Geschichten:Schmuggel in Greifenfurt - Wut

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Gut Hagenbronn, Mitte Rahja 1033 BF


»Was?« Bernfried von Hagenbronn glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, und nicht im gleichen Atemzug schleuderte der den irdenen Weinpokal zu Boden, so dass dieser in etliche Stücke zersprang und sich der rote Wein gleich dunklen Blutes über die Dielen der Gutsstube ergoß. »Was bildet sich dieser dahergelaufene Orkabkömmling eigentlich ein? Aber ist ja klar, von Stand und Ständen hat man in Greifenfurt ja noch nie viel verstanden«.

Schnaufend ließ sich der Junker von Hagenau wieder in seinen gepolsterten Lehnstuhl fallen.

Growin Allensfeld, der auf dem Gut als Verwalter, Schreiber und was nicht noch alles diente, stand noch immer mit pflichtbewusst bedrückter Miene und leicht gebuckelt vor seinem Dienstherrn, wagte jedoch kein weiteres Wort zu verlieren. In weiser Voraussicht hatte er die Nachricht entgegengenommen und den Boten des Keilholtzers umgehend wieder von dannen geschickt; für jenen war dies wahrscheinlich besser. Nun hatte er zwar in den sauren Apfel zu beißen, aber er konnte ja immerhin nichts dafür. Und die Wutausbrüche seines Herrn, die zwar nicht allzu häufig, dafür aber umso heftiger vorkamen, kannte er zu genüge, um damit umgehen zu können.

Der Junker schnaufte immer noch vor Wut; schließlich beugte er sich vor, langte nach dem Weinkrug auf dem Tisch und setzte diesen in Ermangelung eines intakten Bechers an. Etliche Schlucke rannen seine Kehle hinunter, bis er den Krug krachend wieder absetzte. Sein Zorn war nicht wirklich verraucht, aber er wusste sich zu zügeln.

»Allensfeld, sendet ein paar man zu diesem Greifenfurter Gernegroß. Sie sollen den Leichnam meines Sohnes abholen, damit er hier standesgemäß in heimatlicher Erde bestattet werden kann und nicht in greifenfurter Orkenmatsch verbuddelt wird. Schick eine Handvoll, nicht unbewaffnet, sicher ist sicher; doch sie sollen sich in keine Scharmützel verwickeln lassen.« Mit einem Wink bedeutete er Growin, sich zu entfernen; eine Aufforderung, welcher der Verwalter nur zu gern nachkam.


Kaum das sich die Türe geschlossen hatte, griff Bernfried wiederum zum Weinkrug und setzte ihn an die Lippen. In kleinen Schlucken trank er und sann darüber nach, wie es dazu hatte kommen können. Sicher, er selbst war auch kein unbeschriebenes Blatt und hier in der Wildnis des Waldsteiner Nordens nur oft genug sein eigenes Gesetz. Auch Helmbrecht, sein Erstgeborener, war das keine Ausnahme; er hatte seinen eigenen Kopf und musste wissen, was er tat. Auch wenn es Schmuggel war…

Aber dass dieser Greifenfurter Orkenbaron gleich kurzen Prozeß gemacht hatte mit seinem Sohn, dass ging nun wirklich zu weit….

Ein tiefer Zug aus dem Krug spülte die letzte Wut davon.

»Rache ist ein Gericht, das am besten Kalt serviert wird«, kam Bernfried von Hagenbronn ein altes Sprichwort in den Sinn. Am besten traf es sich, wenn solche Rache unerwartet kam. Es hieß also, sich in Geduld zu üben, irgenwann würde sich eine Gelegenheit finden. Den Rest des Weinkruges leerte er in einem Zug.


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