Benutzer:Treumunde/BriefspielPerricum
Anfang Boron 1046 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg.
Im warmen, behaglichen Salon von Schloss Rossgarten saß Leobrecht bequem in einem großzügigen Ohrensessel. Das leise Knistern des Kaminfeuers untermalte das Gespräch, während die wohlige Wärme des Feuers den Raum erfüllte. Wie so häufig war der Reichsvogt in Wasserburg bei seiner Frau anzutreffen, statt auf den Efferdstränen zu verweilen.
Das sanfte Abendlicht, das durch die hohen Fenster strömte, legte einen goldenen Schimmer über den Raum und tauchte alles in ein sanftes Licht. Korhilda, die es sich auf dem weichen Teppich gemütlich gemacht hatte, saß neben dem kleinen Etilian, der vertieft mit seinen hölzernen Bauklötzen spielte. Das leise Klacken der Bauklötze vermischte sich mit den gedämpften Stimmen seiner Eltern und schuf eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit.
„Es ist entschieden, Perrica von Alxertis wird die neue Senneschallin,“ verkündete Leobrecht mit einem Hauch von Genugtuung in seiner Stimme. Auch wenn er dem Senneschall nicht das gesundheitliche Schicksal wünschte, das ihn nun ereilt hatte, konnte er nicht leugnen, dass er erleichtert war, seinen Gegenspieler Rabicum losgeworden zu sein.
Korhilda nickte nachdenklich, ihre Augen verengten sich leicht. „Nun, zumindest kennen wir sie. Perrica ist meine Edle auf Blitztann und zählt zu den Herzen der Vertrauten der Krone. So habe ich die Möglichkeit, sie auch außerhalb des höfischen Protokolls zu kontaktieren.“
Der Reichsvogt wärmte seine Finger am Kamin, die Flammen warfen tanzende Schatten auf sein Gesicht. „Du hast Deine Schwertmeisterinnen heute verabschiedet. Ich habe gesehen, es fiel Dir nicht leicht.“
Seine Frau seufzte leise und ihre Augen schimmerten vor Wehmut. „Ja, es ist schon ein schwerer Schlag für mich hier in Wasserburg. Damina und Rovena waren meine Stützen, ich konnte mich auf sie verlassen. Ehrbar und ohne Intrigen in ihren Gedanken. Sie waren hervorragende Schwertmeisterinnen.“
Leobrecht lächelte verständnisvoll und nickte ermutigend. „Gutes Personal ist schwer zu finden. Du bist in Wasserburg dennoch auf einem guten Weg. Gehe ihn unbeirrbar weiter. Und für die beiden freue Dich. Es ist ein Aufstieg für sie. Und nun haben wir direkte Verbindungen und neue Sprachkanäle zum Markgrafenhof. Und den Grafen vom Schlund wird es erfreuen, dass eine gebürtige Schlunderin zur Bierschenkin ernannt wurde.“
Korhilda lenkte sich ab und baute mit Etilian an seinem großen, wehrhaften Turm weiter. „Ich werde ihre Fähigkeiten bei der Knappenausbildung vermissen. Sie hatten alles, was ich von einem ehrbaren Ritter erwarte. Gute Tjosterinnen waren sie. Aber natürlich hast Du recht, eine Anstellung am Hofe des Markgrafen ist mehr, als ich ihnen in Wasserburg bieten kann. Und du magst Recht haben, dass nun das Wandlether Wiesenschlösschen seinen Weg an die markgräfliche Tafel findet.“
Etilian, der neugierig durch seine Bauklötze blickte, fragte plötzlich: „Warum brauchen wir noch mehr Tjoster hier? Du bist für mich die Beste, Mama. Und in Wasserburg gibt es doch so viele Berge.“ Der kleine Knips warf seiner Mutter einen Kuss zu.
Leobrecht und Korhilda brachen in herzliches Gelächter aus. „Kindermund tut Wahrheit kund,“ sagte Leobrecht schmunzelnd und zwinkerte seiner Frau zu. Die Baronin dachte kurz nach, ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. „Eli, wo Du Recht hast, hast Du Recht. Ich werde Thimorn damit betrauen, die Knappen im Lanzenreiten auszubilden, mit mir an seiner Seite. Dann benötige ich nur einen neuen Zeugmeister.“
Der alte Ochse überlegte kurz, seine Stirn in Falten gelegt, bevor er vorschlug: „Wie wäre es mit Valbert von Elron? Er diente bereits unter meiner Schwester Giselda in Madershöh. Er ist ein guter Mann und die Mardershöh ist im Umbruch.“
Korhilda nickte zustimmend, ein sanftes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Ja, das ist eine gute Idee, bitte frage ihn. Und für den Posten des ersten Ritters werde ich unseren Hausritter Servan von Hengisford ernennen. Er mag kein Tjoster sein, aber er ist ein Ritter der alten Schule und legt großen Wert auf ritterliche Tugenden.“
Leobrecht lächelte zufrieden und legte seine Hand sanft auf die Schulter seiner Frau. „Siehst Du, wo ein Ende ist, da ist auch immer ein Anfang. Damina und Rovena sind fort, doch auch wenn die neue Generation ein wenig Zeit braucht, um in ihre Fußstapfen zu treten, wirst Du auch weiterhin einen stabilen Hof in Wasserburg Dein Eigen nennen dürfen.“
„Es wird Zeit benötigen, aber ich denke die beiden Verluste kann ich kompensieren. Ein wenig grummelt es mir, dass meine Edlen von Blitztann, Drosselpfort, Landmarksend und Wasserburgenau nun nicht mehr auf ihren Gütern sitzen,“ sagte Korhilda, die sichtlich mit sich und Dere haderte.
„Hilda, ich schätze Perrica von Alxertis, Damina von Drosselpfort und Erena von Pfiffenstock so ein, dass ihnen bewusst ist, dass sie auch eine Lehnspflicht dir als Baronin von Wasserburg gegenüber eingegangen sind. Ich bin mir sicher, dass sie dieser auch nachkommen werden. Und mit dem Wasserburger weißt du doch umzugehen,“ entgegnete der Reichsvogt in seiner gewohnt beschwichtigenden Art.
Korhilda erwiderte das Lächeln und warf einen liebevollen Blick auf ihren kleinen Etilian, der vertieft weiter an seinem Turm baute. Mit vereinten Kräften stabilisierten die Eltern das wacklige Bauwerk ihres Nesthäkchens, das in der Abenddämmerung im goldenen Licht erstrahlte.