Geschichten:Machtgeflüster Teil 2

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Teil 2:Machtgeflüster


Leihenbutt: Simiona genoss die leichte Frühlingsbrise in den letzten Tagen des Perainemondes, während ihr Mann Nimmgalf in die Schlacht gegen den Feind aus dem Osten geztogen war. Obwohl es heute die meiste Zeit geregnet hatte, war sie recht guter Dinge. Von den Zinnen von Burg Leihenbutt hatte sie eine hervorragende Sicht über das weite Land. Ihr Land. Es war herrlich, herrschen zu können, und sie genoss jeden Augenblick davon.

Plötzlich nahmen ihre scharfen Augen einen Punkt am östlichen Himmel war, der näher zu kommen schien. Gespannt verfolgte sie seine Flugbahn und erkannte schon bald einen Vogel in der Größe einer Koschammer? Nein, wohl eher einer Taube. Eine Taube? Eine Brieftaube! Simiona begriff sofort.

„He`, I`r da!“ rief sie auf den Burghof herab und deutete gen Osten. „Wer mir die Botschaft bringt, die dieser Vogel trägt, er`ält eine Belo`nung! Isch erwarte sie im Kaminzimmer.“

Aufgeregt lief sie die Treppe hinab und betrat den Salon des Palas. Sie setzte sich in den großen Polstersessel, schlug die Beine übereinander und wartete. Es dauerte nicht lange, da kam der Page Praiowin mit der Botschaft der Brieftaube herein. „Um Vergebung, Herrin! Ich bringe die Botschaft der Taube.“

„Na los, bring sie mir!“ Vorsichtig näherte sich der Page. Mit einem Ruck riss Simiona sie ihm aus der Hand, entfernte die kleine Kordel und entrollte das Stückchen Pergament.

Darauf standen nur zwei hastig geschriebene Worte: MISSION GESCHEITERT!

Simiona lies den Zettel sinken und starrte eine Weile ins Leere. Das konnte, nein, das durfte nicht wahr sein. Sollte alles umsonst gewesen sein? Der ganze Aufwand der letzten Wochen, die ganze Arbeit? Als sie die sechs jungen Männer und Frauen losgeschickt hatte, um vorsichtig erste Kontakte zu den mächtigen Köpfen der dunklen Reiche zu knüpfen, hatte sie vor allem auf selbstbewusste, fähige und in solchen Dingen versierte Mietlinge geachtet. Selbst ein Magier von der Fasarer Al’Achami und ein Halbelf waren darunter gewesen. Doch nun sah es ganz so aus, als ob ihr Unternehmen gescheitert und ihre Leute irgendwo in der Warunkei verschollen wären. Sie waren vermutlich gefangen, getötet oder vielleicht sogar zu Untoten gemacht worden. Ach hätte sie doch erneut auf Bartholomäus Hilfe zurückgegriffen. Um die Leute scherte sie sich nicht, sie hatten schließlich versagt. Viel schlimmer hingegen war der Verlust der beträchtlichen Ressourcen, die dieses Unternehmen verschlungen hatte. Allein die enormen Summen an Belohnungen und Bestechungsgeldern betrug schon ein kleines Vermögen, von der Ausrüstung ganz zu schweigen. Nimmgalf konnte sie zwar einiges erzählen, aber dumm war er schließlich auch nicht. Er würde schon genauer wissen wollen, was mit seinem Gold passiert ist. Wie sollte sie ihm diesen Verlust nur klar machen, wenn er zurückkäme? Er war fast zum Verzweifeln.

Sie hasste es einfach, wenn die Dinge nicht so liefen, sie sie sich es gedacht hatte. Und wo bei allen Niederhöllen sollte sie neue und vor allem bessere Leute herbekommen? Als sie so vor sich hin sinnierte ergriff der Page Praiowin schließlich vorsichtig das Wort:

„Nochmals um Vergebung, Herrin, aber Ihr sagtet etwas von einer Belohnung?“ fragte der Page vorsichtig. Simiona blickte ein wenig irritiert auf.

„Ach ja, die Belo`nung. Ge` zur Köschin und sag i`r, sie soll der Taube den `als umdre`en, sie rupfen, ausne`men und zubereiten. Was nach meinem Abendessen davon noch übrig ist, sollst Du bekommen.“ Sie lächelte den Pagen an, ohne wirklich zu lächeln. „Er kann sisch nun entfernen!“ Praiowin nickte nur und verließ etwas enttäuscht den Salon.


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