Geschichten:Gramfelden - Auf den Bär gekommen
19. Boron 1042, BF Gareth
Seit Stunden liefen sie sich nun schon in Gareth die Beine in den Bauch, auf der Suche nach Händlern für Baumaterial. Viel Baumaterial. Den ein oder anderen hatten sie selbstredend auftun können, der mit Holz und Granit handelte, doch waren es hier am Ende nur Händler die nicht im Ansatz über die benötigten Mengen verfügt, dies aber besorgen könnte. Und das dann zu Preisen bei denen Phex nur lachen würde. Konnar hatte den kurzen Hals gestrichen voll. Er war sichtlich gereizt. Korwin und Ralbert hielten sich geschlossen um den Hünen nicht noch mehr in Rage zu bringen. "Herr" flüsterte Ralbert "Lasst uns zum Al’Anfaner Markt gehen. Der Duft der Gewürze, die tanzenden Sharisad und allerhand Kuriositäten werden ihn auf andere Gedanken bringen." Selbstredend verschwieg der Knappe, dass es ihn eigentlich eher nach den feinen Süßwaren aus Al'Anfa und den Tulamidenlanden dürstete. Korwin zwinkerte ihm zu und kramte in seiner Tasche nach dem Stadtplan. "Konnar, wir biegen hier nach Efferd ab. Ich will es noch mal am Al'Anfaner Markt probieren. Dann ist Schluss und wir versuchen es wann anders. "Al'Anfaner Markt?" Guckte Konnar etwas überrascht. Willst du die Gramwacht mit Palmen wieder aufbauen?" Da musste sogar Korwin lachen. Nach ein paar Minuten erreichten Sie die Weststadt. Der Lärm des Marktes lag in der Luft. Genau wie der Duft von Gewürzen, Duftwässerchen und aufregenden Speisen. Musik und Kläge aus fernen Ländern erfüllten mit Markt. Die drei ließen sich in diese fremde Welt hinein ziehen. Ralbert blieb an einem Stand mit Süßwaren und feinen Speisen stehen. "Herr, darf ich?" Korwin nickte, weil auch ihn der Duft der Süßspeisen gefesselt hatte. Kein Weidener Apfelkompott, keine Beeren aus der Goldenen Au hatten jemals diese Verlangen nach Süßen in ihm geweckt wie dieser Markt. Einzig Konnar war schwer zu begeistern. Während Korwin und Ralbert das Lakritz und ein feines Küchlein probierten erblickte Konnar etwas, dass ihn völlig aus der Fassung geraten ließ. "Das gibt es doch nicht", schrie er "diese vom Namenlosen dahin geschissene verdammte Scheiße." Er warf etwas auf den Boden und stampfte auf. Korwin blickte auf den Boden. Ein kleiner Ast. Süßholz. Korwin musste lauthals lachen. Konnar hingegen brüllte ihn an. "Ja sag mal bist du von den Zwölfen verlassen? Wir müssen eine Burg aufbauen und du vergnügst dich hier. Und schleppst mich dann auch noch zu so einem Kameltreiber der womit handelt. Holz, Süßholz. Korwin, wach auf. Wir brauchen echtes Holz. Viel Holz." Etwas zuppelte an seinem Rockzipfel. Ein bildhübscher junger Knabe mit langem, blondem und lockigem Haar hatte sich zwischen sie gedrängelt, wohl in der Hoffnung etwas von den feinen Süßigkeiten zu ergattern. Wer wollte es ihm verübeln. "Meine Mama hat ganz viel Holz!" Der kleine grinste Konnar mit einem einehmenden und äußerst charmanten Lächeln an. "Hä?" Konnar blickte auf den Kleinen herunter. Die beiden trennten mindestens einen Schritt vom Scheitel bis zu Sohle. Den kleinen schien das jedoch nicht zu interessieren. er kaute auf einem Lakritz herum. "Wo ich her komme haben wir viele Bäume. Meine Mama hat einen ganzen Wald. Oder zwei sogar." Konnar wurde auf diese surreale Szene aufmerksam. Der Junge war in feinstem Zwirn gewandet. Mindestens das Kind eines wohlhabenden Kaufmanns. er ging auf die Knie um besser mit ihm sprechen zu können.
"Wie heißt du denn kleiner? Ich heiße Korwin von Orkenwall zu Gramfelden"
"Ich heiße Trisdhan von Ochs. Hoher Herr" Und grinste wieder.
Jetzt bloß nichts falsch machen, schoss es ihm durch den Kopf. Was macht so ein Junge hier alleine auf dem Markt. Wenn das jemand hier mit bekommt. Im selben Augenblick kam eine wild um sich fuchtelnde kleine stämmige Frau auf die Szene zu.
