Benutzer:Tahlmare/Texte

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Cassim und Sanya — Briefspielreihe

Kapitel 3


Eine Frau für Torben — Briefspielreihe

Im Anschluss an Geschichten:Bündnistreue – Die singenden Gärten von Silz

Eine Frau für Torben – Der Vermittler

Burg Silz, Gräflich Silz, Grafschaft Waldstein, Ende Efferd 1044 BF

Leomar von Zweifelfels schaute der Schar der Madasänger nach, wie sie gemeinsam mit den Freigelassenen ihre Kreise zogen und dann von dannen zogen. Er blickte ihnen nach, solange er konnte. Als die Vögel verschwunden waren, wendete sich sein Blick auf den frisch gepflanzten Baum zu, dem Symbol, dass an diesem, heutigen Tag etwas neu geschaffen wurde. Seine Begleiter unterhielten sich mit den anderen Anwesenden. Er bemerkte zuerst gar nicht, dass er nicht mehr allein war, sondern sich Simarion zu ihn gesellt und bereits einige Augenblicke bei ihm verweilt hatte. Als Simarion bemerkte, dass Leomar seine Anwesenheit bemerkt hatte, sprach er Leomar an:

„Meine Großmutter hatte Kenntnis von eurer Anwesenheit in Silz erhalten und möchte fragen, ob es eure Pläne erlauben, sie zu treffen?“

Leomar wusste, von wem er sprach, „hatte sie dir auch mitteilen können, weswegen sie mich treffen möchte und wann?“

Etwas verlegen kam die Antwort: „Die Art der Verständigung ist etwas schwierig, ich konnte nur so viel aus dem entnehmen, was mir Großmutter mitgeteilt hatte, dass es um Onkel Torben geht.“

Leomar überdachte die Reisepläne seiner Begleiter und ihm. Er war nicht geplant, heute Abend oder morgen früh aufzubrechen „Wann könnte oder besser gefragt wann wäre sie hier?“

Eine Frau für Torben – Die Mutter

Burg Silz, Gräflich Silz, Grafschaft Waldstein, Anfang Travia 1044 BF

Leomar von Zweifelfels und Tahlmare von Linara spazierten durch die Gärten von Burg Silz. Tahl trug nur ein einfaches Bauschkleid, dass Simarion vor ihrer Ankunft besorgte, damit sie hier etwas anzuziehen hatte.

Sie unterhielten sich über die Ereignisse der letzten Monate, des letzten Jahres und welche Folgen sich daraus für Waldstein im Allgemeinen ergeben haben und Würden.
Tahl fuhr dabei fort „Iberod hatte enorm von der Fehde profitiert. Die Beute, die er für sich an Anspruch nehmen konnte, war groß. Auch wenn ihm durch ein Götterurteil Einhalt geboten wurde, verhinderte es aber, dass eine oder mehrer Niederlagen seine Erfolge zunichtemachen konnten. Bedauerlicherweise kehrte er ungeschlagen, auf Waldsteiner beziehungsweise Linara Boden zurück.“

„Frau Baronin, macht ihr euch da nicht zu viele Gedanken. Er ist ein alter Mann und die Hauptlinie seiner Familie ist bis auf eine Tochter, eine Geweihte des Nandus, erloschen. Die nächsten möglichen Erben wären ausgerechnet Reichsforster; welch eine Ironie der Geschichte!“

„Auch wenn ihr vielleicht damit recht habt, dass ich einfach nur warten müsste… Torben ist es, um den ich mir Sorgen mache. Sein Wesen, sein Äußeres; er hat alles und nutzt es auch, um eine Rahjaspiel zu bekommen. Leider hatte es bis jetzt nicht zu einem Traviabund geführt. Er lebt in einer gewissen Art und Weise in seiner eigenen Welt. Ich möchte ihm einen Schubs in die richtige Richtung geben. Dazu brauche ich eine Frau für ihn, eine mit der er einen Traviabund eingehen und für Erben sorgen kann.“
„Ich verstehe Frau Baronin, welche Eigenschaften schweben euch bei der Braut vor?“

