Geschichten:Mobilmachung in Waldstein

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Version vom 7. August 2009, 08:18 Uhr von Uslenried (D | B)
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Burg Greifenklaue zu Uslenried, zweite Perianewoche 1027 BF

Die Nachrichten waren schlimm gewesen. Doch die Befehle waren klar: Die Landwehr war auszuheben, die Truppen zu Sammeln. Zu den besten Vertrauten, Leihenbutt und Sertis, waren bereits Botschaften unterwegs mit der Bitte, deren Nachbarn zu verständigen. Jetzt galt es, kühlen Kopf zu bewahren angesichts der neuen Bedrohung, die doch irgendwie eine alte war. Die Erinnerungen an den Greifenzug kamen wieder in ihm empor, die Schrecken, welche der endlose Heerwurm der Schwarzen Horden damals bedeutet hatte. Sollte sich die Geschichte nun anders herum wiederholen?

Unruhig trommelte Wulf mit den Fingern auf der Tischplatte der Tafel in der Hohen Halle von Burg Greifenklaue. Tief im inneren hatte er immer befürchtet, daß so etwas eines Tages passieren würde, doch daß es so bald sein würde...

Die Pforte öffnete sich, und Garwin, der Bannerstärger der Ritterschaft, trat ein. Endlich waren sie vollzählig. Wulf bedeutete seinem späten Vetter, sich zu setzen; sie hatten lange genug gewartet. Der Kriegsrat konnte beginnen; der erste Kriegsrat, seit Wulf selbst das Familienoberhaupt war...

Noch einmal berichtete er in so knapp wie möglich, aber ebenso ausführlich wie nötig, was sich zugetragen hatte, welche Befehle aus Gareth gekommen waren. Geduldig beanwortete er Fragen, hörte sich die Meinungen der übrigen zu den Nachrichten an, während er in seinem Kopf bereits hin- und herwägte, was am besten zu tun sei.

"Nun gut, es sei. Die Gräfin ist abwesend, und vermutlich ist ihr unser Tun ohnehin gleichgültig. Wir sammeln die Truppen hier, in Uslenried. Meister Datierlich, ihr werdet die entsprechenden Depeschen abfassen und tragt Sorge dafür, daß die Kunde schnellstmöglich in die Ganze Grafschaft getragen wird. Es hat Eile, sie mögen sich sputen." Der Secretarius nickte beflissen.

"Cern, Du kümmerst Dich um die Truppen Uslenrieds, wie es ohnehin Deine Aufgabe ist. Garwin, Du bist ihm behilflich; wir müssen die Zeit nutzen, um zumindest unseren Mannen noch einmal das Strammstehen und Spießhalten beizubringen."

Er wandte den Blick zu Rondrina. "Können wir auf die Unterstützung des Tempels bauen?"

Die Schwertschwester des Uslenrieder Tempels der Leuin nickte. "Selbstverständlich", antwortete sie und schlug die rechte Faust auf's Herz.

"Wir werden vor der Stadt das Heerlager errichten. Meister Trappenbrück" wandte er sich an den Majordomus, "veranlaßt das nötige. Nehmt vom Gesinde an die Hand, wen immer ihr braucht, es ist nun nicht die Zeit für Prunk und Gelage. Sinya, meine Liebe, sei so gut und sorge dafür, daß das nötige Geld zur Verfügung steht." Sinya, die neben ihm saß, legte ihre Hand auf seine; es war Antwort genug.

"Yalinda, hole die Zwillinge und Alcara".

"Alcara?" fragte sie. "Soll sie uns etwa begleiten?"

"Sie muß. Magister Topeller ist alt, und auf magische Hilfe mag ich nicht verzichten. Sie wird es verstehen, zudem ist es an der Zeit, sich zu beweisen. Schließlich muß sie nicht nur über ihren Büchern alt werden, wie ihr Vater es getan hat. Du wirst mit Ubik mehr Schwierigkeiten haben, denn wie ich ihn kenne, wird er versuchen, es ihr auszureden."

"Wir werden sehen. Wenn sie nicht will, entführe ich sie eben", entgegnete sie grinsend, doch lediglich Garwin griente zurück.

"Jessa, Du kümmerst Dich um Deine Truppe. Ich will, daß sie üben, bis sie umfallen. Und frag in der Stadt nach, ob jemand beitreten möchte, dann wird es eben noch ein viertes Rudel geben. Vielleicht sind auch Söldlinge in der Stadt, die sich anwerben lassen. Wenn sie gut sind, nimm sie unter Vertrag; ich lasse Dir freie Hand, auch was den Sold angeht."

"Was ist mit den Wölfen in Puleth?" fragte Jessa.

Wulf blickte zu ihr auf. Die Söldner, die seit langem an der Baustelle des Siegestempels in Puleth Wacht hielten, hatte er beinahe vergessen. Siegestempel, pah! Was war das für ein Sieg, wenn die untoten Horden des Gegners nun ins Reich einmarschierten? Es gab Prioritäten zu setzen. Die Sicherheit des Reiches war wichtiger als ein einzelner Tempel, an dem zudem auch die Geweihten der Kriegsgöttin ihren Dienst versahen. Er brauchte seine Truppen hier, nicht anderswo. "Sie sollen schnellstmöglich heimkehren. Schick einen der übrigen als Boten. Dich brauche ich hier." Dir Korgeweihte nickte.

"Gut, das war es. An die Arbeit." Die Versammelten erhoben sich. Lediglich Wulf, seine Gemahlin und Ralbert, der Heermeister der Ritterschaft des jüngeren Hauses Streitzig, blieben sitzen. Sie hatten noch einiges weitere zu besprechen...


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