Geschichten:Abends im 'Vinsalter Garten'

Aus GaretienWiki
Version vom 10. September 2013, 14:43 Uhr von Kristofer (D | B)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Es war ein lauer Efferdabend und die Tische unter den Kastanien und Weinlauben waren gut besetzt, als Sequin von Weidenhoff der Wirtsgarten betrat. Die Taverne 'Vinsalter Garten' war bei den Gutbetuchten Gareths überaus beliebt. Die Weinauswahl war exquisit und die Speisen erlesen – liebfeldisch genug fürden Reiz des Exotischen aber nicht zu Ausgefallen, für den bodenständigen Kaisermärker. Weder Küche noch Preise konnten mit dem aventurienweit berühmten 'Seelander' mithalten,doch die Taverne 'Vinsalter Garten' gehörte zu den erleseneren Adressen Gareths. Sein Vetter trumpfte ganz schön auf.

„Sequin, da bis du ja endlich! Wir haben schon auf dich gewartet.“

Bei diesen Worten hatte sich Cyberian von seinem Platz erhoben und kam nun auf Sequin zu, um seinen etwas überrumpelten Verwandten jovial in die Arme zu schließen. Noch vor ein oder zwei Monden hätte Sequin eine solche Geste von seinem Vetter nicht im Traum erwartet, doch inzwischen schien sich da einiges geändert zu haben.

An Cyberians Tisch saß eine junge Dame von vielleicht zwanzig Wintern, gekleidet in ein dunkelblaues Wams und dunkelbraune Reithosen. Die roten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, die sommersprossigen Wangen waren leicht gerötet. Sequin wagte es zu mutmaßen, dass der Inhalt der inzwischen fast geleerten Kristalkaraffe auf dem Tisch dafür verantwortlich war. Dennoch, als sie sich erhob um seine Begrüßung zu erwidern, war ihre Stimme klar und die blauen Augen blitzten neugierig.

„Hoher Herr, euer Vetter meinte, dass ihr so freundlich wart die Bücher und Rechnungen der Herrschaft Bleusingk zu prüfen. Dafür meinen tiefsten und aufrichtigsten Dank. Doch Cyberian meinte auch, ihr hättet beunruhigendes gefunden?“

„In der Tat, Wohlgebohren, ich fürchte, eure Bücher werfen kein all zu gutes Licht auf euren Herrn Verwalter...“

Die Augen der jungen Ritterin verengte sich, dennoch wirkte sie eher wütend als skeptisch oder gar überrascht auf Sequin.

„Etwas derartiges hatte ich befürchtet … aber wie...“

„Wie das von statten ging, Wohlgebohren? Das kann ich euch gerne erläutern.“

Sequin ließ sich auf den Stuhl gegenüber seines Vetters und der Ritterin von Bleusink sinken und füllte sich ein Glas aus der Karaffe, bevor er seine Aufzeichnungen hervor holte und begann.

„Nun Wohlgebohren, euer werter Herr Runkelhals ist kein Stümper. Es braucht schon einiges Fachwissen um ihm auf die Schliche zu kommen, glücklicherweise habe ich so meine Kontakte. Seht zum Beispiel einmal hier: 1031 Phex, 1032 Peraine, 1033 Ende Tsa, 1034 Phex und so weiter ein mehrere Dukaten für neue Stöcke, an denen der Wein emporwachsen soll. Die Stöcke sollten doch eigentlich wesentlich länger halten, möchte man meinen. Und was geschah mit den alten Stöcken? Kein Hinweis darauf. Oder hier 1033 Einbruch der Abgaben in barer Münze und Einnahmen durch Weinverkauf. Runkelhals geruhte dies in einem persönlichen Vermerk zu erläutern: 'Schlechtes Jahr'...“

„Aber 1033 war doch in der Tat ein schlechtes Jahr, mit Sturzbach artigem Regen im Efferdmond?“, schaltete sich Cyberian ein.

„Ja ja, schon richtig Vetter. Und dass die Sachabgaben zurückgingen wundert mich auch nicht. Reben pflegen bei so etwas einzugehen, aber doch der Durst der Kaiserstadt nicht! Ich persönlich habe in diesem Jahr ein kleines Vermögen mit almadaner Fusel gemacht, auf dem ich im Vorjahr sitzen geblieben bin, so sind die Preise in die höhe geschossen...


Als Sequin seinen Bericht beendet hatte, waren zwei Stunden, drei Portionen Vinsalter Wildpfeffer und zwei weitere Karaffen roten Liebfelders gekommen und gegangen. Die junge Bleusingkerin wirke schockiert, eine steile Falte war auf ihrer Stirn entstanden.

„Also mehrere hundert Dukaten in den letzten paar Jahren? Das ist ja fast ein Jahresertrag! Aber was hat Runkelhals, was hat er mit dem ganzen Geld gemacht?“

„Verlebt, in Gareth investiert... Ich weiß es nicht Wohlgebohren. Aber wenn ich sage, dass eure Herrschaft in den letzten Jahren einen guten dreistelligen Dukatenbetrag verloren hat, dann heißt das nicht nur an euren Verwalter. Denkt etwa an die Pachteinbrüche von 1033, davon profitieren vor allem eure Untertanen...“

„Ja er ist immer beliebter geworden. Das fiel mir auch schon auf. Er hat sich die Untertanen meiner Mutter gekauft und dann auch noch mit ihrem Geld.“

„Jetzt eure Untertanen, Jendwina“, warf Cyberian ein: „Mit eurem Geld...“