„Mmm, jung genug für Kinder, aber nicht zu jung, keine eigenen Kinder. Die Familie der Braut sollte aus Waldstein kommen, damit sie Verwandte in der Nähe hat, die unterstützen könnten. Sie sollte, nein sie muss in der Lage, ein Junkertum zu verwalten. Tja, in diesen unruhigen Zeiten, wäre mir auch eine Ritterin lieber als eine Hofdame.“

„Es wird eine kleine Weile dauern. Sobald ich wieder in Neerbusch bin, werde ich mich darum kümmern können. Ich muss mir einen Überblick verschaffen, welche heiratsfähigen Kandidatinnen die Fehde übriggelassen oder geschaffen hatte. Sobald ich jemanden gefunden habe, benachrichtige ich euch.“

Tahl ahnte was jetzt kommen beziehungsweise von ihr erwartet wurde. „Selbstverständlich werde ich eure Mühen honorieren.“
„Wie immer, verstehen wir uns Frau Baronin.“

Eine Frau für Torben – Der Bräutigam I

Dorf Rosshang, Freiherrlich Rosshang, Baronie Wasserburg, Markgrafschaft Perricum, Anfang Rahja 1044 BF

Torben von Rallerzufluss ritt gemütlich dem Dorf entgegen. Er war nicht zum ersten Mal hier. Es waren mehr als 22 Götterläufen, die 3. Dämonenschlacht war vor kurzem gewesen, als seine Walz ihn in diese Gegend verschlug. Der größte Unterschied von damals zu heute, war das Zeltlager, als Unterkunft für alle Teilnehmenden und deren Begleitung, die Gestechbahn sowie die Tribünen für die Zuschauer und Gastgebenden, die für die Dauer des Turniers am Rande des Dorfes errichtet worden. Damals war er allein und zu Fuß gereist. Seine Begleitung in den Osten des Reiches, Mitglieder seiner Lanze, sowie ihren Begleiter aus Goldenstein (Dorian von Geronstreu), hatte er in Wasserburg gelassen. Torben wollte versuchen, im Dorf eine Unterkunft zu finden. An der Dorfgrenze angekommen, hatte er vorgehabt, von seinem Pferd absteigen, als eine altbekannte Stimme ihn ansprach.

„Elwyn, bist du es wirklich?“

Torben erinnerte sich, er hatte damals mit seinen richtigen Namen vorgestellt, Irgendwie war damals bei den Dorfbewohnern, der Name Elwyn im kollektiven Gedächtnis geblieben. Er versuchte das zu korrigieren, was nicht gelang. Irgendwann hörte er auf, sie zu korrigieren und nahm es hin, dass man ihn Elwyn rief. Er blickte in die Richtung, aus dem der Anruf kam und sah dort eine Peraine Geweihte, die er von früher kannte. Er stieg von seinem Pferd und ging der Geweihten entgegen, die auch auf ihn zukam.

„Elea, bist du es wirklich“, dann bemerkte Torben die Insignien, „verzeiht mir „Hochwürden“

„Lass doch,“ merkte Elea, eine Frau in etwa der Mitte von 50 Götterläufen, in den Gewändern einer Geweihten von Peraine und mit den Insignien einer Tempelvorsteherin, an. „Ja, ich bin es. Schön dich, nach langer Zeit wieder zu sehen. Wie war es all die Jahre dir ergangen?

„Danke der Nachfrage, ganz gut. Inzwischen habe ich meine Prüfung erfolgreich bestanden und darf mich jetzt Brennmeister nennen. Wie ich sehe, bist du hiergeblieben und wurdest Tempelvorsteherin.“

„So ist es. Komm doch mit zum Tempel und wir trinken zusammen eine schöne Tasse Kräutertee.“

„Ich komme gerne darauf zurück, aber ich muss mir zuerst eine Unterkunft suchen.“

„Ach was, ich kann dir eine Schlafstelle in einem der Nebengebäude zur Verfügung stellen, allerdings…“

Torben lächelte, „Ja?“

„Am Dach müsste etwas repariert werden und der eine oder andere Klafter Holz…“

„Ich helfe gerne.“

„Wunderbar, ich habe einen Gemüseeintopf auf dem Feuer fertig stehen. Ich hatte die Eingebung gehabt, heute mehr zu machen als sonst. Bevor du an die Arbeit gehst, stärkst du dich und erzählst mir, ob es Zufall oder Absicht war hier her zu kommen.“

