Geschichten:Kunde aus Nebachot/Perricum 6

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Teil VI – Der Rat

Am nächsten Morgen, die restliche Nacht war sehr kurz gewesen, trafen sich alle bei einem ausgiebigen Frühstück in einem Pavillon im schönen Garten des Anwesens. Frisches Obst wurde neben nebachotischem, süßen Gebäck, Brot, Wein, Milch und leichtem Wein gereicht. Zahlreiche Diener und Mägde sorgten stets dafür, dass einem jedem Gast der Wunsch von dessen Augen abgelesen wurde und dass sich die Teller und Schalen, Kelche, Gläser und Pokale auf dem Tisch niemals leerten. Die Eslamsgrunder waren zumindest an diesem Morgen froh, dass ihr gestriges Vorhaben ein solches Ende genommen hatte und dass sie hier doch noch als Gäste willkommen geheißen wurden.

Claudio genoss das reichhaltige Frühstück sichtlich. Die Nebachoten waren zwar Barbaren, aber sie verstanden ein wenig von der Kunst des Lebens. Endlich hatte er wieder auf einem vernünftigen Lager genächtigt und endlich gab es richtige Mahlzeiten. Lediglich die Golgariten begnügten sich mit Brot und etwas Wein. Eslam schien etwas wortkarg an diesem Morgen zu sein. Nachdenklich blickte er oftmals in die Runde und aß nur ab und zu beiläufig ein paar Happen des reichhaltigen Mahls. Sein Sohn Ra’oul dagegen unterhielt sich prächtig mit Malepartuns und Wufhard. Der Erbe von Brendiltal wollte anscheinend alle Neuigkeiten aus dem Reich, alles voran aus Garetien und Albernia hören.

“Nun,” meldete sich Claudio schließlich zu Wort. “Weiß einer der wohlgeborenen Herren denn von dem diese ungeheuerlichen Gerüchte stammen? Unsere letzten Informationen aus Greifenfurt besagen, dass der Baron von Dunkelsfarn den Tod fand. Diese Information stammt vom Junker von Breitenhof, er wusste aber offenbar nichts genaues über die Umstände des Ablebens. Sollte sich herausstellen, dass da jemand auf Kopfgeld aus war, sollte dieser jemand doch vielleicht noch von den hohen Herren hier am Tisch hören, oder? Ich könnte mich anbieten, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Vielleicht sollten wir auch den Junker von Breitenhof, Herrn von Ahrenstedt bemühen.”

Die Liebfelder blickte neugierig in die Runde, während er einem der tulamidischen Mädchen einen Pokal mit Wein abnahm und ihr auf den Hintern einen Klaps gab. Missbilligend blickten die Krähenwächter den Liebfelder an. Sie zweifelten ob der Horasier den Ernst der Lage überblickte. Doch er würde bald merken das sie nicht zum Weibernecken hier waren. “Er wurde enthauptet! Sein Kopf fehlt. Enthauptet in seinem eigenen Anwesen.”, Schwester Praionna antwortete als erste ziemlich gelassen auf die Frage Claudios.

Diese schlimme Kunde wurden von allen, besonders den anwesenden Pulethanern mit großem Zorn aufgenommen. Wer wagte es sich mit ihnen anzulegen? Dieser Sache musste auf den Grund gegangen werden und fast alle waren dafür Claudios Idee nachzukommen und ihn, sowie Rondrigo von Ahrenstedt und eventuell noch den Junker von Silberblick auf das Gerücht ansetzten.

„Sollte sich wirklich jemand mit einem der Unsrigen anlegen, so bekommt er es mit allen zu tun.“ Bekräftige der Gallsteiner nochmals kühl. „Und sollte dies noch nicht der dümmste Bauer gemerkt haben, dann werden wir es ihm einprügeln.“

Aus Aranien wusste Ludovig Salvanger dagegen beruhigende Kunde zu bringen. Das Land war von den Unruhen im Neuen Reich bisher unberührt geblieben. „Trotzdem hält man sich bereit, jeden möglichen Angriff zu erwidern. Gerüchte von der Ausrufung des Sultanats Nebachot sind auch nach Baburin gelangt und haben dort für einige Unsicherheit gesorgt. Ebenso wie die Herren Höllenwall und Gallstein nahm ich daher einige Umwege in Kauf, um hierher zu gelangen.“ Er lächelte und prostete den anderen zu. „Bleibt zu hoffen, dass nun zumindest in diesen Landen wieder Ruhe einkehren wird.“

Simold versprach hierauf sogleich einige seiner Unterhändler in den Süden zu entsenden, damit der hoffende Wunsch Ludovigs möglichst bald wieder in die Tat umgesetzt werden konnte.

Nach dem Frühstück wurde einem jedem ausreichend Zeit gegeben, damit er mit sich, mit seinem Geist und mit seinem Körper bei der Kurzweil, einer Massage, einem Dampfbad oder bei einem Spaziergang durch den Garten ins Reine zu kommen. Erst als alle Adeligen und Ordensritter gestärkt und ausgeruht waren, kam man erneut in der großen Halle Besh'hassal Ammay'shars zusammen und beriet sich über die noch offenen Punkte. Die Barone von Gallstein und von Höllenwall waren mit den Ihren an diesem Tag als Berater geladen, gab es in Eslamsgrund doch ähnliche Probleme. So wurde beraten, wie man den immer mehr werden Flüchtlingen aus dem Norden besser helfen und ihnen Herr werden konnte, wie die Grenzen der Grafschaft weiter und vor allem auf Dauer gesichert werden konnten, wenn die Feinde von allen Seiten drohten und wie man die Versorgung der Provinz gewährleisten und die Edelgrafschaft vor der drohenden Seuchen aus den umkämpften Gebieten schützen konnte. Selbst die komplette Schließung der Grenzen kam ins Gespräch, wurde aber vorerst einmal wieder verworfen. Nicht, solange Perricum ein Teil des Reiches war ...


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