Wäre es keine Burg gewesen, in der sie sich befanden, man hätte es fast für eine Bauernidylle halten können. Und gerade dafür, dass sich Jalga so persönlich um ihre Kinder kümmerte und diese nicht wie eine lästige Pflicht an Ammen und Kindermädchen abgab machte sie so anziehend für ihn. Unwillkürlich musste Felan lächeln, als er sich ausmalte kein mit Sorgen belasteter Baron zu sein, sondern das einfache Leben eines Bauern zu führen.

In diese friedliche Szene polterte es auf der Treppe und Felan seufzte leise, da er wieder nur das Schlimmste annahm, als er seinen Vetter und Hauptmann seiner Wache Perval von Schallenberg, wie stets in tadellos sauberer Rüstung eintreten sah.
"Entschuldigt die Störung, Hochgeboren."
"Schon gut, was gibt es denn, Perval?"
"Nun, das sind zwei Kinder, in etwas jämmerlichen Zustand, wenn ich anmerken darf."
"Na und? Ich habe hier derer drei!", versuchte Felan zu scherzen, doch entlockte damit Perval nur ein gequältes Lächeln und seiner Frau ein Augenverdrehen.
"Nun..hrmhrm..sie meinen, sie wären Nichte und Neffe, ihrer Hochgeboren."
"Neffe? Nichte? Sollte ich einen unbekannten Bruder haben?", wandte er sich ratlos an seine Frau, die nur mit den Schultern zuckte. "Perval..."
"Verzeiht, ich weiß was ihr einwenden wollt und ich hätte sie als Hochstapler fortgeschickt und euch gar nicht belästigt, aber sie gaben mir diesen Ring."
Perval machte einen Schritt nach vorne und legte Felan das Schmuckstück in die offen ausgestreckte Hand. Felan besah ihn näher und stellte verblüfft fest, dass es sich dabei in der Tat um ein absolut gleich aussehendes Stück Juwelierskunst handelte, dass dem Ring, den er selbst am Finger trug, ähnelte wie ein Ei dem anderen.
"Großtante Salissa...", murmelte Felan, als er eine Gravur im Innenteil des Ringes entzifferte. "Perval lass die Kinder eintreten."

