Geschichten:Räuber und andere Halsabschneider

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28. Hesinde 1042 BF, Wehrturm Holten, Markgräflich Kupferklamm

Ilmar preschte, soweit es der Schnee und das Eis es zuliesen, mit seinem Pferd auf dem kleinen Weg von Burg Trollkamm zum Wehrturm Holten entlang. Er hatte ein einfaches Kettenhemd über einem dunkelgrünen Leinenhemd an und überalles einen dicken, grün-weißen Wappenrock mit dem Wappen der Familie Hardenstatt geworfen. Seine braune Wollhose steckte in hohen schwarzen Fellstiefeln und alles war mit einer Mischung aus Schnee und Eis bedeckt.
In der Ferne sah er einen Turm sich vom Hintergrund abheben, wie lang war er schon unterwegs? Es musste schon eine gewisse Zeit sein... Er war sich nicht einmal mehr sicher ob er immer noch auf dem richtigen Weg war oder ob er nicht schon längst sein Ziel verloren hatte.
Er zügelte das Pferd und wurde langsamer, wenn er in dieser Geschwindigkeit an dem Turm ankommen würde, würden die Menschen dort sonst was von ihm denken und vielleicht könnten sie ihm helfen?

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Die wenigen Männer, die an der Zollstation ihren Dienst taten sahen den Reiter schon von weitem. Als er dann bei ihnen ankam richtete sich einer der Zöllner auf und stellte sich ihm in den Weg, mit erhobener Hand und geschulterten Hellebarde rief er energisch, "stehen geblieben!"
Ilmar stoppte sein Pferd und blieb vor dem Mann mit der Hellebarde stehen, hinter ihm saßen zwei seiner Kameraden an einem kleinen Tisch, auf dem Karten und Becher verteilt waren sowie eine Flasche stand, ihre Hellebarden lehnten neben ihnen und ein jeder hatte eine, mehr oder minder, korrekt sitzende Winteruniform der markgräflichen Truppen an, ein kleiner Feuerkorb sorgte für ausreichende Wärme.
"Den Zwölfen zum Gruß! Praios vor!" und mit einem freundlichen Lächeln erhob Ilmar seine Hand.
Ehe der Ritter weitersprechen konnte fiel ihm der Zöllner ins Wort, "den Zwölfen zum Gruß, steigt bitte von eurem Pferd ab wir führen eine allgemeine Zollkontrolle durch. Habt ihr etwas anzumelden?" Ilmar blickte kurz etwas verwirrt, schüttelte dann aber den Kopf und fasste sich wieder.
In leicht genervtem Ton erhob er das Wort, "nein ich habe nichts dergleichen dabei und damit auch nichts anzumelden."
Der Zöllner blickte an Ilmar herab, sah sein Schwert und die Satteltaschen und deutete dann auf beides, "ich muss dennoch in eure Taschen schauen und dieses Schwert... Scheint recht lang, könnte fast zu lang sein als dass man es einfach so mit sich herumführen dürfte." Ilmar blickte auf sein Schwert und begriff langsam was dieser Zöllner vorhatte.
Erzürnt richtete er sich in seinem Sattel auf, "was glaubt ihr eigentlich wen ihr hier vor euch habt?! Ich bin weder ein dummer Bauer noch ein leichtgläubiger Abenteurer! Ihr sprecht hier mit Ilmar von Hardenstatt! Ritter und Neffe des Herrn von Hardenfels aus der Baronie Zackenberg! Und ich weiß GANZ GENAU was für Schwerter ich mit mir führen darf! Und nun holt mir euren Kommandanten!", während Ilmar immer lauter wurde und auf das Wappen auf seiner Brust hämmerte nahm der Zöllner vor ihm immer mehr die Farbe des Schnees an, auch seinen Kameraden wurde wohl etwas mulmig, denn sie waren zwischenzeitlich aufgestanden und hatten ihre Hellebarden gepackt.
Plötzlich öffnete sich eine Türe aus dem Wehrturm und ein junger Mann, der leicht als Korporal auszumachen war, stolperte etwas unbeholfen heraus. "Was ist das denn für ein Lärm?" rief Wenzel Prokop und lief zu der Gruppe.
"Eure Männer versuchen hier unrechtsmäßiger Weise mein Schwert zu beschlagnahmen! Und wer weiß was sie noch vorhaben!", rief Ilmar erbost und zornig.
Der Korporal hob beschwichtigend die Hände, "aber bitte bitte! Sicherlich bloß ein dummes Missverständnis! Ein Fehler Seitens des Zöllners! Nicht wahr?" fordernd blickte Wenzel seinen Mann an, der nun noch mal auf das Schwert blickte, dann zögerlich lächelte, "ähm.. Ja... Jetzt... Ja jetzt sehe ich es auch, sah von... Sah vorhin aus wie eine zu große... Also aber als Ritter..." verlegen trat der Zöllner den Rückzug an.
Ilmar blickte ihm geringschätzig nach und wandte sich dann dem Korporal zu. Dieser blickte freundlich zu ihm hoch, "seht Ihr? Nur ein dummes Missverständnis hoher Herr! Darf ich Euch vielleicht in meine warme Stube einladen? Ihr schaut aus als könntet ihr einen Happen und einen Tropfen vertragen?"
Ilmar schürzte kurz die Lippen, dachte nach und nickte dann während er vom Pferd stieg, einer der Zöllner nahm es ihm ab und kümmerte sich drum während Ilmar und der junge Korporal in dem Wehrturm verschwand. Das Arbeitszimmer selbst war klein, dunkel, recht karg und roch nach verschüttetem Alkohol. Ein Tisch, an dem zwei Stühle und auf dem viel zuviele leere Flaschen standen, teilte das Zimmer, die Wände waren größtenteils verdeckt von Regalen in denen allerlei Kram lag, vor allem jedoch volle Wein- und Bierflaschen, in einer Ecke stand ein Ofen, der hier wohl nachträglich eingebaut worden war. Nachdem sich die beiden Männer gesetzt hatten kam auch schon ein Mann herein und stellte zwei Teller mit Kleinigkeiten ab, der Korporal hatte unterdessen zwei Tonbecher und eine Flasche Wein aus einem Tischfach geholt und seinem Gast und sich eingeschenkt.
"Nun eure Wohlgeboren, was bringt Euch in diese verlassene Gegend? Seid ihr auf der Durchreise nach Hengesforst?" fragte der Korporal mit ehrlicher Neugier.
"Nein, nicht direkt! Ich verfolge eine vierköpfige Bande von Strauchdieben! Ihre Spur hat mich hier hergebracht, Ihr habt sie nicht zufällig gesehen? Einfache Kleidung, dafür grobe Knüppel." Ilmar nahm den Tonbecher zu sich und prostete seinem Gegenüber zu.
Dieser erwiederte den Prost, schüttelte jedoch den Kopf. "Nein tut mir leid, so eine Gruppe wäre uns aufgefallen. Wahrscheinlich haben sie sich in den Wald hier in der Umgebung versteckt. Ihr solltet zur Landvögtin. Die wird Euch sicherlich helfen beim Aufsuchen dieser Verbrecher."
Ilmar nickte verstehend und nachdem er einen Bissen gegessen hatte sprach er, "dann bringt mich zu ihr!"