Geschichten:Die Saat der Vergeltung

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Version vom 28. Juni 2012, 08:31 Uhr von Hartsteen (D | B)
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Seufzend hob der Pfalzgraf von Wetterfels seinen Pokal und trank gierig einige Schlucke.

„Welcher räudige Ork hat den diesen Trank denn in unseren Keller gelassen? Das Zeug schmeckt ja widerlich! Man könnte meinen, das Gesöff würde aus getrocknetem Pferdemist gewonnen!“

Angeekelt schob Bernhelm den Pokal zur Seite und verzog das Gesicht. Er verzichtete darauf den Mundschenk zu rügen, dass würde er sich für später aufheben. Sein Laune besserte sich als der Geruch von frischem Braten in seine Nase stieg. Eine Küchenmagd trug eine Platte mit dampfendem Fleisch auf.

Schweigend beobachtete der immer noch angeschlagene, aber dennoch wieder erstarkte Junker von Firunshöh das Mahl seines Herrn. Er durfte dem Grafen stets beim Essen Gesellschaft leisten, sofern er auf des Grafen Pfalz weilte.

„Der Medicus hat ganze Arbeit geleistet, mein lieber Radulf,“ schmatzte Bernhelm.

„In der Tat, mein Herr. Ich hatte noch einmal Glück – ich hörte Golgaris Schwingen bereits über mir.“

Bernhelm wischte sich die fettigen Finger an seinem aufgebauschten Ärmel ab und blickte seinen Untergebenen an.

„Zu schade nur, dass Ihr den Bastard von diesem nebachotischen Torfkopf nicht zu Boron geschickt habt. Dann hätte dieser Barbar aus Brendiltal bestimmt gänzlich die Fassung verloren und angegriffen. Die Belagerung meiner Burg hätte sicherlich für einigen Aufruhr und den Untergang dieses plumpen Schlächters und seiner Kumpane gesorgt. Außerdem hätten meine Söldner dann einen Grund gehabt dieses Gesocks zu spicken!“

Radulf räusperte sich leise. „Das mag stimmen, mein Herr, dennoch bin ich dankbar, den Sohn des Barons von Brendiltal nicht getötet zu haben, da mein Leben sonst sicherlich auch verwirkt gewesen wäre.“

Dieser Einwand schien den Grafen nicht sonderlich zu interessieren.

„Berichtet uns Radulf, wie steht es mit den Spitzeln?“

Der Junker straffte sich und faltete die Hände. „Nun, ich habe mich umgehört und ein paar Leute gefunden, die ihrerseits wieder Leute kennen, die uns nützlich sein könnten. Ganz wie Ihr befohlen habt.“

Grinsend steckte Bernhelm sich ein Stück Schwarzbrot in den Mund und kaute herzhaft. „Sehr gut. Wir müssen alles über unsere Feinde wissen. So lange diese... diese Pulethaner,“ der Graf spie das Wort förmlich aus, so dass einige Brocken halbzerkauten Brots auf dem Tisch landeten, „uns nach dem Leben trachten, müssen wir sehr vorsichtig sein.“

Die sich über die Tischplatte nähernden Essensreste ignorierend, fuhr der Junker fort. „Da habt Ihr allerdings Recht. Unser Freund aus Greifenfurt hat mir bereits geschrieben, dass er uns gerne einige Informationen über den Baron von Dunkelsfarn und den Junker von Breitenhof zukommen lässt.“

„Prächtig. Das nennen wir einen guten Anfang!“

Die Diener räumten die Tafel ab, nachdem ihr Herr gespeist hatte und eine der Mägde brachte eine dampfende Schale, in der sich ein Stück Hönigkuchen befand. Verträumt seufzend sog der Graf den Duft des süßen Backwerks ein. Er liebte Leckereien und Süßigkeiten über alles, was seine Zähne auch schon zu spüren bekamen.

„Wisst Ihr, lieber Radulf, wir hörten, dass man im vermaledeiten Horasreich sogar Schokolade zum Trinken kennt? Wir würden unseren kleinen Finger für nur eine einzige Tasse geben!“

Während Radulf lächelte, schaufelte Bernhelm ein Stück des frischen Kuchens auf seinen silbernen Löffel und riss den Mund weit auf, um den großen Brocken hinein zu schieben.

Auf einmal verzog Bernhelm das Gesicht zu einer Grimasse und kniff die Augen zusammen. Der Junker von Firunshöh meinte ein Knirschen vernommen zu haben. „Was ist, mein Herr?“

Leicht würgend zog Bernhelm von Wetterfels einen kleinen metallischen Gegenstand aus dem Mund und schluckte dann die Reste des Nachtischs herunter.

