Geschichten:Eine Grafschaft zu ordnen – Pulethanerland

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Auf dem Weg zwischen Falkenstein und Reinherz, Mitte Rondra 1046 BF

Die Inventurgruppe war aus Falkenstein aufgebrochen, bereiste noch u.a. die Stadt Falkenstein und den Ort Liebchengrund und war, nach einer kleinen Stippvisite dort, bei Weizingen in Dornensee auf die gut ausgebaute Straße, die die beiden Grafschaften Eslamsgrund und Schlund verband, geritten. Der Garm konnte sich noch gut daran erinnern, wie hier Waffenmägde und Soldknechte während den Anfängen der Fehde durchmarschierten, um vom Schlund in den Reichsforst zu gelangen und dort zu 'plündern'. Ein Umstand, dem die Eslamsgrunder bald schon einen Riegel vorgeschoben hatten, auch wenn sie es anfänglich noch geduldet hatten, wie er zu berichten wusste. Allen voran die damals noch recht gescholtenen Anhänger der Pulethaner hatten sich 'dem Missbrauch der eslamsgrundschen Gastfreundschaft an vorderster Front der Eslamsgrunder entgegengestellt und auch einem ähnlichen Verhalten der Reichsforster vorgegriffen, um so eine gewisse Ordnung aufrecht zu erhalten. Das hat ihnen Respekt bei nicht wenigen in Eslamsgrund eingebracht.' Der Garm selber war damals noch nicht Teil 'des edlen, praiosgefälligen Ritterbundes' und auch nicht in der Fehde involviert, war doch Monvaldorn, damals noch Höllenwall, selbst in Aufruhr aufgrund des Verrates des Helburgers.

Felian hatte eigentlich keine Lust auf ein Streitgespräch, konnte sich jedoch eine Bemerkung nicht verkneifen. Er war der Meinung, dass die Schlunder damals nur in Reichsforst geplündert hatten, nicht in Eslamsgrund. Die Eslamsgrunder jedoch in den Monden darauf ihrerseits ohne Provokation im Schlund einmarschierten… (Felian konnte sich nicht erinnern, ob die besetzten Hangwalder Höhen überhaupt zurückgegeben worden waren - im Schlund war man damals rein auf Hartsteen fokussiert gewesen und es waren ja nicht seine Ländereien). Dabei beließ es der Landvogt allerdings auch, hatte er ja keine große Lust auf derlei Gehabe.

Jedoch war Damian von Malagant nun von den vorherigen Aussagen Bardsams angestachelt, da er ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Fehde und vorallem zu den Pulethanern hatte: “Die ‘edlen’ Pulethaner haben die Ordnung aufrecht erhalten? Einer dieser sog. Ritter hat uns, während sie in der Fehde Pfründe sicherten, in Höllenwall beinahe Leib und Seele gekostet, ab davon dass er uns Edle von Höllenwall davor bereits degradiert hat.”

“Ich würde eher sagen, sie haben sich reingewaschen von des Helburgers Schande, das haben sie getan, mit Stolz, Kampfeskraft und Ehre.” Entgegnete Bardsam von Garm. “Sie haben hier die Ordnung aufrecht gehalten in Eslamsgrund, in einer Zeit in der alles drunter und drüber ging. Auch im Fuchsaufstand stellten sich kein Pulethaner in die Reihen des Roten Malwarths.”

Damian lachte laut. “Nunja, ein nicht gerade unbekanntes Mitglied, Eures ach so ehrenhaften Bundes, tat dies wohl, Selo von Pfiffenstock.” Die Stimmung kochte langsam etwas hoch.

“Ritter Damian, dem kann ich nicht widersprechen, allerdings konnte man den Haselhainer wohl nie als ernstzunehmendes Mitglied des Bundes betrachten, nicht wie seinen hohen Bruder, den kennenzulernen mir nie vergönnt war. Zudem haben sich noch im selben Moment die Pulethaner von diesem Gockel distanziert, wie auch seine werte Gattin in Perricum und später auch meine Lehensherrin, die nun treue Vasallin der Tochter des Grafen ist, ebenso wie mir meine träumerische Knappin aus der Familie Pfiffenstock hier eine gute, unstete Schülerin ist. Ihr seht, so einfach ist das nicht. Während wiederum andere ach so große Saubermänner sich nie von ihren Schandtaten in bzw. im Nachgang der Fehde distanzierten.” Bardsam spielte damit auf den Tod eines seiner Verwandten im Jahre 1044 BF durch den Pfortenritter Nimmgalf von Hirschfurten an. Ein blutiger Tod, der ihn letztlich dazu bewogen hatte tatsächlich den Pulethanern beizutreten, mit denen er vorher schon sympathisiert hatte.