Eine Frau für Torben – Die Braut I

Drosselau, Lande des Marktes Drosselau, Baronie Wasserburg, Markgrafschaft Perricum, Ende Travia 1044 BF

Firuna von Gauternburg konnte ihr Glück nicht fassen. Zusammen mit anderen Hausritter in ihrem Alter durften sie am Rosshanger Lanzen- und Ringstechen teilnehmen. Ihr Pfalzgraf hatte kurzfristig dazu die Erlaubnis erteilt, dass sie zusammen mit den Rittersleut Iralda von Agur, Hagrobald von Waltern und Alrik Firntreu von Treleneck, sowie dem Knappen Odo von Borstenfeld nach Rosshangen zu reisen. Iralda hatte das Kommando. Ein kleiner Tross führte all die Gegenstände mit sich, die sie in Rosshangen für das Turnier brauchten und nicht von den Gastgebern voraussichtlich gestellt wurden.

Erfreulich war es auch, dass sie ihre Reise frühzeitig beginnen durften und zum Ende Travia Drosselau erreichten und vor dem Turnier den alljährlich stattfindenden großen Pferdemarkt besuchen konnten. Viel Volk, Adelige und Nichtadelige waren zu Besuch gekommen, um der Eröffnung am 1. Rahja beizuwohnen. Phex war mit Firuna und ihren Begleitern, sie fanden Unterkunft im Aves-Tempel, der vom Aufbau einer Karawanserei nachempfunden und Unterkunft zu bekommen, sofern etwas frei war. Nachdem sie sich einquartiert hatten, suchten sie das Badehaus auf, dass neben dem Rahja Tempel lag, um die Mühsal der Reise abzulegen und als Vorbereitung für den Besuch des Rahja-Tempels, der schönen Göttin zu huldigen. Obwohl das „Fest der Freuden“ noch nicht begonnen hatte, war der Tempel bereits gut besucht von zahlreichen Reisenden aus Nah und Fern.

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Nicht nur der Pferdemarkt, sondern auch die zahlreichen Verkaufsstände von Nah und Fern begeisterte Firuna. Nach dem Segen des Rahja-Geweihten für das Fest und der Eröffnung strömten die Besucher zu den zahlreichen Marktständen die sich auf und zwischen Marktplatz und Pferdemarkt. Iralda hatte sie alle heute Morgen beim Frühstück eindringlich gewarnt und verstärkt auf ihre Geldbeutel zu achten. Viel Diebesvolk würde sich bei einem solchen Fest unter den vielen Leuten mischen und schnell kann es passieren, dass man ins Leere greift, um Erworbenes zu bezahlen und dann feststellen muss, dass der Geldbeutel einen neuen Besitzer gefunden hatte. Firuna sah sich bei den vielen Ständen um, die prächtiges, kunstfertiges Geschmeide anboten, dessen Preis weit über dem lag, was sie sich als Zweitgeborene einer nicht reichen Familie leisten konnte. Wofür ihre Barschaft reichte, war die eine oder andere teure Spezialität, zubereitet mit treuen Kräutern und Gewürzen, die sie mit aranischen Schlauchwein herunterspülte. Nach dem Gang an den Marktständen vorbei, führten ihre Schritte sie zum Pferdemarkt, um die dort feilgebotenen Pferde zu betrachten und zu bestaunen. Eines der Pferde, ein Tulamidenross war unverkäuflich. Das Pferd war der Preis für den Sieger des bald stattfindenden Turnier, wohin sie in den nächsten Tagen aufbrechen werden.

