Geschichten:Aktuelles in Schnayttach

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Version vom 20. Juni 2007, 11:38 Uhr von Hartsteen (D | B)
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Abends, am Kaminfeuer in Burg Schnayttach...

Da ich alle Kerzen gelöscht hatte und die Flammen des Kaminfeuers die einzige Lichtquelle in unserer Kemenate war, blieb der größte Teil des Raumes im Dunkeln. Nur unsere Sessel, die wir nah nebeneinander vor den Kamin geschoben hatten und das Gemälde "Sommer im Bornland" kamen in den Genuss der Beleuchtung.

"Also wirst Du bleiben, mein Herz?"

Ich schreckte aus der Betrachtung des Gemäldes, welches mein Gemahl von seiner letzten Reise in seine Heimat mitgebracht hatte, auf und sah ihn an. Die Schatten der Flammen spielten einen heiteren Tanz auf seinem Gesicht. Er starrte ins Feuer und erschien in irritierender Art und Weise auf einer geistigen Reise zu sein. Doch ich kenne Elrigh sehr genau und wusste, was in ihm vorging.

"Ja, mein Liebster", antwortete ich, "die Zwillinge sind zwar alt genug für den kurzen Ausritt nach Dergelstein, aber Du weißt genau, dass die Bauern in großer Sorge sind und es besser wäre, wenn einer von uns Beiden hier bliebe, um ihnen Aufmunterung und Rat zu geben."

Ich wusste genau, was ich sagen musste, denn dieses Streitgespräch hatten wir schon den ganzen Tag über geführt. Und weitaus hitziger am Tag davor.

Elrigh seufzte und wandte den Kopf, um mich anzusehen.

"Also gut. Du gewinnst." Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. "Wie immer." fügte er liebevoll hinzu und beugte sich herüber, um mir einen innigen Kuss zu geben.

"Ich weiß noch nicht", meinte er in ernstem Tonfall, "ob Gernot mich begleiten wird. Der Bau der Wehrburg Pilzhain ist fast abgeschlossen, aber die Tobrier werden unruhig."

Mein Blick wanderte zum Feuer. Natürlich. Die Stürme im letzten Monat und die anhaltende Dürre hatte die Ernte sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Nahrungsmittel wurden knapp und die tobrischen Umsiedler bekamen dies als Erste zu spüren.

"Ich werde morgen nach Pilzhain reiten und ihn fragen." Die Stimme meines Gemahls riss mich erneut aus meinen beginnenden Grübeleien. Ich war einfach müde nach diesem harten Tag.

"Dann kannst Du ihn gleich fragen, was er von der Idee mit dem Siegestempel hält." antwortete ich und erkannte sofort, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Die Art, wie Elrigh die Stirn in Falten legte und die Augenbrauen zusammenzog lies mich erkennen, dass er immer noch aufgebracht war. Innerlich wappnete ich mich für die jetzt folgende Tirade.

"Siegestempel." Er schlug mit der Faust auf die Sessellehne.

"HA!" schnauzte er.

"Monumente, Denkmäler, Standbilder und Statuen! Sind Tausende von Grabsteinen und Boronsrädern nicht genug Ermahnung und Erinnerung? Ist der Feind nicht immer noch an unsrer Grenze, um uns daran zu erinnern, dass wir nichts weiter erreicht haben, als einen Waffenstillstand? Erst wenn der Letzte..."

Ich fiel ihm ins Wort. "... der Letzte Borbaradianer von Dere verschwunden, der letzte Answinist wieder nach Rulat verfrachtet und Maraskan wieder Kolonie des Mittelreichs ist, haben wir gewonnen. Ich weiß, Liebster."

Er verschränkte die Arme und schmollte vor sich hin.

Bei diesem Anblick konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Manchmal war er wirklich wie ein trotziges Kind. Aber er hatte ja durchaus Recht.

Es war ein heikles Thema und Inhalt vieler hitziger Streitgespräche, die mein geliebter Gemahl in den letzten Wochen geführt hatte. Die Lage in der Mark war äußerst gespannt. Nicht nur die Ernte Schnayttachs war in Mitleidenschaft gezogen worden, nein, allerorts in greifenfurtschen Landen wurden die Nahrungsmittel verdammt knapp. Zwar waren die Greifenfurter einiges gewöhnt, vor allem aus den Jahren des Orkkrieges, aber natürlich behagte niemandem der Gedanke wieder hungern zu müssen. Und mir behagte der Gedanke nicht, erneut Gräber für Kinder, Alte und Kranke schaufeln zu müssen.

Ich warf einen sorgenvollen Blick ins Dunkel neben mir, auf die Tür, hinter der unsere Kinder friedlich schliefen. Sie würden keinen Hunger leiden müssen. Die Vorräte der Burg würden auch bei knapper Einteilung locker bis zum nächsten Sommer reichen. Aber Herr Boron würde andernorts umhergehen. Das war sicher.

In einer solchen Zeit der klar erkennbaren Not sollte man alles Geld in Nahrung und nicht in goldverzierte Tempel stecken.

"Ich bin müde." Mit diesen Worten erhob er sich.

"Dann lass uns zu Bett gehen."

Auch ich stand auf und versuchte das Lächeln zu verbergen, welches mein Gesicht zierte. Aber er hatte es längst gesehen und seine Mimik hellte sich auf, als er mich in die Arme schloss und an sich drückte.

"So müde auch wieder nicht", brummte er und küsste meinen Hals, während seine Hände über meinen Rücken wanderten.


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Autor: H. Eberle


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