Geschichten:Der Plan des alten Löwen – Befreiung
Burg Leuental, Junkertum Leuental, Baronie Linara Mitte Efferd 1036
Die Wache langweilte sich. Sie würde lieber bei den anderen dabei sein. Das wäre mit Sicherheit spannender als hier allein am Tor Wache zu stehen. Darüber hinaus waren viele von der Wachmannschaft nicht hier, sondern waren bei Randolph. Es gab nur eine Mindestbesatzung. Er hatte, bei der Einnahme der gemeinsamen Mahlzeit der Wachen erfahren, dass Randolph sich mit seiner Truppe zur Burg Leustein begeben hatte. Der Junker hielt sich diese Nacht in Gabelfels auf. Aus einem Augenwinkel heraus sah er eine Katze, die sich durch das Tor in das Innere der Burg begab. Die Mäuse würden es jetzt wahrscheinlich noch schwerer haben. Moment Mal, diese Katze kannte er nicht! Er ging ein paar Schritte hinein, um nachzuschauen, wo sie abgeblieben war. Er konnte sie nicht entdecken. Langsam wurde es aber Zeit das Tor zuschließen. Als er sich gerade auf dem Weg machen wollte, um das Gitter herunterzulassen, da überkam ihn eine große Müdigkeit und er sackte langsam zusammen.
Kelfor war mit Lata zufrieden. Der Wächter war eingeschlafen. Jetzt war es an sie, schnell zu handeln. Er hatte auf Amaryllion und sich selbst den Zauber „Unsichtbarer Jäger“ gezaubert. Fiona war bereits seit zehn Tagen vor Ort und hatte die Burg so gut sie konnte unauffällig ausgespäht. Diese Ilmpetta, die das Dienstpersonals für die Burg einstellte, hatte bei Fiona nichts gemerkt. Heute kam von Fiona die Nachricht, dass heute Abend der beste Zeitpunkt für eine Befreiung war. Randolph und Iberod waren nicht da und hatten wenige Wachen zurückgelassen. Sie mussten sich beeilen. Bald würde auffallen, dass die Torwache beim Abendessen fehlen würde. Sie erreichten das Burgtor und durchquerten es. Beide huschten an der Wache vorbei, die selig schlief, um am Treffpunkt Fiona zu treffen, übersahen die Kristallkugel, die in einer Nische versteckt, nahe bei dem Tor befand.
Ilmpetta konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie sich konzentriert hatte, um durch ihre Kristallkugel den Torbereich betrachtete und sah, dass die Wache eingeschlafen war. Ihr Sohn und ihr Mann waren nicht da, nur sein Schwertbruder. Beide hatten die meisten Wachen mitgenommen. Seit sie vor zehn Tagen eine neue Magd eingestellt hat, hatte sie tagtäglich mit einer Befreiungsaktion gerechnet. Der heutige Tag bot sich an und sie hatte recht gehabt. Es kann nicht lange dauern, bis die Befreier sich zu dem Gefängnis der Baronin begeben würden. Sie rief ihren Diener und informierte ihn. Dann legte sie sich bequem in ihr Bett und ließ sich von ihrem Diener fesseln. Nachdem das erledigt war, konzentrierte sie sich auf Livia. Kurze Zeit später rief sie ihren Diener und nannte ihm das Kennwort. Daraufhin lies Ilmpettas Diener Livia frei.
Iberods Schwertbruder fühlte sich allein gelassen auf der Burg. Randolph wollte ihn nicht dabeihaben und Iberod ritt allein zu dieser Livia nach Gabelfels. Ilmpetta war anders geworden. Natürlich ändert man sich im Laufe der Jahre. Nur diese Ilmpetta war nicht die gleiche Ilmpetta die er vor Jahren kennengelernt hatte. Er war dabei gewesen, als Iberod und Ilmpetta den Traviabund geschlossen hatten. Sein Weg führte ihn auf den Burghof und er traute seinen Augen nicht, was er sah. Die Wache am Tor war eingeschlafen. Er rannte zum Tor und sah frische Spuren. Dann weckte er die Wache unsanft, rannte anschließend in Richtung Haupthaus und betrat es. Bevor er das Gefängnis der Baronin erreichte, traute er seinen Augen nicht. Plötzlich stand Livia vor ihm.