Kurz darauf betraten zwei Kinder den Raum. Jalga schnappte hörbar nach Luft, denn ihr Aufzug hatte, wenn auch von wohl ursprünglich guter Qualität, sichtbar unter diversen Anstrengungen gelitten, teils verdreckt, teils an Säumen und Aufschlägen gerissen, als hätten sie eine lange Strecke Weges zu Fuß hinter sich gebracht ohne geeignete Nachtlager oder Wechselkleidung zur Verfügung zu haben. Dennoch sprach die Haltung und ein gewisser Stolz in den Augen der Zwei Bände und ließen bereits eine Herkunft erahnen, die besseres gewohnt war.
"Die Zwölfe zum Gruße und Travia zum Dank, euer Hochgeboren.", waren die ersten Worte des Mädchens, die mit fester Stimme sprach, während ihr Bruder Haltung wahrend und mit erhobenen Kinn neben ihr Stand. Dem zum Kontrast standen ihre bescheidenen und ehrerbietigen Worte gegenüber. "Ich erbitte euer Gehör und appelliere an eure Gnade, sowie ich euch um Verzeihung bitte euch in einem so unangemessen scheinenden Aufzug gegenüber zu treten."
"Dir ebenso die Zwölfe zum Gruße, mein Kind. Egal was dich herführt, es soll dir hier bei Travia nichts geschehen und an nichts mangeln. Doch nun berichte mir. Du behauptest du seiest meine Nichte...?"
"Mit Verlaub, euer Hochgeboren, ich behaupte dies nicht nur: ich bin die Tochter eurer Cousine 2. Grades, die selbst die Großnichte eures Großvaters war: ich bin Haldana von Schallenberg und dies ist mein Bruder Cereborn. Unsere Eltern waren Travidana und Romin, geachtete Vertreter der Zunft Magie im Sinne der weisen Göttin Hesinde. Und ihr habt den Ring unserer Mutter erhalten, wie sie es uns einst sagte, dass wir es tun müssten."
"Nun, ich glaube euch, denn mir scheint du bist aufrecht, Mädchen.", meinte Felan, nachdem er sich erst geräuspert hatte, da ihn die Rede Haldanas weniger verwundert als an eine nur leicht verhohlene Rüge erinnert hatte, als habe er eines der elementarsten Dinge des Adels vergessen. Zudem konnte er ein leichtes Verziehen des Mundes nicht unterdrücken, als sie erwähnte, dass ihre Eltern Magier seien. "Dennoch..darf ich fragen, was euch herführt? Wo ist eure Mutter und euer Vater? Seid ihr...in Geldnöten? Dann wisset dass wir selbst nicht viel..."
"FELAN!", unterbrach ihn Jalga scharf und mit empörtem Gesichtsausdruck einer Mutter, die einfach Mitleid mit den Kindern empfand. "Ja hrm, ich meinte ja nur..." Felan errötete etwas darüber, dass ihm als erstes nur dieser Beweggrund eingefallen war und ärgerte sich zugleich darüber zu Recht gescholten worden zu sein. Doch an diesem Moment wurde Felan auch offenbar, dass er einen wunden Punkt bei den Kindern getroffen hatte, denn die Stimme des Mädchens zitterte leicht, als sie antwortete und Tränen standen in den Augen des Jungen, der wirkte als hätte er diese schon lange zurückgehalten.
"Unsere Mutter und unser Vater sind den gleichen Personen zum Opfer gefallen, die schon unseren Großvater gemordet haben: unredliche Paktierer mit Kreaturen wider die Zwölfe." Sie senkte den Kopf, so dass ihr Haare in das Gesicht fielen. "Sie hatte uns von der Familie hier berichtet und wir wussten nicht wohin wir sonst gehen sollten. Unter den Collega unserer Eltern hätte sich ihr Mörder befinden können und..." Ihre Schultern erzitterten und Tränen tropften zu Boden. Jalga sprang auf, drückte Rainmund ihrem verblüfften Ehegatten in den Arm und ging in schnellen Schritten zu den Kindern, um sich vor sie zu knien und beide in den Arm zu nehmen.
"Ihr werdet hier bei uns bleiben. Wir werden uns um euch kümmern und ihr werdet hier in Sicherheit sein.", versuchte sie die Kinder zu beruhigen. Ihren Mann, der noch etwas hatte sagen wollen brachte sie mit einem Blick dazu den bereits geöffneten Mund wieder zu schließen und lediglich ergeben zu nicken, während seine Frau sich um die Kinder kümmerte.

Hesindes Weg - Cui bono

1.Boron 1036 BF, Burg Aldengrund, Freiherrlich Aldengrund

"Verbrennen! Alle miteinander, verdammtes Pack! Kam noch nie etwas Gutes von diesem Einhorn-Gesindel! Sie hat vollkommen Recht!" Lautstark echauffierte sich der Baron mal wieder, kurz nachdem er vom Ansinnen der Altgräfin Perricums erfahren hatte, die Nandus-Kirche verbieten zu wollen. "Sollen sie sich zu den Erzdämonen scheren!"

"Wenn nicht eben diese dabei ihre Hand im Spiel haben..."

"Was..?" Felan drehte sich herum. Er hatte mal wieder laut vor sich hin monologisiert, während er am brennenden Kamin stehend in seinem Arbeitszimmer auf der Burg den Bericht gelesen hatte und nicht bemerkt, dass seine junge Nichte Haldana den Raum betreten hatte. "Was soll das heißen?", vervollständigte er die Frage mit einem Stirnrunzeln. Seine Nichte hatte eine Ausbildung in der Magie erhalten, womit er seit jeher wenig anfangen konnte. Zudem noch im horasischen Reich, was schon per se dafür bekannt war ein Hort von Verrätern und Personen mit merkwürdigen Ideen zu sein. Nicht ohne Grund kamen auch viele Nandus-Geweihte aus dieser Region Aventuriens. Hatte sie etwa auch dort umstürzlerische Ideen gelehrt bekommen?

"Nun, das was ich sagte, hochgeborener Herr Onkel. Dass ich nicht glaube, ernsthaft der Nandus-Kirche eine Schuld zugesprochen werden kann."

