Geschichten:Blutiger Ernst - Die Übergabe

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Nacht zum 23. Peraine, Salzhof der städtischen Speicherhallen in Eschenrod

Der Fuhrknecht Voltan ist schon häufiger auch in der Nacht mit seinem schweren Wagen durch Eschenrod gefahren. Der Auftrag, den er von seinem Kunden, einem Händler aus der Raulsmark, erhält, ist einfach und klar. Gemeinsam laden sie die schwere Eichentruhe, die er als einzige Ware nach Eschenrod transportieren soll, auf den Karren, mächtig schwer ist sie, sicherlich sieben Zentner, wenn nicht noch mehr. Der junge Herr, der sich neben Voltan auf den Kutschbock schwingt, hat sich ihm nicht vorgestellt, aber Adelsleute erkennt Voltan mit geschlossenen Augen. Der kann sich noch so verkleiden, denkt er sich, der ist doch mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden. Jedenfalls, und das ist die Hauptsache, der Kunde zahlt einen angemessenen Preis für die Nachtfahrt.

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Der Wachmann Geldrian am Tor der Speicherhallen in Eschenrod hält den Karren kurz an und fragt nach dem Passierschein in die Höfe. Der junge Begleiter des Fuhrmannes zieht ihn aus dem Ärmel seines Mantels und reicht ihn herüber. Der Schein ist in Ordnung, der Wächter wirft einen gewohnheitsmäßigen Blick auf die Ladefläche. Geldrian öffnet die Schranken und winkt den leeren Wagen durch. Ein routinierter Seitenblick fällt auf das Raulsmärker Wappen des schweren Stoerrebrander Wagens. Die hiesigen Wappen sind Geldrian bestens bekannt. Er sieht, wie der Wagen hinter den Getreidehallen abbiegt und auf die Salzhöfe fährt. Daran ist nichts Besonderes. Es ist ja nicht der erste heute Abend.

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Der Lastenträger Ugdalf steht und wartet. Kaut Mohacca. Spuckt den braunen Priem auf den gepflasterten Boden. Soll eigentlich beim Beladen der Getreidesäcke helfen. Hat sich aber dünne gemacht. Hier auf den Salzhöfen ist tote Hose. Keiner stört. Plötzlich rattert es, rumpelt, kommt einer der schweren Stoerrebrander angefahren. Ugdalf zieht sich ein bisschen mehr in den Schatten zurück. Unter der flackernden Funzel springen zwei Kerle vom Wagen. Der eine ist wohl der Fuhrmann, der andere passt nicht hierher. Sie unterhalten sich leise, der Fuhrmann nimmt einen kleinen Beutel von dem anderen an und geht weg. Der andere steht auf dem Hof und schaut sich um. Das ist so ein Schnösel, ein junger Kerl, wirkt ein bisschen unsicher, kennt sich hier nicht aus. Pfeift dann wer leise aus einer der leeren Hallen gegenüber. Eine zierliche Frau, kaum zu erkennen in ihren dunklen Kleidern. Winkt den Schnösel zu sich, stellen sich da in eine dunkle Ecke und warten. Dauert nicht lange, dann kommt einer, und fährt den einsamen Wagen in eine der großen Salzhalle am Ende der Salzhöfe. Die beiden gucken nur hinterher.

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Die Nachtwächterin Hidda ruft laut und deutlich die Geisterstunde aus. In Eschenrod ist es heute auffallend still und leise, nur graue Katzen streifen um die Straßenecken. Ihr Blick streift gewohnheitsmäßig über die finsteren Fassaden der Mietskasernen und die stinkenden Nebenstraßen. Die Laterne fest in der Hand läuft Hidda gemütlich von der Stadtvogtei in Richtung Speichermarkt, um ihre nächste Runde zum Tempel des Handwerks zu beginnen. Aber erst mal freut sie sich auf einen kleinen Plausch mit den Wächtern am Tor der Speicherhallen. Dort verlassen in diesem Moment mehrere Fuhrwerke die Höfe und fahren in verschiedene Richtungen davon. Einer von den Wagen fährt dicht an ihr vorüber. Hidda fällt sofort das Raulsmärker Wappen auf. Der Fuhrmann hebt lässig die rechte Hand zum Gruß und verschwindet in Richtung Sonnengrund. Während sich die korpulente Nachtwächterin noch wundert, dass der Wagen nach Süden fährt, bemerkt sie eine zierliche Frau und einen jungen Mann, die beide hastig den Wagen hinterhereilen. Hidda hat gelernt, sich nicht in fremde Geschäfte einzumischen. Dafür immerhin gibt ihr der alte Lastrano genügend Taler.

