Geschichten:Firuns Kälte - Neubürger
Travia 1034 BF, Baronie Bärenau, Burg Bärenau
Dramatis Personae
- Iralda von Ochs auf der Bärenau, Baroness zu Bärenau
- Roban Albertin zu Stippwitz, Stadtvogt zu Bärenau
Ein Diener goß den frisch zubereiteten heißen Kräutertee in das Unauaer Geschirr, ein Geschenk zu Iraldas und Wolfarans Hochzeit im Praios, und reichte der Baroness, sowie ihrem Gast dem Stadtvogt Roban Albertin zu Stippwitz süßes Spritzgebäck.
Die Kekse knusperten als der Koscher Adlige diese genüßlich verspeiste. "Der Wiederaufbau der Stadt lässt sich gut an. In den Weinschenken und bei den Weinhändlern herrscht ein reges Treiben, auch wenn die diesjährige Ernte karg verlaufen ist. Es scheint mir als lechzten Eure Bürger nach Normalität und verdrängen daher das Schlechte."
Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse. "Unsere Familie hat sich dazu entschlossen ebenfalls an dem Wiederaufbau der Stadt teilhaben zu wollen und wird alsbald ein Handelskontor der Gebrüder Stippwitz und Söhne nahe des Marktplatzes errichten. Ich denke eine gute Wahl, vor allem aufgrund der guten Lage der Stadt."
Der Stadtvogt zog seine Umhängetasche vor und durchstöberte einige Dokumente und wechselte abrupt das Thema. "Seht her, den Bauern ist ihr eigenes Hemd näher, als irgendeine Weisung eines weitentfernt wohnenden adligen Herrschers."
Iralda hielt die Tasse wärmend in den Händen. "Es war doch anzunehmen, dass die Bürger die Schollenfluchtweisung umgehen würden. Wer würde schon freiwillig in den noch heftiger umkämpften Gebieten bleiben?" Sie stocktze kurz. "Wahrscheinlich keiner, wenn er es nicht verhindern kann."
Der Stippwitzer schaute zuerst auf seinen wohlgenährten Bauch und griff zuerst zögernd und anschließend gierig erneut in die Gebäckschachtel. "Trollingen und Lilienhof? Ich denke das wäre die beste Wahl!"
Die Bärenauerin nahm sich ebenfalls einen Keks und tunkte diesen in ihr Getränk. "Ich wollte zumindest auch noch einmal probieren..." Ein Grinsen durchzog ihr Gesicht. "Hatte Eure Gattin Turike nicht den Vorsatz Euch einen gesünderen Lebenswandel aufzudrücken? Ansonsten gebe ich Euch recht, die Bauern und Handwerker sollen in Trollingen und Lilienhof ein neues zuhause finden." Der Stadtvogt schaute leicht beschämt zu Boden und wischte schleunigst die Kekskrümel von seinem Wams.
Iralda stellte ihre Tasse beiseite und ging in Gedanken verloren auf das Fenster zu, ihre Hände wie einst ihr Vater wenn er nachdachte auf dem Rücken verschränkt. Ihr Blick weilte lange auf der Bärenauer Landschaft. "Ich hoffe der Winter kommt nicht zu schnell und zu hart. Bitte kümmert Euch um Lebensmittel, deren Lagerung und Rationierung. Möge uns der Herr Firun gnädig sein."