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Dorf Rosshang, Freiherrlich Rosshang, Baronie Wasserburg, Markgrafschaft Perricum, Anfang Rahja 1044 BF

Am 4. Rahja brachen sie nach Rosshangen auf. Die Reise war ohne Zwischenfälle. Nachdem sie am späten Nachmittag angekommen waren, meldeten sich beim Turnierherold an. Er nahm ihre Anmeldung entgegen, musste ihnen bedauerlicherweise mitteilen, da sie zu den Letzen gehörten, die sich angemeldet hatten, das Turnier gut besucht war, so dass es im Dorf keine freie Unterkunft mehr gab und sie in den Zelten untergebracht würden, die um den Tjostplatz aufgestellt worden waren. Eine Alternative in Wasserburg zu suchen, wurde von Iralda abgelehnt, auch wegen der Kürze der vorhandenen Zeit, ein angemessenes Quartier zu finden und nahm das Angebot im Namen ihrer Begleiter an. Der Gruppe wurden Plätze in den Zelten zugewiesen. Ein jeder richtete sich, so gut wie es nur ging, ein. Anschließend wurde an einem Dreibein an einer dafür vorbereiteten Feuerstelle ein mit Wasser gefüllter Kessel aufgestellt und ein Feuer darunter entzündeten. Ihr Tross hatte genügend Vorräte dabei. Trotzdem schickte Iralda alle, bis auf Firuna und Odo ins Dorf, um frische Zutaten an Gemüse, sowie frisches Brot und Käse zu holen. Das Fleisch, den Speck und die Würste würden aus den Vorräten entnommen werden. Odo wurde damit beauftragt, auf das Kochfeuer zu achten und sobald es Zeit würde den Inhalt des Kessels mit eine großen Holzkelle umzurühren. Iralda nahm Firuna zur Seite und gab ihr den Auftrag, zum hiesigen Peraine-Tempel zu gehen, um Küchenkräuter für den Eintopf einzukaufen, aber auch nach Rahjalieb zu fragen.

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Firuna tat, was ihr angewiesen wurde. Sie ging zum Dorf, fragte sich durch und erreichte den Peraine-Tempel. Dort angekommen vernahm sie leise die typischen Geräusche, die beim Spalten von Holz entstehen. Sie ging den Geräuschen nach und gelangte zu dessen Ursprung.
Sie sah einen Mann nur mit einer Hose und Stiefel bekleidet der Oberkörper frei. Sie fand diesen Mann recht ansehnlich, hielt inne und beobachtete den Mann bei seinem Tun. Sie konnte ihren Blick nicht abwenden, das Muskelspiel, wenn er das Holz spaltete, ein kühner Dreitagebart, den er trug, der fast makellose Oberkörper, haarlos, feucht von der anstrengenden Arbeit in der Sonne glänzend. Hier und da waren kleinere Vernarbungen durch Verletzungen oder Verbrennungen zu sehen, die seinen Oberkörper nicht verunstalteten, sondern ihn kühner darstellen ließen. Ein leichter Windhauch wehte aus seiner Richtung in ihre Richtung und sie nahm ihn auch auf eine andere, nicht unangenehme Art wahr. „Dieser Mann wurde von Rahja gesegnet“, ging es ihr durch ihre Gedanken. Er schien sie bis jetzt nicht bemerkt zu haben. Der Mann lächelte. „Worüber lächelte er?“ fragte sie sich in ihren Gedanken und war ganz in ihrem Gedanken und Tagträumen versunken, wie es sein würde in seinen Armen, in seinen kräftigen Armen zu liegen, als ein Räuspern sie weckte und herumfahren ließ.

Eine Frau für Torben – Der Bräutigam II

Tempel St. Parinor, Dorf Rosshang, Freiherrlich Rosshang, Baronie Wasserburg, Markgrafschaft Perricum, Anfang Rahja 1044 BF

„Was für eine Geschichte, El… ich meinte Torben!“ kommentierte Elea das Erzählte von Torben.

„Und obwohl ihr dem Pfalzgrafen angekündigt worden wart, ließ er deine Zukünftige zu dem Turnier reisen.“

„Ich nehme an, dass das Ganze von ihm durchdacht war. Seine Rössevogt begleitet uns. Er soll auf dem großen Markt von Drosselau nach geeigneten neuen Pferden für die Pfalz Ausschau halten und wir ihm helfen, eventuell erworbenen Pferde sicher nach Goldenstein bringen. Für Firuna hat er zwei Schreiben dabei. Das eine Schreiben kommt von ihrem Vater, in dem steht, dass mit meiner Familie vereinbart, dass mit mir eine Ehe arrangiert wurde. Das zweite Schreiben stammt von ihrem Pfalzgrafen, wo er ihr mitteilt, dass er sie aus seinen Diensten entlässt. Diese beiden Schreiben sollen Firuna nach dem Turnier erreichen, damit ihr Kopf frei und nicht von den Nachrichten abgelenkt ist.“

„Ist das Ganze nicht ein wenig unfair gegenüber Firuna und was ist deine Meinung dazu?“ und Elea schenkte ihnen beiden noch Tee nach.

