Geschichten:Grauen am Darpat - Kein leichter Weg

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Dramatis Personae


Junkerngut Kaltengrund, 1. Rahja 1032 BF

Einen Moment senkte der Edelknappe seinen Blick betreten nach unten, denn der Geweihte hatte seinen wunden Punkt gefunden und berührt. Doch gleich darauf hob er den Kopf und sah sich um, ob auch kein Bediensteter im Raum oder hinter den Türen zu sehen und zu hören war. Er erinnerte sich an Leomaras Warnung, dass in diesem Haus selbst die Wände Ohren haben konnten.

„Bruder Alexis, ich werde Euch etwas sagen, worüber ich Euch bitte nicht mit Dritten zu sprechen. Ihr seid ein Ritter der Leuin und zudem ein geschätzter Ordensbruder, deswegen vertraue ich mich Euch an.“

Als er sprach, sprach er leise, doch in seinen Augen und der Stimme lag eine Festigkeit, die Alexis in dieser Form zuvor noch nicht bei Unswin gesehen hatte.

„Ich will nicht lange drum herum reden. Es geht um Ritterin Leomara von Isenbrunn. Sie und ich… wir haben zueinander gefunden. Es ist für mich, als hätte ich Jahre damit zugebracht im Arsenal ein Schwert für mich zu finden und plötzlich fällt mir die perfekte Klinge in die Hand, jene die nur für mich geschaffen wurde, die sich anfühlt wie eine natürliche Verlängerung meines Schwertarms. Ich…“ Unswin unterbrach sich als er merkte, dass er in Schwärmerei abzudriften drohte. „Ihr kennt meine Vergangenheit und Ihr wisst welche Taten mich zum Orden brachten um zu sühnen. Ich habe mich Leomara anvertraut wie Euch damals. Ich erwartete Ablehnung und Abscheu, doch fand ich Zuneigung und Verständnis. Im Gegenzug erzählte sie mir von ihrem Leben und wir fanden heraus, dass unsere Vergangenheit an uns beiden Narben hinterlassen hat, auf der Haut und auf der Seele. Wir haben uns gefunden, fühlen beide dass wir zueinander gehören und doch müssen wir fürchten keine gemeinsame Zukunft zu haben.“

Ein Klappern aus der Küche ließ den Novizen aufschrecken doch da sich an der Tür nichts tat fuhr er fort. „Leomara hat mir anvertraut, dass ihr Bruder sie gegen ihren Willen mit irgendeinem reichen Händler vermählen will um seinen Profit aus der Verbindung zu ziehen. Ihr Vater, der Vogt, sucht ebenfalls nur seinen eigenen Vorteil. Solange ich in seinen Augen nur ein einfacher Edelknappe und Novize des Ordens bin, wird es mir trotz meiner edlen Abstammung kaum gelingen als vorzeigbarer Gatte seiner Tochter aufzutreten. Leomara und ich haben uns geschworen einen Weg aus diesem Problem zu finden. Ich weiß, dass sie es in meiner Abwesenheit schwer haben wird sich weiterhin dem Willen ihren Vaters und ihres Bruder entgegenzustellen. Deswegen ist es mir trotz meiner Abneigung die ich zurzeit gegen die Nebachoten hegen mag sehr lieb, dass die Möglichkeit besteht nach unserer kommenden Aufgabe in diese Lande zurückzukehren. Ich bete zur Herrin Rondra, dass sie mir die Kraft geben möge die kommenden Prüfungen zu meistern und bitte Frau Travia, dass sie gnädig auf zwei Liebenden herabschauen mag.“

Als er geendet hatte bemerkte er erst, dass er noch immer einen Teil des Apfelstückes in der Hand hielt das Alexis ihm zuvor gereicht hatte. Während er auf die Antwort des Geweihten wartete fing er an daran zu knabbern um seine Nervosität zu beruhigen. Auch wenn er auf Verständnis hoffte, so war ihm doch bewusst, dass sein Ordensbruder sicherlich auch jene Komplikationen im Sinn hatte, an die zu denken Unswin bisher nicht gewagt hatte.

Alexis lehnte sich zunächst zurück und dachte über das eben ihm anvertraute nach. Er musste nicht bestätigen, dass er das Geheimnis für sich behalten musste, denn das wusste Unswin bereits.

„Wahrlich, eine schwere Prüfung.“ Der Blick des Geweihten fand wieder den des Novizen.

„Ich denke, dass Du den rechten Weg finden wirst. Denn bleiben wir einmal bei Deinem Vergleich. Du hast die perfekte Klinge für Dich gefunden, doch hats noch nicht die nötigen Mittel um sie Dir leisten zu können. Was würdest Du also tun? Sie stehlen? Wohl kaum. Sie zurücklegen, zu den Göttern beten, dass sie noch da ist, bis Du zurückkommen kannst? Wohl eher. Sicher, dies ist nicht der leichte Weg, doch ist es unser Weg, mein Freund.“

Der Novize nickte zu diesen Worten, auch wenn ihm das nicht leicht fiel. Denn so zu handeln könnte bedeuten, dass er Leomara verlieren würde.Trotzdem blieb ihm kaum etwas anderes übrig. Sie zu ‚steheln’ wie der Geweihte es ausdrückte, war sicherlich keine erstrebenswerte Lösung und kein Weg den Unswin beschreiten wollte. Da war Praios vor. Dennoch hoffte er, dass sich noch vor ihrer Abreise eine befriedigende Lösung ergeben würde.

„Ich habe in meinem Leben nur selten den leichten Weg gewählt. Das mag der Grund sein warum ich trotz meiner Taten in der Vergangenheit noch immer Hoffnung auf mein Seelenheil haben darf. Ich werde beten und weiter nach einer gangbaren Möglichkeit suchen diese Angelegenheit zu klären ohne die Ehre der Beteiligten zu beschmutzen.“ 


„Seid dabei immer wachsam Bruder, denn vielleicht bedarf es derer irgendwann mehr als Gebete.“

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