Geschichten:Plitzenbergs Fallen - Gefälle

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„Kommt, wer schneller ist!“ Danos lachte laut in den blauen Himmel, als er seinem Ross die Sporen gab und die Rakulahöhen hinaufgaloppierte. Barnemund blieb gar nichts andres übrig, als hinterherzureiten. Immerhin sollte er auf den Grafensohn aufpassen.

Aufpassen? Auf Danos von Luring? Unmöglich.

Erstens, dachte Barnemund unter seinem schweißnassen Schopf, ist Danos jetzt schon ein besserer Reiter, ein besserer Schwertkämpfer und – das wissen die Götter! – ein besserer Tjoster als ich.

Zweitens hat er bereits zwei Wegelagerer zur Strecke gebracht und damit einen Kampf auf Leben und Tod bestanden. Allein. Barnemund hatte die Räuber auch gesehen – danach. Und eine hübsche Ballade gedichtet, die er aber nicht ein zweites mal singen durfte, weil Firine sie zu blutig gefunden hatte.

Drittens war Danos viel mutiger als er. Und aufmerksamer. Wenn es also ums Beschützen ging, dann wäre Danos viel geeigneter, seinen Begleitritter zu schützen als dieser den Erben der Grafschaft. Barnemund seufzte.

Danos war mittlerweile oben angelangt und vom Pferd gesprungen. Am Rand der Klamm, die den Rakulapass überragte, wartete er auf Barnemund.

„Seht, Ritter Barnemund, da drüben ist das Kloster. Vater sagt, er versteht nicht, warum der Bund des wahren Glaubens ein Kloster in der Einsamkeit errichtet, Reichsstraße hin oder her. Die müssten doch eher in die Städte gehen.“ Danos beugte sich vor und spähte den steilen Hang hinunter. Der war stellenweise fast senkrecht.

„Das weiß ich auch nicht, Euer Liebden. Die Götter werden schon gewusst haben, warum sie hier ein Kloster haben wollten.“ Barnemund war es egal. Wenn es nach ihm ging, wären sie sowieso nicht hier oben lang geritten, sondern unten auf der Reichsstraße. Da gab es ein paar schöne Gasthäuser. In einem davon hatte unlängst ein Barde sein „Turnier von Luring“ vorgetragen und behauptet, er wäre der Verfasser des Liedes. Empörend! Aber auch irgendwie … aufregend.

„Egal, Ritter Barnemund. Kommt, wir wollen mal da runter. Ich sehe da ein paar Fahrende, die bestimmt was zu erzählen haben.“

„Da runter? Wollen wir nicht um den Hügel da herumreiten und dann …“

„Nein, dann sind die doch weg! Kommt, Ritter Barnemund. Wer zuerst unten ist. Seid Ihr vor mir unten, dürft Ihr mich einen Freund nennen, kein Herumgeihrze mehr.“

„Und wen Ihr zuerst unten seid?“

„Dann bin ich auch zuerst wieder oben und reite mit Eurem Pferd heim und Ihr lauft.“ Danos grinste verwegen und machte sich mit einem übermütigen Luftsprung an den Abstieg.

Barnemund keuchte. Hatte er Angst zu fallen? Vielleicht. Er hatte diesen Traum wieder geträumt. Und der Abhang war nicht ohne. Vorsichtig stieg er hinab, beeilte sich aber kaum, denn Danos war schon weit voraus. Auf einmal verlor Barnemund den Halt. Die Felsnadel, an der er sich hatte festhalten wollen, war nur aus Sand gewesen und zerbröselte in seinem Griff. Um nicht vornüberzustürzen, ließ sich Barnemund auf den Hosenboden fallen und rutschte mit rudernden Armen hinab. Beinahe hätte seine Stiefelspitze den Grafensohn erwischt, da sauste er auch schon vorbei: „Obacht!“

„Hej!“, rief Danos, „Ihr seid mir ja einer!“ Dann ließ er sich ebenfalls fallen und rutschte hinterher – laut lachend.

Erst kurz vor dem Aufprall verhedderte Barnemund sich und überschlug sich mehrmals, dann war die wilde Fahrt endlich vorbei. Danos kam nun auch an. Natürlich hatte der Muskelprotz sich nicht überschlagen. „Barnemund! So viel Siegeswillen hätte ich dir gar nicht zugetraut. Komm her!“ Danos riss den Ritter fast nach oben und umarmte ihn herzlich.

„Das hat Spaß gemacht! Ab jetzt: Danos, ist das klar? Ich habe keine Lust mehr auf diesen ganzen Firlefanz. Und jetzt komm, da sind die Ritter.“ Danos nahm Barnemund bei der Hand, die er aber geradeso abschütteln konnte, als sie fast bei den Fahrenden angekommen waren. Wie hätte das ausgesehen?

„Scheiße“, entfuhr es Danos, „Vetter Odo.“

Tatsächlich. Eine der Reiter war der lange Odo. Er musterte die beiden Bergsteiger (oder -faller) missbilligend von oben herab. „Ah, Vetter Danos. Das sah ja hübsch aus. Ihr beiden. Ein Ritter und der Erbe einer Grafschaft beim Sommerrodeln.“

„Ja, das hat auch Spaß gemacht, Vetter Odo. Versuch es doch auch mal. Asch so: Ne, lass mal. Spaß ist ja nicht so dein Ding.“

Odo verzog keine Miene: „Spaß? Spaß haben jetzt die, die sich eure Pferde holen. Wirklich eine Meisterleistung, Vetter Danos. Der Weg zum Ritter ist noch weit für dich. Und Ihr, Ritter Barnemund …“ Odo hob eine Braue, „Ihr habt auch noch einen weiten Weg vor euch. Auf Schusters Rappen.“

Barnemund verbeugte sich spöttisch. „Ich lauf gern nach Luringen, Herr Odo. Da schmerzt mich am Ende des Marsches nur der Fuß. Am Ende Eures Rittes hingegen schmerzt Euch der Arsch.“

Danos wäre an seinem lauten Lachen beinahe erstickt …



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Texte der Hauptreihe:
K8. Fall
28. Ing 995 BF
Gefälle
Fallstudien


Kapitel 2

Verfallen
Autor: BB