„Mutter hat eine Elfengeduld und lässt mich eigentlich machen. Begeistert bin ich nicht, obwohl ich mich eigentlich nicht beklagen kann.“ Torben ging zu seinem Gepäck und holt ein zusammengefaltetes Blatt Pergament hervor, dass auseinandergeklappt das Porträt einer hübschen jungen Frau zeigt.

„Ist sie das?“

„Ja, dass ist sie: Firuna von Gauternburg, zweites Kind von Friutin und Garhilde. Ihre Geschwister sind Raulbrin und Baduar. Der Stammbaum der Familie Gauternburg mit zahlreichen Nebenlinien reicht bis in die Zeit der Klugen Kaiser zurück.“

„Wir waren – bei deiner Meinung – stehengeblieben“, unterbrach Elea Torben in seinen Ausführungen zur Familie Gauternburg.

„Äh, ja richtig. Ich weiß nicht, ob ich für einen Traviabund oder Kinder geeignet bin. Ich habe einen Sohn. Er muss jetzt inzwischen 9 oder 10 Götterläufe alt sein. Die Verantwortung hatte mich damals zurückgeschreckt. Deswegen hatte ich ihn nicht anerkannt und Mutter hatte mich damals auch nicht dazu gedrängt, dass zu tun. Vielleicht lag es auch daran, was mit meiner jüngeren Schwester… Ich, ich fühlte mich damals verantwortlich für ihr Schicksal. Das ich als älterer Bruder nicht auf sie aufgepasst hatte. Auch wann sie erwachsen und ein nur ein Götterlauf jünger war.“

„Ist sie…?“

„Tot! Ich weiß es nicht. Gesehen wurde sie in der Vergangenheit hier und da. Meines Wissens hatte sie in den letzten Götterläufen keinen Kontakt zu meinen Geschwistern oder Mutter gesucht.“

„Sie ist hübsch, wenn der Zeichner dieses Porträts nicht übertrieben haben sollte“ lenkte Elea das Gespräch in eine andere Richtung.

„Ja das ist sie. Ich hatte vor, sie zu sehen, kennen zu lernen, bevor sie die Briefe bekommt.“

„Sie nimmt an dem Turnier teil. Machst du dir nicht keine Sorgen? Es war ein Turnierunfall gewesen, dass die Fehde ausgelöst hatte.

„Ein wenig. Vielleicht verliert sie direkt in der ersten Runde, ohne sich ihren Hals zu brechen und die Gefahr wäre gebannt. Sollte sie im Turnier weiterkommen, kann ich hoffentlich einschätzen, wie weit sie kommt oder eine Gefahr für sie besteht.“

„Inwiefern?“

„Ich habe dutzende von Turnieren besucht. Auch wenn ich selbst keine Turniere reite, kann ich, sagen wir so, ab der dritten Runde anfangen eine Vorhersage zu treffen, wer in einem Lanzengang weiterkommt.“

„Wie denn das?“

„Durch beobachten! Wie die Beteiligten ihre Lanzen und Schilde halten, wie sie in ihren Satteln sitzen, wie die Pferde auf die Umgebung reagieren, auf die Zuschauer. Es sind viele Dinge, Kleinigkeiten, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Ich nehme an, ein guter Turnierreiter liest in der Körperhaltung seines Gegners und passt sich an oder zumindest sollte er das. Das wird das Geheimnis des Erfolges heutzutage eines Nimmgalf von Hirschfurten oder damals eines Danos von Luring gewesen sein. Je weiter in Turnier fortschreitet, desto genauer wird eine Vorhersage.“

