Heroldartikel:Gespräch mit dem Finsterroder Baron

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Gespräch mit dem Finsterroder Baron


Der Kriegsrat in Weihenhorst ist vorüber. Waren kurz zuvor schon tapfere Streiter unter der Führung des Gemahls der Greifin, Edelbrecht von Eberstamm, aufgebrochen um Weiden in der Stunde der Not zu Hilfe zu eilen, so ist nun auch eine weitere schlagkräftige Truppe unterwegs um eben diese zu verstärken. Aus diesem Anlass sprachen wir mit einem der, nun man muss es schon sagen, wenigen in der Mark verbliebenen Adeligen, dem Baron zur Finsterrode, Seine Hochgeboren Genzmer von Radulfshausen.


HEROLD: PRAios zum Gruße, Euer Hochgeboren.


HGvR: PRAios zum Gruße. Kommen wir zur Sache.


HEROLD: Ja, so kennt man Euch, Hochgeboren. Ein Mann der Tat, der nicht viele Worte machen mag. Aber wenn Ihr mir die Freiheit gestattet, warum seid Ihr nicht auf dem Weg mit den anderen Streitern gen Yrramis um nach Weiden zu gelangen?


HGvR: Ihr beantwortet Eure Frage doch schon selbst. Habt Ihr Euch die Wegstrecke der beiden Truppen einmal angesehen? Warum begeht man den mehr als nur beschwerlichen Weg durch den Finsterkamm nach Yrramis? Nur um dann gleich wieder durch den Finsterkamm zu reisen? Ich bitte Euch, wenn man nach Weiden will, dann gibt es für ein Heer weitaus bessere Wege als Pässe durch den Finsterkamm. Seid Ihr schon einmal im Finsterkamm gewesen? Finsterrode liegt am, oder besser, direkt im Finsterkamm. Ich weiß wovon ich spreche. Das ist kein Gebirge durch das man ein Heer oder irgendwelche Truppen schleusen kann. Nicht ohne ein großes Risiko einzugehen - und sichere Verluste. Nein, wenn Ihr mich fragt, dann ist diese Aktion das Dümmste was mir seit langem untergekommen ist.


HEROLD: Ein hartes Urteil, Euer Hochgeboren.


HGvR: Das mag sein, doch mag ich es nicht, wenn man ein Blatt vor den Mund nimmt, und Sachen, die man eigentlich sagen möchte irgendwie verklausuliert wiedergibt. Wir sind ja schließlich nicht im Horasreich, nicht wahr? Wenn ich da nur an diesen aufgeblasenen Heiratsantrag des werten Edelbrechts denke...


HEROLD: Was genau meint Ihr?


HGvR: Nun, Ihr könnt das alles in Eurer Gazette nachlesen, falls Ihr nicht wie ich Zeuge geworden seid. Jedenfalls betonte Edelbrecht während des Antrages allen ernstes, er wolle nicht für sich mit dieser Heldentat, jenem Reichtum etc. pp. für sich werben. Ich frage Euch: Wenn er es nicht will, warum betont er das dann immer wieder auf so penetrante Art und Weise?


HEROLD: Äh ja, da mögt Ihr vielleicht Recht haben. Aber ich habe das Gefühl, wir kommen etwas ab vom eigentlichen Thema. Ihr spracht von Verlusten?


HGvR: Ja, in der Tat. Niemand kann allen Ernstes erwarten, dass nicht ein beträchtlicher Teil der Streiter vom Finsterkamm in den Tod gerissen werden. Er ist ein heimtückisches Gebirge. Und viele von ihnen werden das erste Mal auf ihn treffen, und nicht wissen, wie sie mit ihm umzugehen haben. Bedenkt meine Worte. Nicht viele werden in Weiden eintreffen, wenn ihnen die Götter nicht besonders hold sind.


HEROLD: Unsere aller besten Wünsche sind gewisslich mit ihnen! Aber sagt, denkt Ihr nicht, es ist die Gefahr wert? Der Finsterkamm wird von den Orks gereinigt werden und Weiden bekommt wichtige Verstärkung.


HGvR: Ja. Oder besser gesagt: Nein. Ich denke man muss schon sehr viel Dergelsteiner Zwetschg getrunken haben, um sich auch nur eine klitzekleine Chance auszurechnen, die vermaledeiten Schwarzpelze aus dem Finsterkamm zu vertreiben. Sie kennen sich dort bestens aus, wissen sich dort zu verbergen. Ich würde mich nicht wundern, wenn stattdessen diese tapferen Streiter in den einen oder anderen Hinterhalt geraten würden... Ich mache mir ernsthafte Sorgen, denn einige meiner Freunde sind ebenfalls blind in den Finsterkamm geritten, namentlich der Junker vom Boronshof und der Baron von Quastenbroich. Überhaupt ist eine viel zu große Zahl von Streitern unterwegs. Ich selbst habe mittlerweile den Überblick verloren, wer alles unterwegs ist. Die Verteidigung Greifenfurts wird zu sehr vernachlässigt. Ein jeder hat sich auf diese „heldenhafte Mission“ aufgemacht, die Augen verschlossen vor den Gefahren, die diese Unterfangen für Greifenfurt mit sich bringt.


HEROLD: Was genau meint Ihr?


HGvR: Die Truppen, die in Greifenfurt geblieben sind, wurden dadurch sehr geschwächt. Seht einmal wie viele Männer und Frauen uns in Greifenfurt geblieben sind! Ich will ja noch nicht einmal von den Truppen von von Plaue anfangen, auch diese hinterlassen eine große Lücke. Es werden zwar vereinzelt Truppen aus anderen Provinzen nach Greifenfurt verlegt, doch geschieht das beileibe nicht im ausreichenden Maße, denn nicht jeder ist so entschlossen wie der Baron von Höllenwall. Die Natter macht ihrem Namen wieder einmal alle Ehre, doch sie wird sich früher oder später in ihren eigenen Hals beißen...


HEROLD: Vielen Dank für dieses Gespräch, Euer Hochgeboren. Möchtet Ihr noch abschließende Worte verlieren?


HGvR: Ich kann nur wiederholen, was ich bereits gesagt habe. Die Entscheidung unter der Führung Edelbrechts einen kritischen Teil der Greifenfurter Verteidigung auf mehr als fragwürdige Mission durch den Finsterkamm zu schicken, wird sich als ein schwerwiegender Fehler erweisen. Ein Fehler, der vielen tapferen Männern und Frauen das Leben kosten wird. Ich bete zu allen ZWÖlfen, dass ich falsch liege...



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Texte der Hauptreihe:
6. Ing 1026 BF zur abendlichen Boronstunde
Gespräch mit dem Finsterroder Baron
Gesandtschaft zu den Zwergen?


Kapitel 50

Turniersaison 1026/27 in Leihenbutt eröffnet
Autor: R. Wetzel