Geschichten:Ein neuer Staatsrat - Neujahr: Es ist offiziell

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Die Sommersonne lachte in das Zedernkabinett. Eben erst war sie aufgegangen, doch die Vöglein im Garten der alten Residenz, der übrigens nicht mehr so gut gepflegt wie ehedem, als der Gärtner noch unter Beobachtung stand, begrüßten das Praiosrund bereits aus vollen Kehlen.

Am runden Tische saß allein Seine Edelhochgeboren Oldebor von Weyringhaus, Burggraf der Raulsmark. Da nämlich der Ochsenbluter Burggraf gen Ferdok gereist war, oblag es dem Raulsmärker, dem Paneel der Burggrafen vorzustehen. Und in dieser Eigenschaft hatte ihn heute noch vor dem Sonnenaufgang ein Billet erreicht, er möge sich unverzüglich in die Alte Residenz verfügen.

›Das kann nur bedeutenb, dass der Staatsrat ernannt ist‹, dachte Odlebor, der froh war, die Namenlosen Tage wohlbehalten hinter sich gebracht zu haben. ›Die Königin muss die Bestallung noch im letzten Jahr gezeichnet haben. Dennoch habe ich nichts erfahren.‹ Oldebor kratzte sich am Hals: Die Rasur war in dieser Vorfrühe einfach misslungen. ›Ich binm durchaus gespannt. Immerhin: Praiodan – Praios hab ihn selig – hatte uns ganz gut im Griff. Er war streng, aber gerecht. Und stets inspirierend. Alter Adel eben, dazu hochgebildet, charakterfest und manchmal visionär.‹ Oldebor rutschte auf dem Sessel herum. ›Andererseits fange ich wohl auch schon an, Luring zu verklären. Der Mann war ein sturer Hund, ein nicht immer feiner Taktiker und darüber hinaus hat er uns manchmal die Luft abgeschnürt mit seinem Praiosseibeieuch. Vielleicht wird der Neue ja ein angenehmer Zeitgenosse. Ein Wiederaufbauer, ein Einiger, einer, den wir gerne unterstützen. Es wird Zeit, denn die Diskussionen der letzten Wochen um den neuen Staatsrat lassen nichts Gutes erwarten. Zu viele versprechen sich zuviel davon. Es könnte Ärger geben, wenn einige enttäuscht wären.‹

Derlei dachte der Burggraf, sann über den schöne Morgen nach (›Luring hätte das gemocht: Das erste Licht des Jahres‹), als ein königlicher Bote eintraf, geleitet von zwei Panthergardisten und eingelassen von Gsevino vom Prutzenbogen, der offenbar sein Lager in den Gewölben bei den Akten aufgeschlagen hatte. ›Immer noch besser als die Absteige, in der er sich letzthin eriwschen ließ‹, dachte Oldebor und erhob sich.

»Edelhochgeboren Oldebor von der Raulsmark?«

»Derselbe.«

»Praios zum Gruße!«

»Auch Euch!«

»Ich überbringe Euch Nachricht und Zeitung von Ihrer Majestät der Königin Garetiens, Rohaja von Gareth, Kaiserin des Reiches Rauls des Großen, die Zwölfe mögen sie behüten!«

Und mit diesen Worten überreichte er dem Raulsmärker das Billet. Jener öffnete es nicht ohne Aufregung, entfaltete das Pergament und erbleichte postwendend.

»Das kann nicht ...«, entfuhr es ihm, aber er dachte: ›Das wird Ärger geben.‹


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