Kelfor und Amaryllion trafen Fiona am vereinbarten Treffpunkt. Sie beschrieb den Weg zu dem Gefängnis von Tahl und erzählte von den beiden Soldaten, die dort wachen. Die Drei besprachen sich kurz über die weitere Vorgehensweise. Anschließend führte Fiona die beiden, so nahe wie sie konnte, dorthin. Fiona versteckte sich in der Nähe. Kelfor und Amaryllion bereiteten sich gedanklich vor. Kelfor und Amaryllion ließen ihre Zauber fallen und machten sich kampfbereit. Amaryllion zauberte einen „Armatrutz“, einen „Axxeleratus“ einen „Silentium“ und rückte so vorbereitet vor. Seine Aufgabe war, die Wachen für einen Moment beschäftigen. Kelfor folgte ihm. Als die Wachen Amaryllion entdeckten, zogen sie ihre Waffen und brüllten Alarm. Sie wurden nicht gehört, da sie sich im Wirkungsbereich des „Silentium“ befanden. Amaryllion verzichtet auf eigenen Angriff und beschränkte sich darauf, die Angriffe der beiden Wachen abzuwehren, bis auf einmal die beiden sich nicht mehr bewegten und sich wie Statuen verhielten. Kelfor war zufrieden mit seinem Werk. Sie holten Fiona, damit sie ihnen die Tür öffnet.
Tahlmare schaute durch das vergittere Fenster, als sie im Augenwinkel sah, dass die Tür zu ihrem luxuriösen Gefängnis lautlos geöffnet wurde. Erfreulich überrascht sah sie, dass ihr nicht das Abendessen gebracht wurde, sondern ein bekanntes Gesicht den Raum betrat. Tahl umarmte zur Begrüßung und aus Dankbarkeit Fiona. Fiona löste sich aus der Umarmung und zog Tahl aus ihrem Zimmer hinaus. Vor der Tür umarmte Tahl Kelfor und grüßte den ihr unbekannten Elfen mit Handzeichen. Dann beeilten sich die vier, diesen Ort zu verlassen.
Jetzt verstand sie. Von jetzt auf gleich war sie an einem anderen Ort, auf einem Bett liegend, gefesselt. Sie schaute an sich herab und traute ihren Augen nicht. Sie war auf einmal wie Ilmpetta gekleidet. Sie drehte den Kopf und sah Ilmpettas Diener auf einen Stuhl sitzend sie beobachten. War das die Strafe für ihre Taten? Ihr Gewissen regte sich. Ihre Mutter/Pflegemutter hatte sie großgezogen und als sie die Treppe „hinauffiel“ verschaffte ihre elfische Mutter Land und einen Adelstitel. Wie hatte sie es ihr gedankt? Sie war verzweifelt. Was würde Ilmpetta in ihrem Körper tun? In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann hörte sie auf einmal einen dumpfen Schlag. Ilmpettas Diener kippte bewusstlos vom Stuhl. Hinter ihm stand ein unbekleidetes Mädchen mit einem Holzknüppel in beiden Händen. „Erzähl mir was alte Frau, warum liegst du hier gefesselt? Wenn mir deine Antworten gefallen, lasse ich dich vielleicht frei.“
Ingrad von Angefurten traute seinen Augen nicht, als Livia lebendig und unverletzt vor ihm stand. Vor ein paar Wochen wurde sie von diesem Söldnerführer in Gegenwart von Ilmpetta, Randolph und seinem Schwertbruder umgebracht. Er wollte sie gerade Fragen überhäufen, als es auf einmal unnatürlich still wurde. Aus einem Augenwinkel heraus sah er Neuankömmlinge, darunter die Baronin und die neue Magd. Er zog sein Schwert und stellte sich vor Livia. Er hoffte, sie würde die Situation begreifen und die Wachen holen, während er versuchen würde die Vier aufzuhalten. Dann merkte er, dass eine warme Flüssigkeit den Hals herunterlief. Seine freie Hand griff zum Hals und er musste feststellen, dass sie voller Blut war. Er bekam keine Luft mehr. Er drehte sich um und dann sah er in einigen Schritt Entfernung Livia stehen, in der Hand einen blutigen Dolch. Kalte Augen blickten ihn an. Augen, die ihn an irgendjemanden erinnerten, nur nicht an Livia. Dann brach er zusammen und es wurde schwarz um ihm.
