Geschichten:Gelockerte Knebel
Eine chiffrierte Botschaft erreicht Mitte Peraine Burg Oberhartsteen:
Euer Hochwohlgeboren,
nachfolgend ein Zwischenbericht aus der Hauptstadt.
Eurem Geheiß nach habe ich versucht, mir Zugang zu den Archiven der Staatscanzley zu besorgen und mich über den Bau des Siegestempel zu erkundigen. Teile der amtlichen Korrespondenz wurden mir zugetragen, allerdings ohne eine belastbare Spur nach B. zu liefern. Mehrere Akten müssen wohl bei dem Tode des Staatsrates vernichtet worden sein, keine Spur auf Hintermänner.
Erfolgreicher war die Suche nach Informationen über Z. Offenbar wurden sie und ihr Haufen im liebfeldischen Bürgerkrieg vollständig aufgerieben, so dass die Leute etwas gesprächiger waren. Habe etwa zwei Wochen damit verbracht, nach Hintermännern und ehemaligen Verbündeten Z. zu forschen. In Meilersgrund wurde ich fündig, ein Mittfünfziger war 1024 BF bei Z.’s Flucht nach Eslamsgrund bei ihr. Gegen ein entsprechendes Entgegenkommen war der Mann gesprächig. Seiner Darstellung nach hat B. mit Hintermännern das Volk gegen den Adel aufgehetzt, damit dieser bei seinem Tempelprojekt geeint würde. Schriftstücke oder ähnliches, die als Beweise dienen könnten, hatte er allerdings nicht.
Bei meiner Suche nach Spuren von Z. trat ebenfalls eine Schreiberin des Garethischen Schmierblattes und Kaiserlichen Propagandablättchens an mich heran und vertraute mir im Geheimen an, dass sie von B. und seinen Leuten entsprechende Informationen bekommen hat, die sie leichtfertigerweise mit einer Gruppe Abenteurern und Z. geteilt habe. Sie habe nicht bemerkt, dass sie damit die Stimmung schürte, die nachher zum Massaker von Mühlingen führte. Sie zeigte mir entsprechende Dokument und ist als glaubwürdig einzustufen.
Alles in allem gibt es keine Beweise, aber genügend Indizien, dass man B. als Hintermann des Mühlinger Massakers ansehen kann. Er hat alle Schritte unternommen, damit es zur Eskalation der Lage kommt und er hat sich dabei Elementen bedient, die das Auge des Götterfürsten zurecht meiden.
G. v. E.