Er besah sich den Gegenstand genau und erkannte einen breiten silbernen Ring, auf dem ein schwarzer, zum Sprung ansetzender Panther zu sehen war. Ein Symbol Kors, des blutigen Sohnes der Göttin Rondra.

Wütend sprang er auf. „Diese dreisten Hunde! Dieses unverschämte nebachotische Pack!“ Völlig verblüfft sah der Junker von Firunshöh mit an, wie der Pfalzgraf wild zeternd aus dem Saal stürmte. Er erhob er sich so schnell seiN Zustand es zuließ und folgte seinem Herren.

Bernhelm lenkte seine Schritte geradewegs in Richtung der Küche. Alle Bediensteten, die er auf dem Weg dorthin traf, verneigten sich tief, doch der Graf beachtete sie gar nicht.

Zornig riss er die Tür zur Küche auf und schrie: „Wer hat den Kuchen gebacken?“

Alle Mägde und Knechte zogen sofort die Köpfe ein und wichen zurück. Bernhelm packte den Koch, einen gut genährten Mann Mitte Vierzig, mit wallendem braunen Bart, und schüttelte ihn. Dieser war völlig überrumpelt. „Aber, mein Herr! War etwas nicht zu Eurer Zufriedenheit?“

„Hat er den verdammten Kuchen gebacken?“ fauchte Bernhelm.

Radulf erschien in der Tür, als der Koch gerade auf einen seiner jüngeren Gehilfen deutete. Sofort ließ Bernhelm von seinem Leibkoch ab und packte den jungen Mann am kurzen Schopf. Anklagend zeigte der Pfalzgraf dem Lehrling den Ring.

Tjalmar, der Gehilfe, zitterte vor Angst und wusste überhaupt nicht, was der Graf von ihm wollte.

„Er hat also den Kuchen gebacken, den wir eben vorgesetzt bekamen.“

„Ja, ja... Herr Graf,“ stotterte Tjalmar eingeschüchtert.

„Woher hat er diesen Ring?“ Bernhelms dunkle Augen glitzerten bedrohlich.

„Von einem solchen Ring weiß ich nichts, Gebieter. Ich habe ihn noch nie...“

„Schweig, elender Lügner!“ fuhr der Graf ihm dazwischen. Er schleuderte den jungen Mann wuchtig gegen die Wand, auf dass einige Pfannen von ihren Haken sprangen und auf den Jüngling herab prasselten.

Mit starkem Griff zerrte Bernhelm Tjalmar wieder auf die Beine und schmetterte seine Faust ins rundliche Gesicht des Knechtes. Ächzend ging dieser erneut zu Boden, zwei blutige Ströme liefen aus seinen Nasenlöchern. Die rechte Hand Bernhelms glitt zu seinem Gürtel und zog den Dolch, den er dort trug. Als die blanke Klinge zum Vorschein kam, ging ein erschrockenes Keuchen durch die Bediensteten, die tatenlos mit ansahen, wie ihr Herr Tjalmar verprügelte.

Junker Radulf fasste seinen Herrn am Arm und hielt ihn zurück. „Haltet bitte ein, mein Herr. Wenn dieser Kerl hier tatsächlich etwas damit zu tun hat und ein Scherge unserer Feinde ist, dann werde ich es heraus finden.“

Die Wut kochte noch immer in Bernhelms Eingeweiden, aber er wusste, dass sein Dienstmann Recht hatte. Tot konnte Tjalmar nicht mehr reden.

„In den Kerker mit ihm! Sofort!“

Der Graf machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Küche, während Junker Radulf den Lehrling packte und auf die Beine zog.

Nachdem der Junker von Firunshöh die Küche mit dem Gefangenen verlassen hatte, begannen die Bediensteten zu tuscheln, doch der Koch hielt sie schnell wieder zur Arbeit an.

Lediglich Branwin, der Küchenjunge, grinste breit und schlüpfe schnell aus dem Raum. Er versicherte sich noch einmal, dass die zwei goldenen Dukaten, die der Fremde ihm gegeben hatte, noch immer in seinem Beutel waren. Es würde bestimmt noch mehr Gold geben, wo dieses her kam. Das hatte der Fremde zumindest gesagt.


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Texte der Hauptreihe:
25. Ron 1027 BF
Die Saat der Vergeltung


Kapitel 1

Autor: Thomas B.