"Trisdhan Tybalt von Ochs, was fällt Dir im Namen der Zwölfe ein, einfach ab zuhauen?" Sie wagte es jedoch nicht Hand an den Kleinen anzulegen. Vermutlich weil just in diesem Augenblick eine ältere Dame hinzukam, die sichtlich erregt war. "Trisdhan Tybalt von Ochs, wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich nicht von Ederlinde losreißen sollst." "Aber gnädige Frau Hitta. Ich pass doch immer gut auf." Dabei mampfte er genüsslich auf dem Lakritz herum. "Der große Mann da sucht Holz. Mama kann ihm doch was geben, meint ihr nicht? In Bärenau haben wir davon mehr als genug."
Korwin begrüßte die Dame standesgemäß. "Hohe Dame. Korwin von Orkenwall zu Gramfelden. Wir können bezeugen, dass der Knabe sich keines Verbrechens hier auf dem Markt schuldig gemacht hat" und lächelte den Jungen an. "Meine Begleiter, Konnar dûr Talorkan und mein Knappe Ralbert Pfundt von Pfundtern zu ihren Diensten."
„Hoher Herr, ich bin erfreut Eure Bekanntschaft zu machen. Hitta vom Wirsel, wenn ich vorstellen darf. Der junge Baronet erwähnte gerade, dass ihr auf der Suche nach Bauholz seid. Und auch wenn er ein wenig altklug vorgeprescht ist, muss ich dem Jungen Recht geben, dass ihr bei seiner Mutter Iralda einen Handel abschließen könntet. Wenn ihr mögt, folgt mir doch bitte in unser Stadthaus. Die Baronin ist hochschwanger und zurzeit nicht gut zu Fuß.“
"Es Wäre uns eine Ehre verehrte Frau vom Wirsel. Gerne würden wir um eine Unterredung mit ihrer Hochgeboren Frau von Ochs bitten." Korwin verbeugte sich höflich und blickte zu Konnar rüber und zwinkerte. Der Hüne schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf und raufte sich die Haare. "Phex muss dir wahrlich hold sein. Ich fasse es einfach nicht." "Praios tut nix wie fügen". Dabei blickte er gen Alveran. "Meine Herren, folgt mir bitte. Und du Trisdhan bleibst bei mir." Sie blickte den Knaben, der ihr so am Herzen liegt böse an. Die Gruppe spazierte los in Richtung der Villa Ox und ließ den Al'Anfaner Markt mit all seinen Düften und exotischen Waren hinter sich. Auf dem Weg zu Villa durchquerten Sie eine der schönsten Ecken Gareths. Ein prächtiges Herrenhaus reihte sich an das nächste. In Größe und Pracht unterschieden Sie sich genau wie in ihren Baustilen. Vermutlich durch begründet durch die unterschiedliche Herkunft ihrer Hausherren. Bäume und Büsche sowie einige Statuetten säumten den Weg durch das Villenviertel. "Da ist unser Haus jubelte der kleine Trisdhan und wollte sich in Richtung Haus von der Amme los reißen, dabei wirbelte er mit den Armen und seinen langen blonden Haaren herum. Villa Ox war ein wahrhaft prächtiges Haus. Garetischer Baustil mischte sich mit klassischen bosparanischen Elementen. Die Wände des zweigeschossigen Hauses aus hellem, fein behauenem Granit sowie einige schmalen Säulen wurden teilweise von Ranken wilden Weins der in herrlichen roten, gelben und teilweise noch grünen Farben leuchtet, umspielt. Die gesamte Villa wurde von einer Mauer mit aufgesetztem schmiedeeisernem Zaun umfasst. Balsox hätte wohl seine wahre Freude an diesem herrlichen Ingerimms gefälligem Werk gehabt. Zwei Wachen standen am Tor und begrüßten die Haushofmeisterin und die Kinder, bedeuteten den drei unbekannten Neuankömmlingen aber stehen zu bleiben. "Hooallt, - - stehen bleiben meine Herren", erhalte es von einem der beiden Wachen. "Wen darf man anmelden und was ist ihr Begehr?" Die drei taten wie ihnen befohlen. "Reichsritter Korwin von Orkenwall zu Gramfelden mit seinem Gefolge. Wir sind auf Handlungsreise in Gareth unterwegs und trafen am Markt den entlaufenen jungen Baronet, welcher uns freundlicherweise mitteilte, dass die von uns begehrten Waren bei der Baronin zu erhandeln wäre. Die hohe Dame Hitta von Wirsel bestätigte uns dies uns bat uns an der Baronin einen Besuch zu ermöglichen." Korwin machte leichte Verbeugung. Die Wache blickte die gute Hitta an, welche zurück nickte. "Dürfen passieren. Melden Sie sich beim Büttel, er wird euch begleiten. Wir bitten euer wohlgeboren hier zu warten." Korwin machte keine Anstalten sich dem zu wiedersetzen. War das doch eine einmalige Chance hier.
