Geschichten:Die Faust des Grafen - Probleme allenthalben

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Festung Feidewald, Mitte Phex 1031 BF


Werdomar schaute von seinen Unterlagen auf, als es an der Türe klopfte. „Herein!“ Die junge Perdia betrat das Zimmer. Die junge, schmal gebaute Frau blickte verunsichert. Werdomar schaute sie fragend an, doch schwieg sie beharrlich.

„Was gibt es, Perdia?“ Die Frau musste sich kurz sammeln, ehe es aus ihr heraus platzte: „Die junge Göttin hat meinen Schoss gesegnet.“ Die Miene Werdomars verzog sich kein bisschen. „Meine Glückwünsche!“ sprach er und fragte sich innerlich, weshalb diese Gans dies ausgerechnet ihm mitteilte. Soweit er wusste, hatte er das Lager nicht mit dieser jungen Zofe geteilt.

„Seine Hochwohlgeboren ist der Vater!“ sprach Perdia weiter. Werdomars Kinnlade klappte kurz nach unten, ehe er sich wieder fassen konnte. „Bist du dir da sicher? Ich meine, gibt es nicht noch andere Männer, mit denen du das Lager geteilt hast?“ - „Nein, Euer Hochgeboren.“

Werdomar atmete kurz durch. Er erhob sich langsam, schritt zu der jungen Frau und nahm sie in den Arm, um sie behutsam nach draußen zu führen. „Nun, Perdia, ich denke, dass du davon noch keinem erzählen solltest. Ich werde den Grafen bei Gelegenheit unterrichten. Sei unbesorgt, für dich und das Kind wird gesorgt.“ - „Ich danke Euch, Euer Hochgeboren. Versichert dem Grafen meine Liebe.“ - „Das werde ich!“

Werdomar schritt im Zimmer auf und ab. Diese Situation war bedenklich. Kurz entschlossen machte er sich auf, den Grafen aufzusuchen. Er fand ihn im Arbeitszimmer, wo er sich gerade von einer Zofe ankleiden ließ und dem Schreiber Perval einen Brief diktierte. „Werdomar! Tritt doch ein!“ sprach Geismar.

Werdomar setzte sich auf einen Schemel und sah zu, wie sich Geismar in einem Spiegel begutachtete. Geismar wandte sich ohne sich zu Werdomar umzudrehen an diesen. „Ich bin gerade dabei, einen Brief an die Adligen Garetiens zu den Ereignissen auf Burg Reinherz zu formulieren.“ Werdomar zog eine Augenbraue hoch. „Ich kann nicht tolerieren, dass Fanatiker die Politik Garetiens bestimmen.“

Werdomar blieb skeptisch. „Nun, es ist ohne Zweifel eine kritische Situation.“ Geismar hob den Zeigefinger. „In der Tat! Es ist an der Zeit, das Szepter des Handelns zu ergreifen!“ Werdomar schaute auf. „Können wir unter uns reden?“ Mit einem Wink beorderte Geismar den Schreiber und die Zofe nach draußen.

„Also, was gibt es?“ fragte Geismar. Werdomar erhob sich. „Eure Zofe Perdia war gerade bei mir. Sie erwartet ein Kind.“ Geismars Gesichtsausdruck war bewegungslos. „Kümmere dich um das Problem!“ sprach er tonlos. Werdomar nickte.

„Und wo wir gerade bei Problemen sind: Hat sich der Schwingenfelser hierher bequemt, wie ich es gefordert habe?“ - „Nein, mein Graf!“ Geismar schritt im Raum auf und ab. „Ich missbillige, dass sich meine Gefolgsleute nicht an Abmachungen halten.“ Werdomar hob beschwichtigend die Hände. „Nun, es gab für ihn immer gewisse Probleme.“ - „Probleme?“ unkte Geismar. „Ich habe ihn mehrfach aufgefordert, sich nach Feidewald zu begeben. Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass er sich offen für alle gegen mich gestellt hat. Ich mag es toleriert haben, aber seit dem Herbst habe ich ihn immer wieder aufgefordert, sich zu verantworten.“ Werdomar schnaufte. „In der Tat waren seine Handlungen nicht glücklich.“ Aus Geismars Augen troff Verachtung. „Jetzt ist Schluss! Ich werde der Welt zeigen, was ich mit untreuen Vasallen mache.“ Werdomar horchte auf. „Was habt Ihr vor?“ - „Welche Gefolgsleute haben wir aktuell, die ihre Treue noch nicht unter Beweis gestellt haben?“ Werdomar schnaufte erneut. Geismar grübelte kurz. „Wie wäre es mit den Grabandts?“ - „Durchaus möglich!“

Geismar klatschte in die Hände. „Sehr gut! Bestell sofort Ulmenbert von Grabandt hierher! Und sprich mit diesem Almadaner Seargenten. Ich will diesen Boraccio D'Altea ebenfalls hier haben.“ Werdomar wirkte irritiert. „Darf ich fragen, was Ihr vorhabt?“ Geismar schenkte sich ungerührt Wein ein. „Ich gebe die Antwort, welche sich der Schwingenfelser verdient hat. Triff alle Vorkehrungen!“ Werdomar erhob sich langsam. „Wie Ihr befehlt!“