"Aha, und warum nicht? Schließlich sind es Vertreter dieser Kirche, die zu Aufruhr wider die ZWÖLFgöttliche Ordnung aufrufen und die ketzerischen Ideen eines Yesatan von Eslamsgrund...", Felan spuckte ins Feuer bei Nennung dieses Namens,"...beim Volk verbreiten."

"Das ist de facto korrekt, nur ich frage cui bono?", gab das einen halben Schritt kleinere Mädchen zurück.

"Cui..was?"

"Cui bono..Bosparano für 'Wem nützt es.'"

"Das ist doch offensichtlich: das Volk will sich der Ordnung entheben, wie eh und je um den Adel zu knechten, lässt sich dabei von daimonokratischen Ideen verführen, um hernach einige Dukaten mehr im Geldbeutel zu behalten! Gerade diese verfluchten städtischen Pfeffersäcke ist doch ihr Seelenheil egal, wenn nur mehr in der Börse klingt!"

"Das mag ad primo so erscheinen, aber wenn man ad secundo die Frage vertieft, was die Folgen sind ergibt sich eine andere Antwort."

"Und du meinst..", versucht Felan verwirrt dem Gedankengang zu folgen.

"Ja, euer Hochgeboren: allein denjenigen nutzt es, die ein Interesse daran haben Garetiens Stärken in seine Schwächen zu wandeln: die seit altersher guten Beziehung zwischen den Ständen von Land und Stadt mit dem Adel, der sie schirmt und schützt und auch seinen Sorgen Rechnung trägt. Doch wenn dieses Verhältnis nachhaltig gestört würde, ja sogar das einfache Volk den Adel verjagen würde, was würde geschehen..?"

Felan fühlte sich ein wenig an die Praios-Schule seiner Jugend erinnert und suchte nach einer Antwort. "Wir, ich meine der edle Stand, könnten das Volk nicht mehr beschützen?"

"So ist es. Und wer hat ein Interesse daran das Volk wehrlos vorzufinden, mit den Göttern und Halbgöttern entzweit?" Felan dämmerte es langsam. "Die Dämonenanhänger...ah ich verstehe. Du meinst es könnte irgendwie mit dem Erzverräter Haffax zusammenhängen?"

"Wenn nicht direkt mit ihm so sollte er sich zumindest insgeheim die Hände reiben. Jeder Bauer der jetzt erschlagen wird, jeder Ritter der aus Furcht nur noch Ruinen vorzufinden zurückbleibt, wenn er sein Heim zur Schlacht verlassen sollte, jeder Tort, der einem Kaufmann angetan wird weil man glaubt jetzt sei der Zeitpunkt zur Abrechnung gekommen, ist eine Stärkung der Kräfte des von den Göttern verdammten und eine Schwächung unserer."

"Du meinst also...?", regte er sie an ihren Gedanken fortzuführen.

"Ja, dass wir uns eher auf das Wort einer Esmeria Darando della Tenna und ihrem Aufruf zuwenden sollten, als die Kirche zu vertreiben und damit noch mehr Zorn beim ungebildeten Volk hervorzurufen, dass nicht versteht, warum es getan wird. Wenn sich eine Geweihte ihrer Position so eindeutig wider die Aufrührer stellt dann sollte klar sein, dass die Kirche als solches nicht hinter dieser Ketzerei steht. Es hat schon immer Abweichler gegeben. Manche brachten gute neue Ideen, aber viele mussten auch auf den rechten Pfad zurückgeführt werden."

"Hmhm, ich kann dir nicht völlig widersprechen. Nur dennoch dürfte klar sein, dass wir nicht ungesehen an diesen Ereignissen und den Worten, die gesagt wurden und die das Volk vergiftet haben, vorbeigehen können."

"Auch dem stimme ich zu, doch ein Verbot halte ich für ungeeignet, ja sogar hielte ich es nur für neuen Nährboden, der Märtyrer schafft und nur noch mehr den Widerstand anregt.", erwiderte sie nickend.

