Geschichten:Grauen am Darpat - Nächtliche Streifzüge

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Dramatis Personae

Anrüchige Geschäfte

[Stadt Gnitzenkuhl – Herberge „Zum Alten Speicher“]– Ingerimm 1032 BF

Während auf der Burg das weitere Vorgehen besprochen wurde, saß Kor’win allein in einem mit heißem Wasser gefüllten Badezuber in seinem Zimmer der Herberge. Entspannt ließ er die Arme aus dem Zuber baumeln, während er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und ab und zu an einer Wasserpfeife zog. Lange hatte er die Annehmlichkeiten eines wohltuenden Bades nicht mehr in Anspruch nehmen können, und genoss dies daher um so mehr, zumal er für später auch noch einen Barbier bestellt hatte, der seine wilde Frisur wieder kürzen und seinen Bart wieder sauber stutzen sollte. Ansonsten würde man ihn vielleicht noch für einen Wilden halten. Die Wärme tat seinen Muskeln gut. Kor’win war nicht mehr der Jüngste, doch war sein Körper noch so gut in Form, dass er es mit fast jedem jüngeren Krieger noch aufnehmen konnte. Lediglich die vielen Narben – besonders jene Striemen, die einmal quer über seine behaarte Brust ging und die ihm einst ein Berglöwe beigebracht hatte war recht auffällig – zeigten, dass er schon einiges erlebt haben musste.

Betrübt sah er daher auf, als nach einem kurzen Klopfen Kain – der nicht erst eine Antwort seines Mentors abgewartet hatte - direkt ins Zimmer getreten war. Der junge Nebachote hatte sein Bad bereits hinter sich, nahm einen Stuhl, drehte ihn so, dass er sich an dessen Lehen aufstützen konnte und setzte sich Kor’win gegenüber. Dieser versuchte erst noch den Jüngeren zu ignorieren, doch als jener anfing ohne Unterbrechungen zu berichten, was er in der Stadt alles erfahren hatte, was ihnen bei ihren Vorhaben weiterhelfen konnte, gab er das Unterfangen brummig auf und richtete seine Aufmerksamkeit auf Kain. Schwierig war es zunächst nur, das Wichtige von den Mädchengeschichten zu trennen.

„Also fassä isch zusammän.“ Brummte Kor’win schließlich. „Die Jäger vom Platz hab’än das Wäsen noch nicht gestellt.“ Kain nickte zustimmend. „Sie wollän wiedär zurick nach Sabadonn.“ Erneut nickte Kain zustimmend. „Gäshla selbst hat ainige Adeligä versammelt um däm Wesen auf die Spur zu kommän?“ Wieder folgte ein Nicken. „Abär niemand weiß genau wuo äs zu findän ist.“ Es folgte schon das Nicken. „Und där Mar‘olum Marnion han Kel´zen Tell befindät sich bei ihnen.“ Kain nickte. Fast genervt klatschte Kor’win die Hände ins Wasser, so dass es heftig aufspritzte. „Ich wustä ja, dass die Kel´zen Tells alläs Spinnär und mehr Ferkinas oder wenigstäns mehr Baburen als Nebachotän sind, aber duass är freiwillig sich zu Gäshla begibt…..?“ Wie als könnte er dies nicht glauben, schüttelte der Nebachote den Kopf.

„Wuas während wir jetzt tun?“ Fragte der Jüngere nach. „Na wohl? Ärst wärde ich zuendä baden. Morgen frieh dann, wirst Du Dich zu dem Mar‘olum begebän und ihm mittailän, dass wir hier sind und är sich gärne uns anschließän kann, so är mag und Ärfolg bei der Jagd haben will. Danach wirst Du alles netige besorgen, dass wir uns in der Nacht auf die Lauer legän werden. Und zwar an einär der Stellän, wo es zuletzt gesähen wurde. Ich wärde zusähen, duass unsäre Nätze geflickt oder ersätzt werden. Auch benetigän wir mehr Saile und Pfeilä und där Tabak gähen auch langsam zu naige.“

***

Nachdem der Ältere seine Körperpflege zu seiner Zufriedenheit beendet hatte, und der Jüngere die noch ausstehenden Besorgungen in Auftrag gegeben hatte, setzte man sich zum gemeinsamen Mahl in den gut besuchten Schankraum des Gasthauses. `Der Alte Speicher` war eines der besten Häuser im schmucken Gnitzenkuhl. Wie der Wirt, wohlgemerkt ungefragt, zum Besten gab, handelte es sich hier nicht wirklich um den alten Kornspeicher der Stadt, sondern nur die Grundmauern desselben wurden beim Bau dieses traviagefälligen Gebäudes genutzt. Sehr zum Verdruss der beiden hungrigen Nebachoten nötigte der pausbäckige Eboräus ihnen noch mehr Wissen um ihre Unterkunft auf. Sie hörten sich geduldig an, welcher der hiesigen Handwerker für die Schnitzereien an der Vertäfelung und der Decke zuständig war, und welcher sich um die wenigen aber durchaus kunstfertig eingesetzten Butzenfenster verdient gemacht hatte. Gerade wollte er sich über die Möblierung der Räumlichkeiten auslassen, als seine nicht mehr taufrische Gemahlin Elene mit dampfenden Schüsseln an den Tisch kam.

