Geschichten:Große Kaliber - Gen Grambusch

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Südquartier, Reichsstadt Gareth, 30. Praios 1045 BF

Bärfried von Hardenstatt stand mit seinem Pferd etwas abseits von den fünf Reiterinnen und blickte die Straße herunter. Eigentlich hätten sich die Maulwürfe am 22. melden wollen, doch die erhoffte Nachricht war ausgeblieben. Mit jedem weiteren Tag, der nachrichtenlos verstrichen war, war Bärfried unruhiger geworden. Denn er hatte keine andere Alternative als die Maulwürfe und in der kurzen Zeit, die ihm verblieb, hätte er auch keine mehr auftun können.

Doch dann war am 25. Praios ein Bote in die Herberge gekommen und hatte ihm mitgeteilt, dass die Maulwürfe sein Angebot angenommen hatten. Sie würden sich nun für ihren Abmarsch bereit machen. Das würde allerdings wieder fünf Tage brauchen. Selbstredend hatte der Einäugige dem zugestimmt und sich im selben Zug gewundert, ob in dieser Stadt überhaupt irgendwas am selben Tag gemacht wurde oder man sich schon aus Prinzip immer mindestens einen weiteren Tag für die Erledigung gönnte.

Nichtsdestotrotz machte man für den Morgen des 30. Praios diese Stelle, kurz vor der Reichsstraße, als Treffpunkt aus. Innerlich verfluchte sich der blonde Reichsvogt, nicht einfach die Kaserne der Maulwürfe gewählt zu haben. So standen sie nun hier und mussten warten und hoffen, dass ihre Söldner tatsächlich ankamen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schälte sich jedoch ein gelbes Banner aus dem Gewusel der Stadt und Bärfried erkannte den schwarzen Turm. Eindeutig das Banner der Garether Maulwürfe! Dem Tross aus Baumeistern und Geschützmannschaften ritt eine Frau voraus, die einige Schritt vor Bärfried stehen blieb und die Hand zum Gruß erhob. Zu seiner Überraschung war es ebenjene Frau, die ihn vor einigen Tagen zu Frau Rappelstein gebracht hatte.

„Den Zwölfen zum Gruße, verehrter Reichsvogt von Hardenstatt! Die Grether Maulwürfe unterstellen sich Eurem Kommando! Was sind Eure Befehle?“, rief die Frau, die Bärfried nun als Hauptfrau erkannte, feierlich aus. Er hob seinerseits die Hand, „den Zwölfen zum Gruße, Maulwürfe! Gen Grambusch werden wir ziehen! Das kaiserliche Heer erwartet Feldgeschütze und wir werden sie ihm bringen!“.

Es ging ein zustimmendes Rufen durch den Tross der Maulwürfe, während Bärfried sein Pferd wendete und zu seinen Reiterinnen aufschloss. So zog der beachtliche Tross gen Praios Richtung Grambusch. Ganz vorne ritt der Reichsvogt, gefolgt von vier Reiterinnen. Dahinter folgten das Reichsbanner und das der Garether Maulwürfe, dem wiederum die Hauptfrau und der Rest der Söldner folgten. Bärfried vermutete, dass sie heute Abend, spätestens jedoch am nächsten Morgen, das kaiserliche Heerlager erreichen würden.

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Die Nacht war über Grambusch hereingebrochen und so konnten die Wachposten recht schnell erkennen, dass sich mehrere Lichtscheine dem Heerlager aus Richtung Firun näherten. Kurz brach unter den Posten Unruhe aus, erwartete man doch keine größere Truppe aus Richtung Reichsstadt, doch dann erkannte man das Reichsbanner und die Posten wurden wieder ruhiger. Es wurden Reiter ausgeschickt, die zwischen dem sich nähernden Tross und Lager hin und her ritten und schnell war klar, dass Reichsvogt von Hardenstatt mit seinen Geschützbauern und -mannschaften angereist kam.

Fast schon feierlich ritt der blonde Einäugige mit seinen Söldnern im Schlepptau in das Heerlager, kümmerte sich um die Versorgung seines Trupps und eilte dann auf direktem Weg zum Trossmeister, um diesem nicht nur sein Erscheinen zu verkünden, sondern auch dass er genug fähige Baumeisterinnen und Geschützbediener auftreiben konnte.

Zufrieden mit dem Erfolg des Reichsvogts überreichte Gebhardt von Hallerstein ihm eine Liste auf der stand, welche Geschütze das Heer brauchte. Bärfried solle schon am nächsten Tag dafür sorgen, dass seine Maulwürfe die geforderten Waffen herstellten. Außerdem übertrug er dem Perricumer die Verantwortung für diese Truppe.

Bei all den lobenden Worten und den Forderungen des Trossmeisters, verpasste es Bärfried jedoch zu fragen, ob das Heer ihm seine bereits entstandenen Kosten ersetzen und die noch kommenden übernehmen würde. Als Gebhardt dann auch noch den besonderen persönlichen Einsatz lobte, so viele fähige Leute aus eigener Anstrengung zu besorgen, erkannte Bärfried, dass es seinem Ansehen förderlicher war, wenn er sich auf anderem Weg das benötigte Geld beschaffen würde und den Trossmeister im Glauben zulassen, dass von Anfang an geplant war, die Söldner aus eigener Tasche zu zahlen.