"Ich verstehe...", sinnierend musterte Felan das Mädchen, dass die Enkelin seiner rebellischen Großtante Salissa war, die ihn mit großen grünen Augen anblickte, in ihrem grünen Kleid, den sittsam gefalteten Händen, und dem langem, hinter dem Kopf zu einem Zopf gebundenen Haar. Dieses Mädchen hatte ihn gerade auf eine Art und Weise belehrt, wie er es sich kaum von einer Geweihten angehört hätte, ohne trotzigen Widerspruch zu leisten. Doch etwas in ihrer Art ließ ihn innehalten und den Worten nachdenklich lauschen. "Nun, ich denke du hast mich überzeugt und ich schließe mich deiner Meinung an. Die Nandus-Kirche muss gewarnt werden und unter Beobachtung gestellt werden, aber ein Verbot werde ich nicht unterstützen."

Ein Lächeln huschte über das Gesicht Haldanas und ließ ihre Augen strahlen.

Hesindes Weg - Spiegelbilder

10.Tsa 1036 BF, Stadt Kaiserhain, Freiherrlich Aldengrund

Der letzte Schnee schmolz dieses Jahr bereits früh. Kleine Teiche und Rinnsale bildeten sich in den Wagenspuren auf der schlammigen Straße. Jedenfalls fand das Ruhmbart Gumping, als er seinen Ochsenkarren durch die Nebenstraße der Stadt führte. Aber ihm war das nur recht. Ein Segen der Herrin Tsa und ihrer Schwester Peraine, je früher man beginnen könnte sich um die Felder zu kümmern, dachte der Bauer wohlgemut und kratzte sich an seiner Nase, der man an ihrer rosigen und geäderten Knolligkeit ansehen konnte, dass er gerne mal den einen oder anderen Becher Gebrannten zu sich nahm. Zudem frönte er gerne dem Klatsch und er war beliebt unter seinen Nachbarn auf dem Land, da er stets die neuesten Geschichten zu erzählen wusste, nachdem er aus der Stadt wieder heim kehrte.

Es war zwar immer noch kühl und der eine oder andere Schneefall nicht ausgeschlossen, als die Dunkelheit sich über die Stadt senkte. Erste Sterne spiegelten sich in den vielen Pfützen auf der Straße, als wolle auch der Herr Phex seine Absichten in der Stadt Material zur Ausbesserung der großen Scheune zu erwerben mit seinem Licht segnen. Die Aussicht bald bei seiner lieben Base einkehren zu können und einen Krug warmen Apfelweins kredenzt zu bekommen ließ ihn in Vorfreude summen.

So bemerkte er nicht, wie sich ein Schatten lautlos von einem niedrigen Dach auf seinen leeren Karren fallen ließ und langsam nach vorne kroch. Nicht einmal das Messer blitzte auf, als es gezogen wurde, da die Klinge mit Ruß geschwärzt war. Ruhmbart riß erschrocken die Augen auf, als sich die Hand auf seinen Mund legte und er die Klinge an seiner Kehle spürte. Nicht einen Ton brachte er heraus.