„Es reicht dann mal wieder Ebo! Sonst wird mir das Essen noch kalt. Kümmer’ dich lieber um die Gäste am Fenster, die verdursten sonst noch!“ Ihr Ton war keinesfalls barsch gewesen, eher liebevoll mahnend. Kaum war er weggetreten, lächelte sie die Nebachoten an und erntete für ihr Einschreiten dankbare Blicke. „Ich hoffe ihr verzeiht ihm seine Geschwätzigkeit, aber er liebt unseren kleinen Speicher, wie eines seiner 5 Kinder.“ Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab, und wünschte ihnen einen guten Appetit, als sich die Tür zum Schankraum erneut öffnete.

Ein großer, stattlicher blonder Mann trat herein, und blickte sich um. In Seiner Begleitung befanden sich noch drei weitere Burschen. Sein Haar trug er kurz. Kinn und Schnurrbart waren akkurat gestutzt. Auffällig waren seine blauen Augen. Ein Adliger ohne Zweifel, wie sie an der Kleidung erkannten. Die anderen mochten entweder Adlige oder reiche Sprösslinge von Kaufleuten und Händlern sein. Einzig die Tatsache, dass diese Begleiter sicher alle jünger waren, als ihr Anführer war ihnen gemein. Nach einem kurzen Nicken zum Wirt ging er zielstrebig auf eine Tür zu, die zu einem Hinterzimmer führte. Feixend folgten ihm seine Kameraden. Als er sie öffnete, konnten die beiden Nebachoten einen Blick erhaschen auf die Person, die sich dort bereits aufhielt. Ein Kaufmann könnte es gewesen sein, der bereits an einem Tisch saß, und sich erhob, als der Mann eintrat. „Quanion von Isenbrunn…!“ Schnell schloß sich die Tür, und die Wirtin verließ die beiden mit einer gemurmelten Entschuldigung. Ihr Gesicht hatte sich beim Eintreten des Mannes deutlich verdunkelt.

Eine Bewegung an der Tür ließ erneut ihre Köpfe herum gehen. Leise und zaghaft hatte sich die Tür geöffnet und eine kleine, zierliche Frau mit langem schwarzem Haar betrat den Raum. Mit ihr wurde ein angenehmer Geruch herein getragen, der an Rosen und Gewürze erinnerte. Angetan war sie in einen blauen Mantel, der sie völlig einhüllte. Einzig die zierlichen Füße steckten in für die Jahreszeit völlig unpassende Sandaletten. Sicher war sie nicht älter als 17 Götterläufe dennoch sah sie aus, als wüsste sie sehr wohl ihre Reize einzusetzen. Die Wangen waren gerötet und die ohnehin schon geheimnisvoll wirkenden Augen waren schwarz umrandet. Suchend blickte sie sich um. Kain wollte sich schon erheben und auf das Mädchen zugehen, wurde von einer kräftigen, älteren Hand wieder zurück auf seinen Stuhl gedrückt. „Heutä nicht!“ Raunte Kor’win den jüngeren Nebachoten an und widmete sich dann wieder seinem Essen.

Eboräus ging freundlich lächelnd zu ihr, und wechselte einige Worte, die jedoch nicht zu verstehen waren. Die Mimik und die Gesten ließen darauf schließen, dass sie jemanden suchte. Der Wirt wies deutlich unglücklich auf die Tür zum Nebenraum. Er hielt sie sogar noch kurz zurück, doch die junge Frau schüttelte ihn ab, wobei sacht ein Klingeln und Klimpern zu hören war. Mit geschmeidigen Bewegungen verschwand auch sie im Nebenraum. Aufgeregt rutschte Kain auf seinem Stuhl hin und her. Was mochte das Mädchen bei diesen Männern wohl wollen? Ein Seitenblick auf Kor’win machte ihm jedoch deutlich, dass von seiner Seite heute Abend keine Unterstützung zu erwarten konnte. Der ältere Nebachote würde es wohl vorziehen den Abend in Ruhe ausklingen zu lassen, um sich am nächsten Morgen recht früh auf die Jagd zu begeben. Also zählte er innerlich bis 12 und erhob sich dann gemächlich. „Muß mal.“ Raunte er Kor’win zu und begab sich dann nach draußen. Einige Gasthäuser hatten extra kleine Donnerbalken irgendwo auf dem Gelände errichtet, wo man halbwegs in Ruhe seinem dringenden Bedürfnis nachkommen konnte, doch hatte Kain auch kein Problem damit sein Wasser an irgendeinem Misthaufen abzuschlagen, solange dieser Misthaufen keinem Heiligen geweiht war, wie er schmunzelnd dachte.

Als er sich schließlich erleichtert hatte, ging er – fast beiläufig auf die Rückseite des Hauses, dorthin, wo er ein Fenster für den besagten Hinterraum vermutete. Eventuell konnte er ja etwas herausfinden


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