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Der Hauptmann der Raulsmärker Garde Helmfried wird leise, aber bestimmt von einer Magd aus seinem oberflächlichen Schlaf geweckt. Lange ist er noch nicht von seinem nächtlichen Ausflug mit Rhodena zurück, um einen Blick auf die Übergabe zu werfen. Jeder von ihnen war heimlich einem der vier Wagen gefolgt, welche aus genau der großen Salzhalle gekommen waren, worin das Fuhrwerk mit der Truhe verschwunden war. Alle vier Wagen hatten das Wappen der Raulsmark getragen, sie alle hatten in der Dunkelheit so verflucht gleich ausgesehen. Irgendwo in Meilersgrund hat der Fuhrmann den Wagen, den Helmfried verfolgt hatte, dann in einen Hinterhof abgestellt und ist verschwunden. Im Wagen selber keine Spur des Goldes, Helmfried war dem falschen gefolgt. Rhodena berichtete etwas ähnliches, als sie sich wieder im Villenviertel wieder getroffen haben. Der Fuchs war diese Nacht nicht mit seiner Fähe gewesen. Dem Burggrafen hatten sie nichts von ihrem nächtlichen Ausflug erzählt, er hätte ihnen vorgehalten, dass sie Sigman nur in unnötige Gefahr gebracht hätten. Die Magd hält eine Kerze in der Hand und sieht müde aus, die Anspannung ist im ganzen Haus zu spüren. Man erwarte ihn oben bei Seiner Edelhochgeboren, man habe im Morgengrauen neue Nachrichten erhalten. Rasch und flink eilt Kaiserswohl durch die schummrigen Gänge der Villa Geldana in die Arbeitsräume des Burggrafen, wo er alle Familienmitglieder des Hauses Weyringhaus um den schweren eichenen Schreibtisch versammelt sieht. Das aufgehende Praiosmal wirft Schatten auf die versteinerten Gesichter der Runde, die grauer und eingefallener wirken, als an den letzten Tagen, an denen man noch in unbedarften Stunden die Bitterkeit durch einen leichten Spruch und ein aufmunterndes Lächeln zu vertreiben suchte. Wortlos übergibt Meister Wiesbach dem Hauptmann das Stück Pergament, welches Helmfried besonders fleckig und etwas feucht vorkommt. Er überfliegt hastig die wenigen Zeilen. Dann fällt sein Blick auf das unförmige Ding im Schoß des Burggrafen. Eine einzelne blutige Hand, an dessen Finger sich ein Siegelring mit einem Hufeisen befindet.


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An Seine Hochwohlgeboren Oldebor von Weyringhaus von der Raulsmark!
 
 
 
 
Wir stellen zu unserer Zufriedenheit fest, dass Ihr die Angelegenheit ernst nehmt. Als Zeichen unseres Ernstes übersenden wir dem Vater die ihm bekannte Hand seines Sohnes. Unser Auftraggeber ist bereit, Euch gegen einen detaillierten Bericht über die derzeitige Heeresstärke des Mittelreiches sowie den genauen, ausführlichen und aktuellen Forschungsstand der sich im Besitz des Mittelreichs befindlichen Splitter der Dämonenkrone den unversehrten Rest Eures Kindes zu liefern. Ansonsten werden wir Euch mitteilen, an welcher Stelle der Garether Gosse der Kopf Eures Erben zu finden sein wird.
 
 
 
 
Gezeichnet
Yelwyn von Brachenhag