„Kaum zu glauben?!“

„Ich liege auch nicht immer richtig“, schmunzelt Torben. „Was ich nicht berücksichtigen kann, sind die persönlichen Gefühle, die die Gegner untereinander hegen, da man ihre Gesichter im geschlossenen Helm nicht sehen kann. Sollte der Turniergang zu Fuß weitergehen und die Kontrahenten mit Schwertern aufeinander dreschen, kann man manchmal erahnen, wie sie zueinanderstehen. Was ich auch nicht berücksichtigen kann, wenn man sich gewisser Tricks bedient, wie zum Beispiel die Pferde eine rossige Stute und ein Hengst sind. Meistens lag ich richtig und ich konnte mit Wetten einen Teil meiner Walz finanzieren.“

„Wie gesagt, kaum zu glauben. Es wird langsam Zeit. Ich habe einiges im Garten zu erledigen und auf dich wartet das Holz. Werkzeug findest du im Schuppen.“

Torben trank seinen Becher mit dem inzwischen kaltgewordenen Tee leer und machte sich auf, das Werkzeug zu holen.

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Torben fühlte sich bereits seit einer kleinen Weile beobachtet. Es war ein warmer Tag und hatte deswegen seine Oberbekleidung zum Holz spalten abgelegt. Routiniert zerkleinerte er kleine Baumstämme so weit, dass sie als Scheite in einem Kamin aufgeschichtet werden konnten. Die Arbeit war schweißtreibend. Mutter hatte ihn beigebracht, dass man auch an einem sicheren Ort, die Umgebung zumindest rudimentär im Auge behalten sollte. Irgendwann fiel ihm aus dem Augenwinkel betrachtet auf, dass eine Frau ihn eine ganze Weile beobachtet, anstarrt? Während der Arbeit verlagerte er seine Position unauffällig, so dass er einen kurzen, genauen Blick auf die Frau werfen konnte.

Eine Frau für Torben – Die Braut II

Tempel St. Parinor, Dorf Rosshang, Freiherrlich Rosshang, Baronie Wasserburg, Markgrafschaft Perricum, Anfang Rahja 1044 BF

Firuna drehte sich um und sah eine ältere Peraine-Geweihte, die freundlich anlächelte. Hinter sich hörte sie nichts mehr.

„Peraine zum Gruße. Wie kann ich euch helfen?“ fragte die Geweihte Firuna.

Firuna blickte sich um in Richtung des Mannes, der aufgehört hatte zu arbeiten, sich mit beiden Händen auf das Stielende der Axt stützte und die beiden Frauen beobachtete. Dann wendete sich wieder der Geweihten zu und sagte:

„Die Zwölfe zum Gruße. Mein Name ist Firuna von Gauternburg und ich möchte euch fragen, ob ich bei euch einige Kräuter bekommen könnte, zum Kochen!“ Etwas leiser fügte sie hinzu „Ich wurde gebeten auch Rahjalieb…“

Ebenso leise antwortet die Geweihte „Rahjalieb? Fragt bitte im Rahja-Tempel nach!“ und dann in normaler Stimme: „Kommt bitte mit zum Kräutergarten und sagt mir, was ihr haben wollt. Ich ernte dann das Gewünschte, folgt mir.“

Firuna ging der Geweihten hinterher und überlegte eine kleine Weile, ob sie die Geweihte nach dem Namen des Mannes fragen wollte, als ein älterer Mann durch den gleichen Weg hineinkam, wie auch sie diesem Bereich des Tempelgelände hineingekommen war, in Richtung des Holzspalters ging und ihn ansprach:

„Elwyn, du bist es wirklich. Ich konnte es nicht glauben, dass man dich hier hinein gehen sah. Schön, dass du wieder hier bist…“

Weiter konnte Firuna dem Gespräch nicht folgen, weil sie sich zu weit entfernten und der Kräutergarten sich auf einen anderen Teil des Tempelgelände befand.

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Firuna kam nach einer Weile allein mit einer großen Auswahl von Küchenkräutern wieder zurück. Erfreulich darüber das er noch da war, mit einem kleinen Bedauern darüber, dass er ein Hemd sich übergezogen hatte. Sie schaute sich um, der Mann war allein. Die Axt steckte in dem großen Holzklotz, der als Unterlage für das Spalten diente. Firuna wusste nicht, wie sie den Mann, der von dem alten Mann Elwyn gerufen wurde, ansprechen sollte. Normalerweise war sich nicht so zurückhaltend. So standen sie eine kleine Weile schweigend gegenüber. Sie blickte in seine wunderschönen tiefgründigen grauen Augen und verlor sich darin. Er schien auf irgendetwas zu warten. Aber auf was? Dann nahm sie sich doch ein Herz, das ziemlich stark pochte und sprach den Mann an.