"Einen Hilferuf, und du bist tot.", versprach die Stimme des Angreifers, die rau und kalt an Ruhmbarts Ohr drang. "Nicke, wenn du das verstanden hast." Eilig kam der Bauer der Aufforderung nach, doch vorsichtig um sich nicht Ausversehen den Hals selbst aufzuschlitzen. "Gut. Es heißt du bist gut informiert darüber was in diesem Ort so passiert. Beantworte mir meine Fragen und ich verschwinde wieder." Erneut nickte Ruhmbart, dem der kalte Schweiß ausgebrochen war. "Ist der Baron derzeit in der Stadt." "Ja, ihr erkennt es daran, dass das Banner an seinem Stadthaus weht.", eilte sich Ruhmbart zu antworten. "Sind vor einiger Zeit zwei Kinder in den Haushalt des Barons eingezogen?" "Ja, ein Junge und ein Mädchen. Kahmen wohl von weither. Sollen einem weit entfernten Familienzweig angehören." "Wohnen sie hier in der Stadt?" Wieder nickte der bauer, da er nicht wusste was er sonst dazu sagen sollte. "Sieht man sie häufiger?" "Ab und zu. Ich meine ich sehe sie selbst nicht oft, aber ich hörte, dass sie häufiger mal auf dem Markt zu sehen sind, wo sie besonders Fernhändler besuchen." "Fernhändler? Was für welche." "Naja, wie den einen da aus dem Liebfeld'schen, der immer herkommt um aus dem Norden seltene Kräuter zu holen und dafür seine Stoffe hier verkauft..naja, was er noch nicht in Gareth loswird und..." "Wie ist der Name?" "Ich ..äh, ich glaube er nennt sich selbst Arvesio das Tago, oder so." "Avessio d'Astego?" "Ja, genau! Aber er ist derzeit nicht in der Stadt. Und.." "Danke, das war alles was ich wissen wollte." Ohne weiteres Zögern stieß das Messer zu, während Ruhmbart der Mund mit einem Stoffknäuel verstopft wurde. Kaum hörbar gurgelnd versucht sich Ruhmbart noch loszureißen, doch hatte er keine Möglichkeit sich des geübten Griffs seines Mörders zu erwehren. Nur einen Augenblick später starrten seine gebrochenen Augen in den sternenklaren Nachthimmel, während sich der Schatten mit leichten Schritten entfernte und nur einen Augenblick später verschwunden war.


Blutige Tatzen

Luchsaffaere

Stadt Kaiserhain, Stadtanwesen der Barone von Aldenried, 3.Travia 1037


Der Mann trat leise durch die Tür in den Raum und beobachtete im Türrahmen verharrend den Baron an seinem Schreibtisch. Die Feder in der Hand des Barons kratzte über das teure Pergament, sich leicht auf die hervorgereckte Zunge beißend wie ein junger Praiosschüler, und verunzierte es mit wilder Tintenschmiererei in dem Bemühen seine Gedankengänge zu Papier zu bringen. Seine Hochgeboren schrieb ein Buch über seine Reise in die Lande der Ungläubigen im Süden. Es war sehr deutlich zu erkennen, dass der Schreiber mit der Feder auf dem Kriegsfuß stand. Der Mann im Türrahmen räusperte sich.

"Euer Hochgeboren?"

Felan hob den Kopf. Er hatte nicht gemerkt, wie sein Vogt den Raum betreten hatte. "Ja, Retobrecht?"

"Hochgeboren, da ist ein Mann...", sagte dieser und deutete eine verbeugung an, in der er sich unterbrach.

"Soso, ein Mann.,", meinte Felan mit hochgezogener linker Augenbraue. "Retobrecht, du stammelst doch sonst nicht so herum."

"Nun, es ist etwas delikat fürchte ich, Herr Baron."

"Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Retobrecht. Ich habe ja das Gefühl du wolltest mir mitteilen meine Mutter hätte eine unschickliche Affäre."

"Euer Hochgeboren! Niemals...!", fuhr Retobrecht Ferlinger schockiert und errötend auf. Doch Felan winkte ab. "Ein Scherz, nur ein Scherz...ach herrje ich fürchte die Zeit im Süden hat meine Manieren abschleifen lassen. Also was ist nun mit dem Mann?"

"Äh..nunja...", druckste der Mann herum."Er sagt er sei der Sohn von eurem Onkel."

"Onkel Ulfried?", rief Felan entgeistert aus und warf die Schreibfeder auf den Tisch. "Also das hätte ich dem nun wirklich nicht zugetraut. Nun denn, nur herein mit ihm! Wollen wir doch mal sehen, was Ulfried uns da nach seinem Tod für eine Überraschung gemacht hat."

Es dauerte nur eine kurze Weile bis der Überraschungsgast die Stube betrat, in der der Baron noch immer am Schreibtisch saß. Er war allerdings etwas aberückt und hatte die Ellenbogen rechts und links auf den Armlehnen aufgestützt und die Hände vor seinem Kinn gefaltet. Der junge Mann, der vor ihm stand und ihn einen Reisemantel gegen das inzwischendurchaus kalte Traviamond-Wetter gehüllt war, mochte vielleicht 18 oder höchstens 19 Götterläufe zählen. Er war also, wenn überhaupt ein Sohn Ulfrieds, nach dem Tod von dessen Ehefrau 1011 BF gezeugt worden, die sich nicht mehr von der Geburt ihres zweiten Sohnes hatte erholen können und verstorben war. Das erleichterte Felan in gewisser Weise, denn es hätte manche Dinge sicherlich noch mehr verkompliziert, als sie es jetzt ohnehin schon waren.

