Geschichten:Des Greifen Tatzen - Betrübliche Worte
Geliebte Ariana,
wie froh war ich, als der Bote mir deinen Brief überreichte! Mir geht es so gut, wie es jemanden in meiner Position gehen kann.
Ich muss gestehen, dass ich die Aufgaben eines Reichsvogtes der Kaiserlich Neuen Rabenbrücke anfänglich katastrophal unterschätzt habe! Natürlich war ich mir der Verantwortung bewusst, die auf mich zukam, doch dass mir die hiesige Bevölkerung so viele Probleme bereiten würde, daran hatte ich nicht gedacht.
Zuerst haben sie unsere Bauarbeiten behindert, in dem sie Werkzeuge und bereitgelegte Baustoffe beschädigt haben oder verschwinden ließen. Doch das hat ihnen alsbald nicht mehr gereicht! Sie begannen damit unsere Handwerker und Baumeister anzugreifen, Trains zu überfallen und uns allgemein das Leben schwer zu machen.
Den Winter über haben wir mit diesem Pack ein kräftezehrendes „Katz-und-Maus“-Spiel getrieben und viel zu selten konnten wir unsere Angreifer erhaschen. Doch wenn es dann mal so weit war, zeigten wir keine Gnade! Wer nicht im Kampf fiel oder fliehen konnte, wurde von uns verhört und abgeurteilt.
Anfangs hatte ich Mitleid mit diesen Seelen, ich erinnerte mich an meine ritterliche Ausbildung, daran, dass ich einst schwor die Schwachen zu schützen. Lange dachte ich, diese Bauern wären ebenjene Schwachen, die ich eigentlich schützen müsste. Doch nachdem die ersten Handwerker durch ihre feigen Überfälle gestorben waren, erkannte ich die Wahrheit:
Ein jeder, der zur Waffe greift und sich gegen den Willen der Kaiserin stellt, ist ein Feind des Reiches, der Ordnung und des Friedens und muss durch den Stahl (oder Strick) sein Leben beenden!
Meine Worte mögen befremdlich klingen, doch sie entstammen der Einsicht, dass Zögern oder das bewusste Zurückhalten von diesem Pack als Schwäche angesehen wird. Nur durch entschiedenes Handeln können wir diesem Chaos entgegentreten. Die Zeit der bunten Worte ist vorbei, diese Gewissheit schmerzt mich mehr als ich zugeben möchte.
Einer der Lichtblicke ist, dass wir nun seit geraumer Zeit schon, wieder mit unseren Arbeiten an der Reichsstraße und der zweiten Brücke fortfahren konnten. Das Klima und die Temperaturen hier, sind wesentlich freundlicher als in den Zacken. Es wird nicht lange dauern, dann ist der neue Verlauf der Reichsstraße abgeschlossen!
Und entschuldige bitte, dass ich so abgeschweift bin und einen solch betrüblichen Ton angeschlagen haben. Ich möchte weder dich noch unsere Familie beunruhigen. Fühle dich geküsst und bitte drücke Rukus ganz fest von mir.
Dein dich liebender Bärfried