Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 12b
Heerzug wider die Finsternis – (K)eine Gefangene!
Dramatis personae:
- Burgolf von Alrichsbaum, Edler aus dem Kosch
- Halmdahl, Söldner
- u.a.
Wegfeld, 12. Rondra 1032 BF: Endlich waren sie durch die Bresche. Die Feinde hatten kurzen Widerstand geleistet, doch dann waren die Fußsoldaten aus Nimmgalfs Heer durch die Lücke gebrochen und hatten angefangen die Schützen zu überrollen, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten.
Auch Burgolf von Alrichsbaum und seine Mannen hatten sich an diesem Blutbad beteiligt. Es war kaum ein ausgeglichener Kampf gewesen, aber was zählte war das Ergebnis. Routiniert sah sich Burgolf um und sein Blick wurde auf zwei besser gekleidete feindliche Söldner gelenkt, die das Chaos nutzen wollten, um sich vom Schlachtfeld zu verdrücken. Zwischen den Häusern mochten sie eine Chance haben zu entkommen, doch Burgolfs Blick war die gute Machart ihrer Waffen und Rüstungen nicht entgangen. Mit einem barschen Ruf beorderte er seine Leute zu sich und sie stürmten den beiden hinterher. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, die beide in Plattenrüstungen gekleidet waren. Kurz drehten sie sich um, als sie hörten, dass sie verfolgt wurden, nur um sich noch mehr zu beeilen, als sie die Übermacht erblickten. Der Mann hinkte deutlich und so waren die Söldner schnell heran. Während Burgolf mit drei Kameraden weiterhetzte drückte sich der Mann an die Wand und versuchte sich die Gegner vom Leib zu halten. Einen unvorsichtigen Söldner traf er am Arm. Mehr konnte Burgolf nicht mehr wahrnehmen, aber die Schmerzensschreie des Mannes machten deutlich welcher Natur sein Schicksal war.
Die Verfolgte stürmte derweil in ein Seitengässchen und war kurz dem Blickfeld der Verfolger entzogen. Als Burgolf ihr folgte stand er mit seinen Gefährten auf einem kleinen Hof, der nur über zwei Hauseingänge zu verlassen war. Mit Zeichen verständigte sich die Gruppe und je zwei Leute drangen in eines der Gebäude ein. Vorsichtig betraten sie die Räume und sahen sich abwartend um. Es war recht dunkel im Inneren und man konnte kaum etwas erkennen. Es war keine Bewegung zu erkennen und Geräusche waren auch keine zu hören, zumindest keine, die zu der Flüchtenden gepasst hätten.
Burgolf und Reto drangen zügig in die Küche vor, als sie die Verfolgte erblickten. Sie hatte in den Schatten gelauert und trieb Reto ihr Schwert tief in den Bauch. Überrascht setzte Burgolf sich zur Wehr. Die Enge des Raumes verschaffte ihm mit seiner Axt einen erheblichen Nachteil und so suchte er sich mit seinem Schild so gut als möglich zu decken. Immer mehr Holz splitterte aus seinem Schild und er war froh, dass es sich um einen Schild aus guter Wengenholmer Eiche handelte. Schon spürte er die Wand in seinem Rücken. Weitere Ausweichmanöver wären kaum möglich, doch da gewahrte er seiner beiden anderen Kameraden hinter der Frau und kurz darauf lag die Kämpferin wimmernd am Boden und wurde von Halmdahl gefesselt, während Alma sich um den schreienden Reto kümmerte. „Na da haben wir aber einen feinen Fang gemacht“, knurrte Burgolf. Von Hirschfurten wird sich sicher freuen dich kennenzulernen fauchte er und spuckte der Frau ins Gesicht.
Nach der Schlacht führten die Koscher Söldner ihre Gefangene zu Nimmgalfs provisorisch eingerichtetem Hauptquartier. Der Baron organisierte gerade gemeinsam mit seiner Offizierin Tsaiane von Talbach die Wachdienste. Als die Neuankömmlinge von einem Unteroffizier der Reichsforster Liga angekündigt wurden, ließ sie vortreten und fragte sie nach dem Begehr. Burgolf meldete sich zu Wort: „Melde gehohrsamst, feindliche Söldnerin gefangen genommen.“ Auf einen Wink hin präsentierten zwei seiner Leute die verletzte Söldnerin. Nimmgalf musterte die Frau kurz. „Gute Arbeit! Sie scheint eine Unterführerin oder Weibelin zu sein. Möglicherweise hat sie noch ein paar Informationen für uns, die uns nützlich sein könnten.“
Nimmgalf besah sich die beiden Söldner näher. „Unter wessen Kommando dient ihr?“ Der Mann räusperte sich: „Unter meinem, mit Verlaub! Mein Name ist Burgolf von Alrichsbaum. Ich bin ein Edler aus der Grafschaft Wengenholm, und dies sind meine Getreuen.“ Nimmgalf schmunzelte. „Ich konnte bislang nicht jeden Freiwilligen näher in Augenschein nehmen, von daher muss ich mich entschuldigen, dass ich Euch zunächst für Söldner hielt. So ist es mir aber in jedem Fall lieber. Also dann, hoher Herr von Alrichsbaum, willkommen beim Heerzug wider die Finsternis.“ Er reichte ihm die Hand in Freundschaft.