"Die Zwölfe zum Gruße, euer Hochgeboren. Ich danke für die Gunst zu euch vorgelassen zu werden, um mein Anliegen vortragen zu dürfen.", sagte der Jüngling und verbeugte sich artig vor Felan, der das höfliche Gebaren wohlwollend zur Kenntnis nahm. Und es schien ihm sogar, als könne er in dem schmalen Gesicht mit den graublauen Augen gewisse Züge seines Onkels wiederentdecken, auch wenn das Haar eher schwarz als dunkelblond schien und die Haut einen für garetische Verhältnisse sehr dunklen Ton aufwies.

"Die Zwölfe auch dir zum Gruße, mein Junge. Willkommen in diesem Haus. Man brachte mir Kunde, dass du meinst der Sohn meines Onkels zu sein. So zeige mir bitte den Beweis für deinen Anspruch, denn mein Onkel war ein goßer Mann, und nenne mir deinen Namen und dein Begehr, da du nun erst nach so vielen jahren nach meines Onkels Tod um meine Aufmerksamkeit bittest."

"Gern will ich dem nachkommen, euer Hochgeboren. Aber zunächst darf ich mir erlauben präsentabler vor euch zu treten?", fragte er und warf mit einem eleganten Schwung den Reisemantel ab. Darunter zum Vorschein kam eine einfach, aber nichts desto trotz hochqualittative Gewandung modernen Schnitts, wie es modebewusste Bürger oder Händler in Gareth zu tragen pflegten. Wo bei den reichen Garether Patriziern Spitze und aufbauschende Stoffe als Zeichen ihres Reichtums zu sehen waren war bei ihm eine wohltuende Schlichtheit zu vermerken, deren Eleganz von den verwendeten Farben in Silbergrau und dunklem Fuchsrot unterstrichen wurde. "Meine Mutter war Ravenia Alrksborn, genannt die Schöne, da sie eine Rose war unter den Frauen Almadas, und ich wurde geboren als Girolamo Alriksborn. Doch meine Mutter sagte mir, dass mein Vater immer gewollt habe, dass er einen Sohn mit Namen Geron habe. So nahm ich diesen Namen an und nenne mich heute Geron Alriksborn."

Felan sah seinen Verdacht bestätigt, dass in Gerons Adern unter der sonnenverwöhnten Haut almadanisches Blut flösse. Und Ulfried hatte sich Geron stets als seinen Lieblingsheiligen erwählt, was es umso glaubwürdger zu machen schien. Doch war das noch kein Beweis.

"Und ich trete vor euch mit diesem Beweis,", sagte Geron, als er vortrat um Felan ein Stück Papier zu überreichen, "der meine Worte bestätigen soll, da mein Vater ihn meiner Mutter schrieb zum Abschied. Und wie sie sagte wusste er nicht, dass sie in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft, als er vor 20 Götterläufen in Almada weilte, schwanger geworden war. Und sie suchte nicht, da ihr bewusst war, dass er von Stand nicht einwilligen konnte eine Bürgerliche zu ehelichen, die er kaum kannte."

Auch weiterhin schwieg Felan und hörte nur zu. Doch nur zu gut konnte er sich vorstellen, welche Leiden eine Bürgerliche mit unehelichen Sohn und unbekanntem Vater auszuhalten hatte. Und er empfand eine gewisse Bewunderung für diesen jungen Mann, der dennoch mit großem Stolz zu sprechen verstand, wie man es den Almadanern stets zusprach. Auch Liebe zu seiner Mutter und kein Vorwurf gegen sie schwang in seinen Worten mit. Felan nahm das Stück Papier entgegen, entfaltete es und las erstaunt: es war ein unzweifelhaft in der Schrift seines Onkels und mit seinen Initialen gezeichneter Abschiedsbrief. In wehmütigen, fast poetischen Worten gehalten, wie er es seinem Onkel kaum zugetraut hätte, da ihm dieser eher als ernster, manchmal sogar überstrenger Mann erschienen war. Jedoch in diesen Zeilen konnte er sogar warme Liebe entdecken. Und dennoch schrieben die Worte von einem Mann, der sich selbst diese Liebe verbat, da sie dem Verständnis seines Ranges nach als unstandesgemäß und damit unerreichbar zu beurteilen sei. Felan verstand nun gut den manchmal verbitterten Zug, den er an Ulfried verspürt hatte, auch wenn es eine selbst auferlegte Bitterkeit war.

