Geschichten:Das Herz des Schwertes - Teil 4

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Tiefer in der Kanalisation

Jeremias Torfstecher fühte die drei Adeligen aus Reichsforst tiefer in dunkle Gänge. Nach zahlreichen Biegungen, Kreuzungen und Höhenverschiebungen hatten Nimmgalf und die anderen die Orientierung völlig verloren. Wenn dies eine Falle wäre, wären sie ihrem Führer hilflos ausgeliefert. Bisweilen überquerten sie geflutete Gänge, in denen das Wasser zum Teil hüfthoch stand. Ein übler Geruch lag in der Luft. Jeremias führte sie in schließlich in ein Gewölbe, was von zahlreichen Kerzen in Mauernischen erhellt wurde. Der Boden war mit allelei Kostbarkeiten bedeckt: kleine Schätze aus Kupfer, Silber und Geschmeide. Ein großer Marmoraltar zeigte das Reliefbild eines gewaltigen Drachen und eines Diebes mit einem Schwert. "Darf ich vorstellen: der heilige Rakull aus Nebachot!"

Staunend betrachteten die drei Adeligen den Altar. Der Dom war scheinbar ein geheimes Heiligtum des Diebesgottes Phex. "Einst gelang es dem heiligen Rakull den Riesenlindwurm Korchtuxüngir ein Schwert aus schierem Zwergengold zu stehlen. Er lockte den zaubermächtigen Drachen in eine Schlucht, in der sich der Drache selbst durch einen Steinschlag begrub, und die Quelle sich zu einem See staute. Hieraus geht heute der Euch sicher wohlbekannte Rakula-Fluss hervor."

Nimmgalf war sprachlos. Er wusste, dass Rakull bei den Phexjüngern Garetiens als Heiliger verehrt wurde, der einem bei übermenschlichen Herausforderungen beiseite steht, doch was genau dahintersteckte hatte er bisher noch nie erfahren. Könnte der heilige Rakull womöglich auch ihm bei seiner Suche beistehen?

"Ich habe euch nicht umsonst an diesen Ort geführt, Herrschaften!" fuhr der Geweihte fort. "Ich weiß bereits, dass auch Ihr, Hochgeboren, nach Hilfe bei Eurer Queste sucht." Nimmgalf sah ihn überrascht an - der Kerl war verdammt gut informiert. "Und vielleicht kann ich Euch tatsächlich helfen - wenn ihr offen zu mir seid, können wir vielleicht handelseinig werden." Während sich Tsaiane und Jeremias um die Wunden kümmerten, die Mareks Dolch bei Friedward von Plötzingen hinterlassen hatten, berichtete Nimmgalf von den jüngsten Ereignissen: über Simionas Verrat, ihre finsteren Machenschaften (sofern er überhaupt davon wusste), die Prophezeiung der Hexen und das archaische Schwert im Stein, das möglicherweise der Schlüssel zu seinem Sieg über Simiona werden kann. Zuletzt kam er auf die eigentliche Sache zu sprechen, die ihn und seine Begleiter nun schon seit Wochen in Gareth band: der Rubin aus dem Knauf, das Herz des Schwertes, welchen er so genau beschrieb wie er nur konnte.

Jeremias hörte sich alles geduldig an, und stellte nur kurze Zwischenfragen. Schließlich nickte er: "Nun, ich denke ich weiß tatsächlich, wo sich das gesuchte Stück befindet." Nimmgalfs Miene hellte sich auf - scheinbar hatte ihn eine günstige Schicksalsfügung seinem Ziel näher gebracht. "Jedoch, um es zu erlangen, müsst ihr Euch als wahrer Phexensjünger erweisen. Nur mit dem Segen des Listigen mag es Euch gelingen." Die Drei blickten ihn fragend an. Jeremias lächelte verschmitzt: "Das Herz des Schwertes ist zugleich auch das Herz der Krone!" Er machte eine Kunstpause. "Der Krone Kaiser Hals!"

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