Greifenfurt:Vulpinus Vertlinger
(keine)
(mit dieser Person gibt es leider noch keine Briefspieltexte)
Vulpinus Vertlinger taucht in keiner der bekannten Schriften auf, gleichwohl sein Name sowohl auf einem Epitaph im Kloster Vertling als auch auf einem leeren Sarkophag in der Fürstengruft des Greifenfurter Praiostempels auftaucht. Wer allerdings durch die Straßen der Reichsstadt des Abends zieht und seine Ohren spitzt, der hört vielleicht aus einem Fenster die ernste Frage eines Kindes an seine Muhme, ob sie ihm nicht die Geschichte des 'Fuchsgesichtigen' erzählen wolle. Und dann ertönt mitunter die brüchige Stimme einer alten Vettel, welche folgende Legende erzählt.
"Es war einmal ein Mann, dem hatte die Herrin Travia in rascher Folge zwei Knaben geschenkt, nur um ihm im Gegenzug die geliebete Frau zu nehmen. und als sei dies nicht noch Leid genug, so hatte sie auch die beiden Knaben so unterschiedlich gestaltet, wie es selbst Hesinde in ihrer Weisheit nicht hätte tun können. Der eine war bleich wie allerbestes Linnen, wachte des Nachts, um das Madamahl anzublicken und sagte kaum ein Wort. Der andere hatte kaum das Licht des Praios erblickt, als er sich auch schon darin sonnte, pausbäckig, strohblond und von liebreizender Stimme, gleichwohl nie zufrieden, wenn er nicht im rechten Lichte stand.
So verwundert es nicht, wenn man den Letztgeborenen, kaum hatten ihn seine zittrigen Beinchen zu tragen begonnen, laut lärmend den ganzen Praioslauf hindurch in den Gassen der Stadt toben hörte, während kaum einer des Älteren gewahrte, schlich dieser doch lautlos nächtens über die Dächer und beobachtete das Treiben um sich herum. Mit den Jahren erbleichten die Haare des Vaters und sein Rücken beugte sich, während die Jungen heranwuchsen, ihrer Natur folgend. Hatte der Eine schon bald begonnen, alles Wissen in sich aufzusaugen und sich an dem Geiste seiner Lehrmeister zu messen, bis er ihnen über war, schien es, als habe sich der Andere der Welt verschlossen, gleichwohl er dem Bruder gleich in den Talenten der Hesinde wie der Rondra wohl erzogen wurde. Und obschon der Jüngere überall die eigene Klugheit wie einen Stern vor sich hertrug und das Geschick mit der Waffe seinesgleichen suchte, so munkelte man, dass es der Ältere ohne Not mit ihm hätte aufnehmen können, indes er wollte niemandem ein Arg und war bang, sich vor Anderen zu sehr zu präsentieren. Und so behielt er seine Talente für sich, wie der Weise die seinen klimpernd in dunkler Truhe verschließt, dass man nicht sehe, wie mächtig er sei.
Als aber die Knaben sich anschickten, die Reifen der Jugend gegen die Bürde der Verantwortung zu tauschen, da schickte sich der Ork an, das Land zu überrennen, und er war zahlreich wie die Muscheln im Nardesfeld. Und so rüstete sich Weib und Mann, Magd und Knecht, Jüngling und Maggedin, dem Schwarzpelz das an Eisen entgegenzurecken, was dieser verdiene. Und es machten sich auch auf die Knaben, derweil ihr Vater in der heimischen Burg lag und auf die Schwingen des Raben horchte, war doch seine Zeit gekommen und der Schatten streckte schon seine Hand nach seinem Herzen aus. Lange währte der Kampf und dunkel färbten sich Ange und Breite, Dergel und Gernat vom Blut der Dahingegangenen wie der Lebenden.
Hoch stand das Zelt des Orkenhäuptling auf dem Anabōz und im Licht der Praiosscheibe funkelte die kupferne Scheibe, die den Eingang des Zeltes wies. Und des Nachts brannten die Feuer so hell, dass man sie noch vom Reichsforst aus betrachten konnte. Und der jüngere der Knaben hatte stolz die stählernen Schienen angelegt und den Speer mit voller Faust gepackt, seine Getreuen an seiner Seite, während er ungestüm den Berg wieder und wieder berannte, dass der Blutzoll an Zahl die Häupter des Finsterkammes überstieg. Und doch errang er weder Sieg noch Vergleich sondern musste ein ums andere Mal die Flanken des Berges weichen, wollte er nicht heimkehren ausgezehrt und bar der Früchte wie ein Feld in Praiosglut.
Da schickte sich sein Bruder im Schatten der Nacht an, das Feld auf seine Weise zu bestellen. Er hatte sich, so wird erzählt, tief in den Schluchten des Finsterkammes einer Waffe bemächtigt, welche von so tiefem Schwarz gefertigt, dass selbst der Praiosschein seine Klinge nicht zum Funkeln zu bringen vermochte. Manch einer erzählt, die Unterirdischen, welche in den tiefsten der Höhlen leben, hätten sie ihm geschmiedet, andere berichten, er habe sie dem Hort eines der uralten Drachen entnommen und es will gar Leute geben, die gehört haben, Scraan selbst habe sie ihm überreicht. Wie auch immer. Im Herzen der Nacht machte sich der ältere Bruder auf, den Häuptling der Orken aus dem Fell zu schlagen. Und während die glücklosen Kämpen des Bruderheeres ihre neuerliche Niederlage mit den Früchten der Rahja zu versüßen suchten, entbrannte dort oben auf des Berges Haupt ein Kampf, wie es ihn Äonen zuvor und auch Äonen später nicht noch einmal gab.