Nur kurze Zeit später wurden sie vom Büttel, einem wahren Ochsen der dem Namen der Villa alle Ehre machen würde, durch die Villa zu den Kemenaten der Baron geführt. Die Pracht der Villa ließ Korwin ehrfürchtig staunen. War doch die Burg seines Schwertvaters nicht minder kleiner, aber eben nur eine Burg. Wandteppiche, kostbare Vasen und Gemälde zierten die Gänge aus hellem Marmor. Den einen oder anderen Blick konnte er auf die angrenzenden Räume erhaschen wobei er glaubte Mosaike zu erkennen. Die eckigen Türen waren weiß gekälkt. Zumindest glaubte Korwin, dass es gekälkt sein musste. Diese wurden von fein geschnitzten Stieren und den schmiedeeisernen Nägeln welche die gesamten Türen der Villa zierten umschmeichelt. Die hohe Dame Hitta vom Wirsel öffnete eine Tür uns begab sich in den Raum um nur wenige Augenblicke wieder heraus zu kommen. "Meine Herren, die Baronin wird die Herrschaften empfangen. Bitte treten Sie ein. In einem feinen Schaukelstuhl saß die hochschwangere Baronin. Korwin war dies sichtlich peinlich, die Baronin zu stören. Andererseits hatte Sie ihn jedoch freiwillig empfangen. Phex mit mir, murmelte er in sich hinein und stellte sich der Baronin mit einer standesgemäßen Verbeugung vor. "Euer Hochgeboren Baronin von Ochs, - Reichsritter Korwin von Orkenwall zu Gramfelden. Wir bedanken uns, dass ihr uns empfangt." Iralda, die gerade noch in dem staatstheoretischen Buch „Der ringende Herr“ gelesen hatte, legte eben jenes beiseite und begrüßte den Reichsritter höflich. „Hesinde zum Gruße, Hoher Herr. So nehmt doch Platz und schildert Euer Begehr.“
Die Baronin von Bärenau wies die Bediensteten an ein wenig von Marcipanus leckeren Pralinen zu servieren und dabei geminzten Tee zu reichen.
Korwin setzte sich auf das stilvolle Sitzmöbel und berichtete. „Hochgeboren. Wie Euch sicherlich zugetragen wurde, sind wir mit dem Schutz der Brachenwacht von der Kaiserin Gnaden Höchstselbst betraut worden. Um jedoch wehrhaft dem Gezücht, welches in der Brache sein Unwesen treibt, zu trotzen, benötigen wir Holz. Holz für unsere Wehranlage. Und davon jede Menge.“ Iralda hörte dem Reichsritter aufmerksam zu und ließ sich seine Baupläne detailliert beschreiben. „Ich gebe Euch Recht, dass ihr zum Schutz aller eine wehrhafte Burg an der Brachenwacht benötigt. Nach dem Jahr des Feuers wurde ich in Gefangenschaft von Paktierern im Gesplitterten Berg gehalten. Nur mit Hesindes Weisheit, Phexens Glück und Rondras Mut konnte ich fliehen. Vielleicht bin ich mir mehr bewusst, als jeder andere garetische Adlige, welches Unheil in der Brache wuchert.“
Korwin erschütterte der Gedanke daran, dort in Gefangenschaft gehalten zu werden, hörte der Baronin jedoch weiter ununterbrochen zu.
„Daher bin ich gewillt Eurem Anliegen nachzukommen und Euch für das benötigte Holz das Schlagrecht im Baernwald zu erteilen – zum handelsüblichen Preis. Für die Fällung der Bäume und Transport des Holzes seid ihr selbst zuständig, es gibt jedoch Fuhrleute und Holzfäller in und um die Stadt Bärenau, deren Dienste ihr sicher erwerben könntet.“ Iralda ließ sich Pergament und Schreibfeder bringen und setzte einen Vertrag über ihren Handel auf, sowie eine Notiz für ihren Vogt, indem sie ihn davon in Kenntnis setzte.
Der Reichsritter war sichtlich erfreut, dass seine Suche nach Bauholz erfolgreich enden sollte. Korwin verbeugte sich höflich vor der Baronin und bat darum entlassen zu werden, was ihm erlaubt wurde. Korwin verließ das Zimmer und schritt auf seine Begleiter zu, die in einem Vorraum warteten. "Wir haben unser Holz" "Phex ist dir wahrlich hold, Korwin"