„Ihr, ihr seid Elwyn?“

Die Aufregung verhinderte, dass sie bemerkte, wie der Mann zögerte oder wie die Worte waren, die er als Antwort wählte.

Nach einem kurzen Zögern antwortete der Mann, „so nennen mich die Leute hier. Und euer Name ist Firuna, ihr seid vom Stand. Ich vermute, ihr nehmt an dem Turnier teil, das Morgen beginnt. Ist es so?“

„Ja, so ist es. Ich bin Hausritterin auf Pfalz Goldenstein in der Kaisermark. Wie ich sehe, seid ihr kein Peraine-Geweihter. Darf ich fragen, Ähm…“

Torben ahnte, wohin die Frage führen würde, und nutze die Pause, um zu antworten, „Ich habe das Handwerk des Brenngesellen erlernt. Meine Walz eine Zeit, wo ein frischgebackener Geselle auf Reisen zieht, wo er sein Handwerk an anderen Orten erprobt, oder dort lernt wie dort gehandhabt wird, führte mich damals durch die Lande, in diesen Teil Garetien. Inzwischen habe ich die notwendigen Prüfungen abgelegt und darf mich jetzt Brennmeister nennen.“

„Was für ein Handwerk ist das?“ fragte Firuna, die die Unterhaltung aufrechterhalten wollte und sich innerlich dafür schölte nicht etwas anderes gefragt zu haben. Der Mann antwortete entspannt, „ein Brenngeselle stellt Ziegel und Dachpfannen her. Dazu errichtet er zeitweise oder feste Brennöfen. Die entstandenen Ziegel haben eine höhere Festigkeit als in der Sonne getrocknete Ziegel oder Dachpfannen.“

„Aha“, fiel Firuna nur als Antwort ein.

„Da ihr an dem Turnier teilnehmt, werde ich euch dort reiten sehen“, wechselte Torben das Thema.

Firuna fühlte sich wieder auf vertrautes Gebiet zurückgeholt, „Ja das werde ich. Wenn es Rondra Wille ist, werde ich ein oder zwei Runden weiterkommen. Selbst wenn ich dann ausscheide, bleibe ich bis zum Ende des Turniers“. Torben verstand den Wink, „dann werde ich euch von der Tribüne aus anfeuern.“

Firuna lächelte, „das wäre schön. Aber ich muss jetzt zurück, zu den anderen. Sie warten bereits auf die Kräuter für den Eintopf“ und machte Anstalten sich zum Gehen in Richtung Ausgang zu wenden. Torben machte ein paar schnelle Schritte auf sie zu und sagte ihr nur für sie hörbar. „Ich glaube, ihr wolltet noch der Göttin für ihre Gaben danken“ und deutete auf den Korb mit den Kräutern.

„Ja natürlich“ und Firuna ging in Richtung des Hauptgebäudes.

Als sie in das innere des Tempels verschwand, trat Elea mit diesen Worten an Torbens Seite“

„Das Porträt wird dem Original gerecht!“

„Ja, das macht das Porträt.“

„Welchen Eindruck hast du von ihr?“

„Ich hoffe, dass sie das Turnier unbeschadet übersteht.“

„Interessant. Was meinst du, welchen Eindruck hat sie von dir?“

„Das werden wir gleichsehen, wenn sie aus dem Tempel rauskommt und sie sich zu mir umdrehen sollte.“

Firuna verließ nach einer kleinen Weile. Grüßte die beiden. Nach etwa ein Dutzend Schritte, drehte sich Firuna Kopf in Torbens Richtung und lächelte.

„Ich verstehe,“ kommentierte Elea.

Rückkehr nach — Briefspielreihe

Rückkehr nach… – Punin

Reichsstadt Punin, Grafschaft Yaquirtal, Fürstentum (Königreich) Almada, Ende Ingrimm 1044 BF



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