Die Wache des Häuptlings hatte wohl geschlafen, denn man hatte den älteren Bruder nicht bemerkt, gleichwohl er unbeirrt mitten hinein in das Lager der Orken gegangen war. Doch sein Kämpfertum war ein solches, dass er den ruhenden Orkhäuptling nicht im Schlafe erdolchte, wie er es ohne Zweifel hätte tun können. Stattdessen forderte er ihn in ritterlicher Tugend zum Zweikampf. Und obgleich ihn bei seinem Ansichtigwerden Hohn und Spott des Orkhäuptlings umtoste und obgleich ihn die Wachen, kaum hatten sie ihn bemerkt, von allen Seiten angingen, verharrte er doch auf der Stelle, erschlug jeden Ork, der sich zwischen ihn und seinen Gegner stellte, traumgleich, ohne auch nur den Blick von jenem zu wenden, dem sein Angriff tatsächlich galt. Und erst jetzt, da sich die Leichen seiner besten Krieger zu Füßen des Mondgesichtigen stapelten und ihr Geist wie Blut aus Augen und Mündern troff, da ergriff auch der Häuptling der Orken seinen Arbach und stellte sich dem Jüngling zum Kampfe, wohl wissend, dass nur einer von ihnen den Platz erhobenen Kopfes und bei lebendigem Leibe verlassen werde.
Schwarzpelz und Mensch hieben aufeinander ein, dass die Luft um sie herum stahlgrau und schwarzscheckig aufloderte. Und die Hitze des Kampfes ließ den Boden einen Nebel von glühendem Rot ausschwitzen, der sich über die Bergkuppe stülpte wie eine Kappe. Lange dauerte der Kampf und während die Recken ihre Klingen gegeneinander hieben, dröhnte die Luft von der Gewalt der Schläge und das Flirren der Klinge und das Wirbeln der Leiber warf Schatten auf den Berg. Man erzählt sogar, selbst der Stein habe sich der Wucht der Hiebe beugen müssen und die Spitze des Berges sei von der Gewalt der Angriffe zu feinem Sand zermahlen und verweht worden, bis sich dort, wo einstmals ein steinernes Haupt stolz sich aus den Flanken erhob, eine Kuhle entstanden und der einstige Berg zu einem Hügel geworden. Und doch war die Nacht noch nicht vorüber und der Kampf tobte unvermindert.
Schließlich, so erzählt man, habe sich die Erde selbst aufgetan, Ork und Kämpe verschluckt und der umherfliegende Staub habe sich auf die Wunde im Fels gelegt und wo gerade noch zwei Kämpfer aufeinander eingedroschen, sei nur ein ebenmäßiges Felsband gewesen, blank gescheuert von den tanzenden Füßen der Kämpen aber leer.
Andere wollen wissen, dass eben jener Recke seinen Gegner mit einem einzigen Hieb enthauptete, doch anstatt sich Lohn und Ruhm zu nehmen noch in der selben Nacht entschwand mit unbekanntem Ziel. Was auch immer wahr sein mag, als der Kampf geendet, war der ältere Bruder verschwunden und der jüngere zog mit seinem Heer zurück in sein gefestigtes Lehen, nur um den Vater mit gebrochenem Auge auf dem Totenbette zu finden. So endet die Mär von den zwei Brüdern, von denen der Eine ein langes Leben im Licht des Praios hatte, während sich die Spuren des Anderen unter dem Schimmern der Sterne verlieren. Zwei Male will man noch von ihm gehört haben. Einmal, so berichtet ein Hirte in den Ausläufern des märkischen Reichsforstes, sei er bei Anbruch der Dämmerung noch auf den Weiden gewesen, als ihn ein hochgewachsener, alterslos scheinender Recke fragte, wo es denn nach Korgrund gehe. Gleichwohl er nicht wusste, wo dieser Ort liege, habe er den Mann mit dem schwarzen Schwert tiefer ins Herz des Waldes geschickt, liegen doch alle Orte, gut wie übel, immer einen Steinwurf weit vom Herz des Waldes.
Ein ander Mal berichtete ein Knäblein, des Vater dieses aus Not und Hunger in die Tiefen des Waldes geführt und dort ausgesetzt, er sei schon an der Schwelle des Todes gewesen, als sich plötzlich die Bäume des Waldes wie ein Vorhang auftaten und ein Mann, weiß von Haar und Gesicht, heraustrat, ihm zu essen und zu trinken gab und ihn hernach freundlich doch schweigsam aus dem Forst geleitet. Und auf seine Frage, wer er denn sei, habe der Mann sein boronschwarzes Schwert geschwungen, welches ein Flüstern wie von sich sträubenden Federn habe ertönen lassen, und gesagt: 'Man nennt mich Schwingenrauschen nach dem, was mir den Weg gebahnt und dem, des ich letztlich am Ende gewahr werden soll.' "