Schnellen Schrittes verließen die Tahl, Fiona, Kelfor mit Amaryllion an der Spitze den Bereich, wo sich Tahls Gefängnis begann. Sie nahmen den gleichen Weg zurück, wie sie den Weg dorthin genommen hatten. Auf einem Mal gab Amaryllion das Zeichen anzuhalten. Zu spät, denn sie wurden entdeckt. Ein alter Mann mit gezogenem Schwert wollte ihnen den Weg versperren. Plötzlich tauchte am Hals des Mannes ein Dolch auf, mit dem seine Kehle durchgeschnitten wurde. Daraufhin brach der Mann zusammen und öffnete den Blick auf seine Mörderin. Tahl und Fiona erkannten sie. Es war Livia. Tahl trat zwei Schritte vor und gab Kelfor und Amaryllion das Zeichen, den „Silentium“ fallen zu lassen. „Es tut mir alles so leid Mutter“, begann Livia ihre Worte an Tahl zu richten „Ich habe viele Fehler gemacht. Ich war verletzt worden und musste das Bett hüten. Heute konnte ich das erste Mal aufstehen. Dann hatte ich mitbekommen, dass er…“, dabei deutete sie auf dem am Boden liegenden, „…irgendwie eure Flucht bemerkt hatte und euch aufhalten wollte. Ich sah meine Chance, wenigsten etwas gut zu machen, indem ich dir bei der Flucht helfe; Mutter.“ Tahl wollte einem Impuls nachgeben, ihre Tochter zu umarmen, wurde von Kelfor aufgehalten. Während Livia zu ihnen sprach, hatte Kelfor einen „Odem“ auf Livia gezaubert und dabei etwas entdeckt, was ihn misstrauisch machte. „Dafür haben wir keine Zeit Tahl. Wir müssen weg!“ sagte Kelfor. „Ich kann euch helfen. Ich kann euch einen Weg hinaus zeigen, euch an den Wachen vorbeiführen“ schlug Livia vor. „Du bist wahrscheinlich Kelfor und du musst Skyvaheri sein“ fuhr Livia fort und blickte ich die Richtung der beiden Elfen. Amaryllion stutzte kurz. Er drehte sich in Richtung Kelfor und gab ihm ein Zeichen, so dass Livia es nicht sehen konnte. Mit einem Nicken gab Kelfor zu verstehen, dass er Amaryllion verstanden hatte. Amaryllion übergab seine Waffe Tahl, sprach einen „Blitzgeschwind“ und rannte los, raus Idurch das Tor, dass noch irgendwie offen war. Die Wache, die eingeschlafen war, mühte sich am sabotierten Mechanismus ab, mit dem man das Gitter herablässt und blickte verwundert dem schnell rennenden Elfen hinterher. In dem Moment, als Amaryllion an Tahl die Waffe übergab, hakte sich Kelfor mit dem einen Arm bei Tahl und mit dem anderen Arm bei Fiona ein. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und war weg. Eine überraschte Liva war auf einmal allein. .
Livia, in der Gestalt Ilmpetta, hatte keinen Grund etwas zu verschweigen. Sie erzählte dem Mädchen den ganzen Plan des alten Löwen mit allen Details, die sie kannte. Angefangen vom Turnierunfall, der Festsetzung der Baronin, wo sie hier gefangen war, bis hin zu der Absicht von Iberod wieder Baron zu werden. Bei ihrer Geschichte erzählte sie nichts davon, dass sie Livia, in Gestalt von Ilmpetta, war. Das Mädchen hörte aufmerksam zu, schlug ab und zu mit dem Knüppel auf den Kopf von dem Diener, um ihn weiter bewusstlos zu halten. Anscheinend war das Mädchen mit ihrer Geschichte zufrieden. Sie nahm ein Messer, schnitt einer der Fesseln durch und lies das Messer in Griffweite zurück. Dann verschwand das Mädchen durch die Tür. Livia befreite sich vollständig von den Fesseln. Dann suchte sie einen Spiegel. Sie sah ihr Spiegelbild und ihre Befürchtung wurden war. Sie steckte in Ilmpettas Körper. Sie setzte sich auf das Bett und weinte. Nach einiger Zeit hörte sie ein Stöhnen. Der Diener wurde langsam wach. Das holte sie aus ihrer Lethargie. Ihr kam eine verrückte Idee. Sie beschloss sich aus dem Turmfenster zu stürzen. Wenn sie unten ankäme, würden sie mit wieder ihren Körper tauschen, nur bei dieser Ilmpetta wären alle Knochen gebrochen. Entschlossen trat sie zum Turmfenster und öffnete es. Kalter Nachtwind kam ihr entgegen. Auch wenn dieser Körper nicht so gelenkig war, wie ihr eigener Körper schaffte sie es aus dem Fenster zu klettern als sie sich selbst rufen hörte: „Tu es nicht Livia“. Liva sah in die Richtung, von woher die Stimme kam. Sie sah sich selbst, entsetzt in ihre Richtung blickend. Dieser Blick sagte Livia, dass sie richtig lag und stieß sich ab. Sie fiel und fiel und fiel. Unten angekommen war die kurze Hoffnung von ihr, dass sie wieder in ihrem Körper zurückkehren würde, nicht erfüllt worden.
Ilmpetta, in Livias Körper, eilte zum Fenster und blickte nach unten. Sie sah sich selbst dort liegen und wusste sofort, dass ihr alter Körper ausgedient hatte. Jetzt galt es schnell zu handeln. Sie packte ein paar Sachen in einen Rucksack zusammen und holte aus der Kasse ihres Mannes, jetzt Ex-Mann ein paar Beutel Gold. Es wurde Zeit. Den Stimmen nach, die sie vernahm, hatte man den toten Schwertbruder entdeckt, das Verschwinden der Baronin oder beiden. Ihren früheren toten Körper würde wahrscheinlich bei Anbruch des Tages entdeckt werden. Sie blickte sich noch einmal um. Überlegte, ob sie noch etwas vergessen hatte, atmete tief durch, verschränkte die Arme vor ihrer die Brust und sprach „Transveralis Teleport“.