“Wir haben alle Schuld in der Fehde auf uns geladen, damit müssen wir wohl leben.”, unterbrach die Grumharrerin die angespannte Stimmung. “Ob nun im Großen in ganz Garetien oder im Kleinen in Monvaldorn.” Dabei blickte sie nicht nur auf Damian und Bardsam, sondern auch auf die Hogenthalerin. Und keiner konnte ihr da so ganz widersprechen. Weshalb man es erstmal dabei beließ. Nerea selbst war dabei ganz überrascht über ihr klares Einschreiten, war sie doch als Neuadlige eigentlich eher zurückhaltend.

Danach herrschte ein etwas unangenehmes Schweigen und alle hingen ihren Gedanken hinterher. Und es dauerte einige Zeit bis sich alle wieder zusammengerafft hatten und ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen konnten. Erst als sie die hasenhücker Lande erreichten, sprachen sie wieder richtig miteinander. “Das sind die Lande der Hasenhücker, nach denen auch die Ehrengarde des Kronvogts benannt ist, ihr erinnert euch?”, wollte die Hogentahlerin wissen. “Natürlich erinnern wir uns.”, ätzte der Malagant zurück.

“Die Hasenhücker sind übrigens nicht nur treue Vasallen des Kronvogts, sondern auch der Schartensteiner Junkerin, die ein wirklich stattliches Junkertum innehat, das beinahe mit einer kleinen Baronie mithalten kann, die Schartensteiner sitzen hier schon seit jeher, leider konnte ich die Junkerin noch nicht überzeugen sich auf ihre caldaischen Wurzeln zu besinnen. Sie ist übrigens Neu-Pulethanerin.” Diese kleine Spitze des Garms entging natürlich niemand und nur einsetzender Starkregen verhinderte ein Wiederaufflammen der Diskussion.

In einer Wegesherberge fand man Schutz davor und sprach den Rest des Abends über andere Dinge, schwelen tat das Ganze dennoch. Weshalb wohl auch die Hogenthalerin und der Malagant in seltener Eintracht am nächsten Tag die Gespräche vorgaben, vor allem als man zwischen den hasenhücker Landen und der Grenze zu den Grafenlanden von Eslamsgrund noch kurz das Nimmerjoch passierte, ebenfalls Pulethanerland, der Junker von Nimmerjoch war in bzw. nach der Fehde ebenfalls dem Bund beigetreten, den er als ordnend empfunden hatte.

Der Landvogt verstand sich recht gut mit einigen prominenten Pfortenrittern und er nahm die offenbar starke Präsenz der Pulethaner in Eslamsgrund sowie offenbar in der Inventurgruppe schweigend zur Kenntnis. Er war ein Mann, für den Taten zählten, nicht Worte.

Schweigsam passierte man den Markt Tanzsee am gleichnamigen Gewässer. Ob es stimmte, dass die sanften Wellen des Wassers in Vollmondnächten einen Tanz zu Ehren Madas aufführten und dass sich dann viele Zauberkundige an seinen Ufern treffen würden würde Felian noch überprüfen lassen, aber im Grunde genommen interessierte es ihn nicht. Was ihn schon eher interessierte war, dass der Markt selbst allerhand Zutaten für Tränke, Salben und Pülverchen aller Art zu bieten hatte. Ebenfalls mal einen genaueren Blick wert, was sie auch, der Inventur gemäß, taten.

Am frühen Abend desselben Tages erspähten sie dann die beiden Burgen Reinherz und Kreusenburg. Erstere diente dem Grafen als Residenz, die andere sollte Felian alsbald als Landvogt in Besitz nehmen.

Beide Burgen lagen sich - nur getrennt durch das Tal des Wiesbachs - in Sichtweite gegenüber. Auf der Gabelung zwischen ihnen fiel ihnen ein Mann auf, der neben seinem Pferd stehend etwas unschlüssig zwischen den Burgen hin und her blickte. Er trug almadanisch orientierte Reisekleidung, aber das Wappen einer Eslamsgrunder Familie. Das Gefolge des Mannes bestand aus zwei weiteren Pferden. Eines, welches wohl als Packpferd diente und eines mit einer jungen Reiterin in almadanischer Botenkleidung.