"Und gekommen bin ich," fuhr Geron fort," da meine Mutter gestorben ist und ihr Bruder ihren Besitz an sich gerissen hat, da ich keinen Rückhalt in der Familie fand als sichtbares Zeichen der Verfehlung meiner Mutter..." Erstmal stahl sich eine gewisse Müdigkeit und Enttäuschung in die Worte und Felan fand seine Vermutungen bestätigt über die Schwierigkeiten mit denen Bastarden seit jeher zu kämpfen hatten. "...und so bin ich gekommen um die Familie meines Vaters zu bitten eine Arbeit für mich zu finden, damit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann." Als er zuende gesprochen hatte beugte er demütig das Haupt und ging auf das rechte Knie in eine bittende Pose.

Bei den letzten Worten hob der Schallenberger erstaunt die Augenbrauen. Fast hatte er erwartet der junge Mann würde um einen Teil des Erbes seines Vaters bitten, wo ihm das seiner Mutter verwehrt geblieben war. Doch stattdessen bat er lediglich um Arbeit, was ihm keine kalte Berechnung zu sein schien, um sein Wohlwollen zu erwerben, sondern vollkommen ehrlich. Der Baron schob den Stuhl zurück und erhob sich, um die wenige Schritte um seinen Schreibtisch eilends zurückzulegen. Bei seinem jungen Cousin angekommen legte er eine Hand auf dessen schulter.

"Erhebe dich. Ich mag einen Sohn meines lieben Onkels nicht vor mir knien sehen, wenn es nicht aus offizieller Mission und höfischer Sitte nötig ist. Wer von Schallenberger Blut ist ist stets in unserem Haus willkommen, wie die Herrin Travia es gebietet und vor Praios soll dir Recht geschehen.", sagte Felan mit dem Pathos in der Stimme, wie er ihn stets überkam, wenn er sich in Fahrt geredet hatte. "Auch wenn ich dir von deines Vaters Erbe nichts versprechen kann, so verspreche ich dir, dass niemals Hunger noch Durst noch Kälte in Einsamkeit dich ereilen sollen. Und ich denke auch an Arbeit mangelt es uns nie: wir werden schon etwas finden für dich, das deinen Fähigkeiten entspricht."

In den Augen des jungen Mannes glitzerte es verdächtig, als Felan ihn in einem Impuls der Brüderlichkeit umarmte. "Komm, lass mich dich zu meiner Frau und meinen Kindern führen. Und du bist nicht der einzige, der in letzter Zeit Zuflucht unter dem Dach der Familie gesucht hat. Denk nur stets daran: die Familie geht über alles, Geron." So sprach der Baron und führte den Neuankömmling um ihn der Familie vorzustellen.

Pulether Ritter

  • Felan Rondrik von Schallenberg
  • Wulfger von Schallenberg
  • Efferdane von Wulfensteyr
  • (Bocksbert von Stolzenfurt)
  • Haldan von Stolzenfurt
  • Malvina Cella von Schroeckh
  • Perainalf von Schroeckh-Wulfensteyr
  • Horwart von Schroeckh
  • Toban von Schroeckh
  • Perala von Schroeckh
  • Ludowald von Schroeckh
  • Voltan von Kallerberg
  • Herbald von Wertesteg
  • Howarth von Wertesteg
  • Herbald der Jüngere von Wertesteg
  • Alissa von Schallenberg
  • Perval von Schallenberg
  • Ulfwin von Schallenberg-Zoltheim
  • Trondumir von Schallenberg
  • Alwene von Schallenberg
  • Lechdan von Quintian-Quandt